Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Graf mit einem eisigen Ernst.
»Weil ... ein Mann, der Geschmack für eine Frau hat, ein so bedeutender Mann wie Sie, ein so schöner Herr wie Sie, berechtigt ist, in Zorn zu gerathen, sogar Ekel zu bekommen, wenn eine Tolle, wie ich, ihn abweist. Oh! verlassen Sie mich nicht, richten Sie mich nicht zu Grunde, fassen Sie keinen Haß gegen mich, mein Herr!« rief die junge Frau.
Und eben so erschrocken, als sie cokett gewesen war, schlang sie ihren Hals um Cagliostro's Hals.
»Arme Kleine!« sagte dieser, indem er einen keuschen Kuß auf Oliva's Stirn hauchte, »wie sie bange hat! Haben Sie keine so abscheuliche Meinung von mir, meine Tochter, Sie liefen Gefahr, ich habe Ihnen einen Dienst geleistet; ich hatte Ideen mit Ihnen, ich bin davon zurückgekommen, doch das ist das Ganze. Ich habe Ihnen nicht mehr Haß zu bezeigen, alsSie mir Dankbarkeit zu bieten haben. Ich habe für mich gehandelt, Sie haben für sich gehandelt, wir sind quitt.«
»Oh! mein Herr, wie viel Güte, welch ein edelmüthiger Mann sind Sie!«
Und Oliva legte zwei Arme statt eines einzigen auf Cagliostro's Schultern.
Doch dieser schaute sie mit seiner gewöhnlichen Ruhe an und sprach:
»Sie sehen wohl, Oliva, trügen Sie mir jetzt Ihre Liebe an, ich ...«
»Nun?« fragte sie ganz roth.
»Trügen Sie mir jetzt Ihre anbetungswürdige Person an, ich würde sie zurückweisen, so sehr liebe ich es, nur wahre, reine und von allem Interesse freie Gefühle einzuflößen. Sie haben mich für interessirt gehalten. Sie sind in Abhängigkeit von mir gerathen. Sie halten sich für verbunden; ich möchte glauben, Sie seien mehr dankbar, als gefühlvoll, mehr erschrocken, als verliebt: bleiben wir, wie wir sind. Ich erfülle in dieser Hinsicht Ihren Wunsch. Ich komme allen Ihren zartsinnigen Rücksichten zuvor.«
Oliva ließ ihre Arme fallen und entfernte sich einige Schritte beschämt, gedemüthigt, bethört durch diese Großmuth Cagliostro's, worauf sie nicht gerechnet hatte.
»Es ist also,« sagte der Graf, »es ist also abgemacht, meine liebe Oliva, Sie werden mich als Freund behalten; Sie werden alles Zutrauen zu mir haben, Sie werden sich meines Hauses, meiner Börse, meines Kredits bedienen, und ...«
»Und ich werde mir sagen, es gebe Menschen auf dieser Welt, welche weit erhaben über alle diejenigen sind, die ich kennen gelernt habe.«
Oliva sprach diese Worte mit einem Zauber und einer Würde, welche einen Zug in diese eherne Seele eingruben, deren Körper man einst Balsamo nannte.
»Jede Frau ist gut,« dachte er, »wenn man in ihr die Saite berührt hat, welche dem Herzen entspricht.«
Dann sich Oliva nähernd:
»Von diesem Abend an werden Sie den obersten Stock des Hauses bewohnen. Es ist dieß eine Wohnung, bestehend aus drei als Observatorium angebrachten Zimmern, über dem Boulevard und der Rue Saint-Claude. Die Fenster gehen auf Menilmontant und Belleville. Einige Personen werden Sie dort sehen können. Das sind friedliche Nachbarn, fürchten Sie dieselben nicht. Brave Leute ohne Verbindungen, ohne Argwohn über das, was Sie sein dürften. Lassen Sie sich von ihnen sehen, doch ohne daß Sie sich aussetzen, und besonders, ohne daß Sie sich jedem Vorübergehenden zeigen, denn die Rue Saint-Claude wird zuweilen von den Agenten des Herrn von Crosne durchforscht; dort werden Sie wenigstens Sonne haben.«
Oliva klatschte freudig in ihre Hände.
»Soll ich Sie dahin führen?« fragte Cagliostro.
»Diesen Abend?«
»Gewiß, diesen Abend. Ist Ihnen das lästig?«
Oliva schaute Cagliostro tief an. Eine unbestimmte Hoffnung kehrte in ihr Herz oder vielmehr in ihren eitlen und verdorbenen Kopf zurück.
»Gehen wir,« sagte sie.
Der Graf nahm im Vorzimmer eine Laterne, öffnete selbst mehrere Thüren, stieg, von Oliva gefolgt, eine Treppe hinauf und gelangte zum dritten Stock in die von ihm bezeichnete Wohnung. Sie fand dieselbe ganz ausgestattet, ganz blühend, ganz wohnlich.
»Man sollte glauben, ich wäre hier erwartet worden,« sagte sie.
»Nicht Sie,« erwiderte der Graf, »sondern ich, der ich die Aussicht von diesem Pavillon liebe und oft hier schlafe.«
Oliva's Blick nahm die falben, blitzenden Tinten an, welche oft die Augensterne der Katzen färben.
Ein Wort drängte sich auf ihre Lippen, Cagliostro hielt es durch die Aeußerung zurück:
»Es wird Ihnen an nichts fehlen, Ihre Kammerjungfer wird in einer Viertelstunde bei Ihnen sein. Gute Nacht, Mademoiselle.«
Und er verschwand, nachdem er eine tiefe, durch ein
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