Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
wahnsinnige Liebe für die Person der Königin hegte. Treffen Sie auch Ihre Wahl: auf welche von Beiden, auf die Königin oder die Frau, soll dieser Anbeter die Anklage der Schande oder der Unredlichkeit werfen?«
»Herr von Charny!« rief die Königin, indem sie erbleichend auf den jungen Mann zuschritt, »wenn Sie sich nicht sogleich entfernen, so werde ich Sie durch meine Wachen wegjagen lassen.«
»Ich will Ihnen also, ehe ich weggejagt werde, sagen, warum Sie eine unwürdige Königin und eine Frau ohne Ehre sind!« rief Charny trunken vor Wuth. »Seit drei Nächten folge ich Ihnen in Ihrem Parke!«
Statt sie, wie er hoffte, unter diesem furchtbaren Schlage aufspringen zu sehen, sah Charny nur, daß die Königin das Haupt erhob und sich ihm näherte.
»Herr von Charny,« sagte sie, seine Hand ergreifend. »Sie sind in einem Zustand, der mein Mitleid erregt; nehmen Sie sich in Acht, Ihre Augen funkeln, Ihre Hand zittert, Blässe bedeckt Ihre Wangen, all Ihr Blut fließt nach Ihrem Herzen. Sie leiden, soll ich rufen?«
»Ich habe Sie gesehen,« wiederholte er kalt, »gesehen mit dem Mann, als Sie ihm die Rose gaben; gesehen mit dem Mann, als er Ihnen die Hände küßte; gesehen, als Sie mit ihm in die Apollo-Bäder eintraten.«
Die Königin fuhr mit einer Hand über ihre Stirne, als wollte sie sich versichern, daß sie nicht schlafe.
»Herr von Charny,« sprach sie, »setzen Sie sich, denn Sie werden umfallen, wenn ich Sie nicht halte, setzen Sie sich, sage ich Ihnen.«
Charny sank in der That in einen Lehnstuhl, die Königin setzte sich zu ihm auf ein Tabouret, nahm seine beiden Hände, schaute ihm bis in den Grund seiner Seele und sprach:
»Seien Sie ruhig, beschwichtigen Sie Geist und Herz und wiederholen Sie mir, was Sie so eben gesagt haben.«
»Oh! wollen Sie mich tödten!« murmelte der Unglückliche.
»Lassen Sie mich Sie befragen. Seit wann sind Sie von Ihren Gütern zurückgekehrt?«
»Seit vierzehn Tagen.«
»Wo wohnen Sie?«
»Im Hause des Jägermeisters, das ich ausdrücklich gemietet habe.«
»Ah! ja, das Haus des Selbstmörders, an der Grenze des Parks?«
Charny bejahte durch eine Geberde.
»Sie sprechen von einer Person, die Sie mit mir gesehen hatten?«
»Ich spreche zunächst von Ihnen, die ich gesehen habe.«
»Wo dieß?«
»Im Parke.«
»Zu welcher Stunde, an welchem Tag?«
»Um Mitternacht, am Dienstag zum ersten Mal.«
»Sie haben mich gesehen?«
»Wie ich Sie jetzt sehe, und ich habe auch diejenige gesehen, welche Sie begleitete.«
»Es begleitete mich Jemand? Würden Sie diese Person erkennen?«
»Vorhin kam es mir vor, als sähe ich sie hier; doch ich will es nicht behaupten. Nur die Haltung ist ähnlich; was das Gesicht betrifft, so verbirgt man es, wenn man solche Verbrechen begeht.«
»Gut!« sagte die Königin mit Ruhe; »Sie haben meine Begleiterin nicht erkannt, aber mich ...«
»Oh! Sie, Madame, ich habe Sie gesehen ... Wie! sehe ich Sie nicht?«
Sie stampfte ängstlich auf den Boden.
»Und ... der Gefährte,« sagte sie, »derjenige, welchem ich eine Rose gegeben habe ... denn Sie haben mich eine Rose geben sehen?«
»Ja: dieser Kavalier, ich konnte ihn nie erreichen.«
»Sie kennen ihn jedoch?«
»Man nennt ihn Monseigneur; das ist Alles, was ich weiß.«
Die Königin schlug sich mit concentrirter Wuth vor die Stirne und rief:
»Fahren Sie fort; am Dienstag habe ich eine Rose gegeben ... und am Mittwoch?«
»Am Mittwoch haben Sie Ihre beiden Hände zu küssen gegeben.«
»Oh!« murmelte sie, indem sie sich in die Hände biß. »Am Donnerstag endlich, gestern?«
»Gestern haben Sie anderthalb Stunden mit diesem Manne in der Apollo-Grotte zugebracht, wo Ihre Begleiterin Sie allein gelassen hatte.«
Die Königin stand ungestüm auf.
»Und ... Sie ... haben mich ... gesehen?« sagte sie, jede Sylbe abstoßend.
Charny hob eine Hand zum Himmel empor, um zu schwören.
»Oh! ... er schwört!« rief die Königin ebenfalls von der Wuth fortgerissen«
Charny wiederholte feierlich seine anklagende Geberde.
»Mich? mich?« sagte die Königin, indem sie sich auf den Busen schlug, »mich haben Sie gesehen?«
»Ja, Sie. Am Dienstag trugen Sie Ihr grünes Kleid mit goldmoirirten Streifen; am Mittwoch Ihr Kleid mit blauem und rostfarbigem Astwerk; gestern Ihr braungelbes Kleid, das Sie anhatten, als ich Ihnen zum ersten Mal die Hand küßte. Sie waren es! Sie waren es! Ich sterbe vor Schmerz und Scham, indem ich Ihnen auf mein Leben, auf meine Ehre, auf
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