Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Juweliere in seinem Hotel. Er war sehr erstaunt, daß sie, trotz des Verbots, so hartnäckig Einlaß bei ihm begehrten. Dreimal jagte er seinen Kammerdiener hinaus, der zum vierten Mal seinen Angriff mit der Aeußerung erneuerte, die Herren Böhmer und Bossange haben erklärt, sie würden nur weggehen, wenn man sie durch Gewalt dazu zwänge.
»Was soll das bedeuten?« dachte der Cardinal. »Sie mögen eintreten.«
»Sie traten ein. Die verstörten Gesichter zeugten von dem heftigen Kampf, den sie moralisch und körperlich auszustehen gehabt hatten. Waren die Unglücklichen bei einem der Kämpfe Sieger geblieben, so hatten sie dagegen in dem andern eine Niederlage erlitten. Nie waren mehr aus dem Geleise gebrachte Köpfe berufen gewesen, vor einem Kirchenfürsten zu functioniren.
»Vor Allem,« rief der Cardinal, als er sie sah, »was soll diese Brutalität, meine Herren Juweliere? ist man Ihnen etwas schuldig?«
Der Ton dieses Eingangs verwandelte die zwei Associés vor Schrecken in Eis.
»Fangen die Scenen von dort wieder an?« sagte Böhmer schielend zu seinem Verbündeten.
»Oh! nein, nein,« erwiderte der Letztere, indem er seine Perücke mit einer sehr kriegerischen Bewegung zurechtrichtete, »ich, meinerseits, bin auf alle Stürme gefaßt.«
Und er machte einen fast drohenden Schritt, während der klügere Böhmer zurückblieb.
Der Cardinal hielt sie für Narren und sagte es ihnen unumwunden.
»Monseigneur,« sprach Böhmer in seiner Verzweiflung, jede Sylbe mit einem Seufzer zerhackend, »Gerechtigkeit! Barmherzigkeit! verschonen Sie uns mit Ihrer Wuth und zwingen Sie uns nicht, die Achtung gegen den größten, erhabensten Fürsten zu verletzen.«
»Meine Herren,« sagte der Cardinal, »entweder sind Sie keine Narren, und dann wird man Sie zum Fenster hinauswerfen, oder Sie sind Narren, und dann wirft man Sie ganz einfach vor die Thüre. Wählen Sie.«
»Monseigneur, wir sind keine Narren, wir sind bestohlen!«
»Was geht das mich an? ich bin nicht Policeilieutenant.«
»Aber Sie haben das Halsband in Ihren Händen gehabt, Monseigneur,« entgegnete Böhmer schluchzend. »Sie werden gerichtliche Aussage machen. Sie werden ...«
»Ich habe das Halsband gehabt?« versetzte der Prinz. »Das Halsband ist also gestohlen worden?«
»Ja, Monseigneur.«
»Nun! was sagt die Königin?« rief der Cardinal mit einer Bewegung lebhafter Theilnahme.
»Die Königin hat uns zu Ihnen geschickt, Monseigneur.«
»Das ist sehr liebenswürdig von Ihrer Majestät. Doch was kann ich hiebei machen, meine armen Leute?«
»Sie vermögen Alles, Monseigneur; Sie können sagen, was man damit gethan hat.«
»Ich?«
»Gewiß.«
»Mein lieber Herr Böhmer. Sie könnten diese Sprache gegen mich führen, wenn ich bei der Räuberbande wäre, die der Königin das Halsband gestohlen hat.«
»Nicht der Königin ist das Halsband gestohlen worden.«
»Mein Gott! wem denn?«
»Die Königin leugnet es in ihrem Besitze gehabt zu haben.«
»Wie! sie leugnet?« sagte zögernd der Cardinal; »Sie haben doch eine Handschrift von ihr?«
»Sie sagt, die Handschrift sei falsch.«
»Ah! meine Herren, Sie verlieren den Kopf!« rief der Cardinal.
»Ist es wahr?« sagte Böhmer zu Bossange, und dieser antwortete mit einer dreifachen Beipflichtung.
»Die Königin,« sprach der Cardinal, »die Königin hat geleugnet, weil Jemand bei ihr war, als Sie mit ihr sprachen.«
»Niemand, Monseigneur, doch das ist noch nicht Alles.«
»Was denn noch?«
»Die Königin hat nicht nur geleugnet, sie hat nicht nur behauptet, die Verschreibung sei falsch; sondern sie hat uns auch einen Schein von uns gezeigt, in dem bezeugt wird, daß wir das Halsband zurückgenommen haben.«
»Einen Schein von Ihnen? ... Und dieser Schein?«
»Ist falsch, wie der andere; Sie wissen das wohl, Herr Cardinal.«
»Falsch ... Zwei Fälschungen ... Und Sie sagen, ich wisse das wohl?«
»Sicherlich, da Sie gekommen sind, um uns in dem zu bestätigen, was uns Frau von La Mothe gesagt hatte; denn Sie, Sie wußten, daß wir das Halsband wirklich verkauft hatten, und daß es in den Händen der Königin war.«
»Ahl ah!« sagte der Cardinal, während er mit einer Hand über seine Stirn fuhr, »das sind, wie mir scheint, sehr ernste Dinge. Verständigen wir uns ein wenig. Meine Operationen mit Ihnen waren folgende.«
»Gut, Monseigneur.«
»Zuerst durch mich für Rechnung Ihrer Majestät gemachter Ankauf eines Halsbandes, auf welches ich Ihnen zweimal hundert und
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