Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
fünfzigtausend Livres bezahlt habe.«
»Das ist wahr, Monseigneur.«
»Dann von der Königin unmittelbar unterschriebener Verkauf, Sie haben mir das wenigstens gesagt, mit Terminen von ihr selbst und auf die Verantwortlichkeit ihrer Unterschrift?«
»Ihrer Unterschrift ... Sie sagen, es sei die Unterschrift der Königin, nicht wahr, Monseigneur?«
»Zeigen Sie sie mir!«
»Hier ist sie.«
Die Juweliere zogen die Verschreibung aus ihrem Portefeuille. Der Cardinal warf einen Blick darauf.
»Ei! Sie sind Kinder!« rief er. » Marie Antoinette von Frankreich ... Ist die Königin nicht eine Tochter des Hauses Österreich? Sie sind betrogen: die Schrift und die Unterzeichnung, Alles ist falsch!«
»Aber Frau von La Mothe muß den Fälscher und den Dieb kennen,« riefen die Juweliere ganz außer sich.
Die Wahrheit dieser Behauptung wirkte schlagend auf den Cardinal.
»Rufen wir Frau von La Mothe,« sagte er sehr beunruhigt.
Und er läutete, wie es die Königin gethan hatte.
Seine Leute stürzten fort, um Jeanne zu verfolgen, deren Wagen noch nicht fern sein konnte»
Die Herren Böhmer und Bossange kauerten sich indessen, wie Hasen in's Lager, in die Versprechungen der Königin und wiederholten:
»Wo ist das Halsband? wo ist das Halsband?«
»Sie werden mich taub machen,« sagte der Cardinal sehr ärgerlich. »Weiß ich, wo Ihr Halsband ist? Ich habe es selbst der Königin übergeben, mehr weiß ich nicht.«
»Das Halsband, wenn wir kein Geld bekommen! das Halsband!« wiederholten die zwei Kaufleute.
»Meine Herren, das geht mich nichts an,« schrie der Cardinal außer sich und nahe daran, seine zwei Gläubiger aus der Thüre zu werfen.
»Frau von La Mothe, die Frau Gräfin,« schrieen Böhmer und Bossange, heiser durch ihr verzweifeltes Gejammer, »sie ist es, die uns zu Grunde gerichtet hat.«
»Frau von La Mothe ist von einer Redlichkeit, welche zu verdächtigen ich Ihnen verbiete, wenn Sie nicht in meinem Hause krumm und lahm geschlagen werden wollen.«
»Ein Schuldiger ist doch da,« entgegnete Böhmer mit kläglichem Tone, »diese zwei Fälschungen sind von Jemand gemacht worden.«
»Etwa von mir?« rief Herr von Rohan hoffärtig.
»Monseigneur, das wollen wir gewiß nicht sagen.«
»Nun also?«
»Monseigneur, um Gottes willen eine Erklärung.«
»Warten Sie, bis ich selbst eine habe.«
»Aber, Monseigneur, was sollen wir der Königin antworten? denn Ihre Majestät schreit ebenso laut gegen uns.«
»Und was sagt sie?«
»Die Königin sagt, Sie oder Frau von La Mothe haben das Halsband, nicht sie.«
»Wohl denn!« sprach der Cardinal, bleich vor Scham und Zorn, »sagen Sie der Königin, daß ... Nein, sagen Sie ihr nichts ... Genug des Aergernisses. Doch morgen ... morgen, hören Sie, halte ich das Amt in der Capelle von Versailles; kommen Sie, Sie werden sehen, wie ich mich der Königin nähere, wie ich sie frage, ob sie das Halsband nicht in ihrem Besitze habe, und Sie werden dann hören, was sie antwortet! leugnet sie mir gegenüber, dann, meine Herren, bin ich Rohan, und ich werde bezahlen!«
Und nach diesen Worten, die er mit einer Größe sprach, wovon die einfache Prosa keinen Begriff geben kann, entließ der Prinz die zwei Kaufleute, und diese gingen rückwärts, sich mit den Ellenbogen berührend, hinaus.
»Morgen also,« stammelte Böhmer noch, »nicht wahr, Monseigneur?«
»Morgen Vormittag um elf Uhr in der Kapelle von Versailles,« antwortete der Cardinal«
LXXIV.
Fechtkunst und Diplomatie.
Am andern Tag gegen zehn Uhr kam ein Wagen mit dem Wappen des Herrn von Breteuil in Versailles an.
Diejenigen von unsern Lesern, welche sich der Geschichte Balsamo's und Gilberts erinnern, werden nicht vergessen haben, daß Herr von Breteuil, ein Nebenbuhler und persönlicher Feind des Herrn von Rohan, seit langer Zeit auf jede Gelegenheit lauerte, um seinem Gegner einen tödtlichen Schlag beizubringen.
Die Diplomatie ist der Fechtkunst in der Hinsicht sehr überlegen, daß bei letzterer Wissenschaft ein Gegenstoß in einer Secunde gegeben sein muß, während die Diplomaten fünfzehn Jahre und mehr, wenn es sein muß, haben, um den Stoß, den sie zurückgeben, zu combiniren und so tödtlich als möglich zu machen.
Herr von Breteuil hatte den König eine Stunde vorher um eine Audienz bitten lassen, und er fand Seine Majestät, als sie sich gerade ankleiden ließ, um zur Messe zu gehen.
»Ein herrliches Wetter!« sagte Ludwig XVI. ganz heiter, als der Diplomat in sein Cabinet eintrat,
Weitere Kostenlose Bücher