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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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in der That eine andere Schwierigkeit. Der Name Andree hatte Alles vor dem König gerettet. Aber wer konnte für diesen launenhaften, unabhängigen, eigenwilligen Geist stehen, den man Fräulein von Taverney nannte? wer konnte darauf zählen, daß diese stolze Person sich ihrer Freiheit, ihrer Zukunft zu Gunsten einer Königin entäußern würde, welche wenige Tage zuvor als Feindin von ihr geschieden war?
    Was würde dann geschehen? weigerte sich Andree, und dieß war wahrscheinlich, so stürzte das ganze Lügengerüste ein. Die Königin wurde eine Intrigantin von mittelmäßigem Geiste, Charny ein flacher Cicisbeo, und in eine Anklage verwandelt, nahm die Verleumdung die Verhältnisse eines unzweifelhaften Ehebruchs an.
    Marie Antoinette fühlte, wie ihr Verstand bei diesen Betrachtungen sich verwirrte; sie hätte beinahe der Möglichkeit derselben nachgegeben; sie senkte ihren brennenden Kopf in ihre Hände und wartete.
    Wem sich anvertrauen? Wer war denn die Freundin der Königin? Frau von Lamballe? Oh! die reine Vernunft, die kalte, unbeugsame Vernunft! Warum diese jungfräuliche Einbildungskraft versuchen, welche überdieß die Hofdamen nicht verstehen würden? Waren diese nicht knechtische Schmeichlerinnen der Wohlfahrt, zitternd bei dem Hauche der Ungnade, vielleicht geneigt, eine Lection ihrer Königin zu geben, während sie eines Beistands bedurfte?
    Es blieb nur Fräulein von Tavernen selbst. Das war ein Diamantherz, dessen Beschlüsse das Glas zerschneiden konnten, dessen unbesiegbare Festigkeit, dessen tiefe Reinheit aber allein mit den großen Schmerzen einer Königin zu sympathisiren vermochten.
    Marie Antoinette würde also Andree aufsuchen. Sie würde derselben ihr Unglück auseinandersetzen und sie anflehen, sie möge sich aufopfern. Ohne Zweifel würde sich Andree weigern, denn sie gehörte nicht zu denjenigen, welche sich Unterwürfigkeit einflößen lassen; doch allmälig durch ihre Bitten besänftigt, würde sie nachgeben. Wer weiß übrigens, ob man nicht einen Aufschub bewirken könnte? ob der Konig nicht, beschwichtigt durch die scheinbare Einwilligung der beiden Verlobten, am Ende vergäße? Eine Reise würde dann Alles in's Reine bringen. Charny und Andree könnten sich auf einige Zeit, bis die Hyder der Verleumdung keinen Hunger mehr hätte, entfernen und hernach aussprengen, sie haben sich gültig ihr Wort zurückgegeben, dann würde Niemand errathen, daß dieses Heirathsproject ein Spiel gewesen.
    So wäre die Freiheit von Fräulein von Taverney nicht gefährdet worden; Charny würde die seinige ebenso wenig verlieren. Es gäbe für die Königin nicht mehr den gräßlichen Gewissensbiß, zwei Existenzen der Selbstsucht ihrer Ehre geopfert zu haben, und doch wäre diese Ehre, welche die Ehre ihres Gemahls und ihrer Kinder in sich schloß, nicht angegriffen: sie würde sie unbefleckt an die zukünftige Königin von Frankreich übertragen.
    Dieß waren ihre Betrachtungen.
    So glaubte sie Alles zum Voraus ausgeglichen zu haben, Wohlanstand und Privatinteressen. Man mußte wohl mit dieser Festigkeit der Logik in Gegenwart einer so furchtbaren Gefahr calculiren. Man mußte sich wohl mit allen Beweisstücken gegen eine Gegnerin bewaffnen, welche so schwer zu bekämpfen war, wie Fräulein von Taverney, wenn sie auf ihren Stolz und nicht auf ihr Herz hörte.
    Als sie vorbereitet war, entschloß sie sich, auszugehen. Wie gern hätte sie Charny ermahnt, keinen falschen Schritt zu machen! aber sie wurde davon durch die Idee abgehalten, daß ohne Zweifel Spione sie belauerten; Alles werde auf ihrer Seite in einem solchen Augenblick schlecht ausgelegt; und sie hatte den geraden Sinn, die Ergebenheit und Entschlossenheit Charny's genugsam erprobt, um überzeugt zu sein, er würde Alles gutheißen, was sie zu thun für geeignet erachtete.
    Es wurde drei Uhr. Mittagsmahl in großer Ceremonie, Vorstellungen, Besuche. Die Königin empfing alle Welt mit einem heitern Gesicht und einer Freundlichkeit, die ihrem wohlbekannten Stolze nichts benahm. Sie war sogar bemüht, gegen diejenigen, welche sie als ihre Feinde betrachtete, eine Festigkeit zu zeigen, die gewöhnlich den Schuldigen wenig ansteht.
    Nie war der Andrang so groß bei Hofe gewesen; nie hatte die Neugierde so tief in den Zügen einer in Gefahr schwebenden Königin gewühlt. Marie Antoinette bot Allem Trotz, schmetterte ihre Feinde nieder, berauschte ihre Freunde, verwandelte die Gleichgültigen in Eifrige, die Giftigen in Enthusiasten, und

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