Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
die man sogleich wegschicken wird.«
»Ah! endlich sind Sie da, Madame!« rief die Königin, »man findet Sie endlich!«
Jeanne verneigte sich zum zweiten Mal. »Sie verbergen sich also?« fragte die Königin voll Ungeduld.
»Mich verbergen, Madame! nein, Madame,« erwiderte Jeanne mit einer sanften, kaum tonenden Stimme, als ob die durch die königliche Majestät hervorgebrachte Gemüthsbewegung allein ihren gewöhnlichen Klang dämpfte; »wenn ich mich verborgen hätte, so würde man mich nicht gefunden haben.«
»Sie sind aber doch davon gelaufen? Nennen Sie das, wie es ihnen beliebt.«
»Das heißt, ich habe Paris verlassen, ja, Madame.«
»Ohne meine Erlaubniß?«
»Ich befürchtete, Ihre Majestät würde mir den kleinen Urlaub nicht bewilligen, dessen ich bedurfte, um meine Angelegenheiten in Bar-sur-Aube zu ordnen, wo ich mich seit sechs Tagen aufhielt, ich muß es sagen, glaubte ich nicht, Eurer Majestät so nothwendig zu sein, daß ich genöthigt wäre, Sie wegen einer Abwesenheit von acht Tagen in Kenntniß zu setzen.«
»Sie haben Recht, Madame; warum haben Sie eine Verweigerung des Urlaubs von mir gefürchtet? Welchen Urlaub haben Sie von mir zu verlangen? Welchen Urlaub habe ich Ihnen zu bewilligen? Nehmen Sie eine Stelle hier ein?«
Es lag zu viel Verachtung in diesen letzten Worten. Verletzt, aber ihr Blut zurückhaltend, wie die von einem Pfeil verwundete Tigerkatze, erwiderte Jeanne demüthig:
»Madame, es ist wahr, ich habe keine Stelle bei Hofe, doch Eure Majestät beehrte mich mit einem so kostbaren Vertrauen, daß ich mich viel mehr bei ihr durch die Dankbarkeit gebunden glaubte, als Andere es durch die Pflicht sind.«
Jeanne hatte lange gesucht, sie hatte das Wort Vertrauen gefunden und legte einen Nachdruck darauf.
»Dieses Vertrauen,« wiederholte die Königin mit noch niederschmetternderer Verachtung, als bei ihrer ersten Anrede, »wir werden die Rechnung darüber sogleich in Ordnung bringen. Haben Sie den König gesehen?«
»Nein, Madame.«
»Sie werden ihn sehen. Jeanne verbeugte sich und erwiderte:
»Das wirb eine große Ehre für mich sein.«
Die Königin suchte ein wenig Ruhe, um ihre Fragen mit Vortheil zu beginnen.
Jeanne benützte diese Frist und sagte:
»Aber, mein Gott! Madame! wie streng zeigt sich Eure Majestät gegen mich! Ich zittere ganz.«
»Sie sind noch nicht beim Ende!« rief die Königin voll Ungestüm, »wissen Sie, daß Herr von Rohan in der Bastille ist?«
»Man hat es mir gesagt, Madame.«
»Sie errathen wohl, warum?«
Jeanne schaute die Königin fest an, wandte sich dann gegen die Frauen, deren Gegenwart sie zu beengen schien, und erwiderte:
»Ich weiß es nicht, Madame.«
»Sie wissen jedoch, daß Sie uns von einem Halsband gesprochen haben, nicht wahr?«
»Von einem Diamantenhalsband; ja, Madame.«
»Und daß Sie mir von Seiten des Cardinals ein Abkommen vorgeschlagen haben, um das Halsband zu bezahlen?«
»Das ist wahr, Madame.«
»Habe ich das Abkommen angenommen oder ausgeschlagen?«
»Eure Majestät hat es ausgeschlagen.«
»Ah!« machte die Königin mit einer Mischung von Zufriedenheit und Erstaunen.
»Ihre Majestät hat sogar eine Abschlagszahlung von zweimal hunderttausend Livres gegeben,« fügte Jeanne bei.
»Gut ... und hernach?«
»Hernach hat Ihre Majestät, da sie nicht bezahlen konnte, weil Herr von Calonne ihr das Geld verweigerte, das Etui den Juwelieren Böhmer und Bossange zurückgeschickt.«
»Durch wen zurückgeschickt?«
»Durch mich.«
»Und Sie, was haben Sie gethan?«
»Ich,« erwiderte langsam Jeanne, die das ganze Gewicht der Worte fühlte, welche sie auszusprechen im Begriffe war, »ich habe die Diamanten dem Herrn Cardinal gegeben.«
»Dem Herrn Cardinal!« rief die Königin, »und warum, wenn's beliebt, statt sie den Juwelieren zuzustellen?«
»Madame, weil ich Herrn von Rohan, der sich für diese Sache, die Eurer Majestät gefiel, interessirte, verletzt hätte, wenn ich ihm nicht die Gelegenheit bot, sie selbst zu beendigen.«
»Aber wie kommt es, daß Sie einen Empfangsschein von den Juwelieren erhalten haben?«
»Herr von Rohan hat mir denselben übergeben.«
»Doch der Brief, den Sie dem Juwelier, als von
meiner
Hand kommend, eingehändigt haben sollen?«
»Herr von Rohan bat mich, ihn zu bestellen.«
»Herr von Rohan hat sich also überall und immer in diese Sache gemischt?« rief die Königin.
»Ich weiß weder, was Eure Majestät hiemit sagen will, noch in was Herr von Rohan sich
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