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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Verlegenheit zu ziehen hoffen, Angeklagte, die der Anklage entgehen wollen, und volksthümliche Richter zu Werke gehen können, welche in den Händen die Ehre oder das Leben einer Königin haben, abgesehen von der Eitelkeit oder dem Parteigeist.
    Es war nur ein Schrei durch ganz Frankreich. An den Nuancen dieses Schreies vermochte die Königin ihre Parteigänger oder ihre Feinde zu erkennen und zu zählen.
    Herr von Rohan verlangte seit seiner Einsperrung dringend, mit Frau von La Mothe confrontirt zu werden. Diese Befriedigung wurde ihm gewährt. Der Prinz lebte in der Bastille wie ein vornehmer Herr in einem Hause, das er gemiethet. Außer der Freiheit wurde ihm auf sein Verlangen Alles bewilligt.
    Der Proceß hatte im Anfang geringfügige Verhältnisse angenommen, wenn man den Stand der angeschuldigten Personen in's Auge faßt. Man wunderte sich, wie ein Rohan des Diebstahls angeklagt werden konnte. Die Officiere und der Gouverneur der Bastille bezeigten auch dem Cardinal jede Ehrfurcht, jede dem Unglück schuldige Achtung. Für sie war er kein Angeklagter, sondern ein in Ungnade Gefallener.
    Das wurde noch ganz anders, als es sich im Publicum verbreitete, Herr von Rohan falle als Opfer von Hofintriguen. Es war nicht mehr Sympathie für den Prinzen, sondern Begeisterung.
    Und Herr von Rohan, einer der Ersten unter den Edlen des Reiches, begriff nicht, daß ihm die Liebe des Volks einzig und allein dadurch zukam, daß er durch Edleres als er verfolgt wurde. Herr von Rohan, das letzte Opfer des Despotismus, war factisch einer der ersten Revolutionäre von Frankreich.
    Seine Unterredung mit Frau von La Mothe ward durch einen merkwürdigen Umstand bezeichnet. Der Gräfin, der man, so oft es sich um die Königin handelte, leise zu sprechen gestattete, gelang es, zum Cardinal zu sagen:
    »Entfernen Sie Jedermann und ich werde Ihnen die Aufklärungen geben, die Sie haben wollen.«
    Da verlangte Herr von Rohan allein zu sein und leise zu fragen.
    Man verweigerte es ihm, aber man ließ seinen Consulenten sich mit der Gräfin besprechen.
    Was das Halsband betrifft, so erwiderte sie, sie wisse nicht, was daraus geworden, aber man hätte es wohl ihr geben können.
    Und als der Consulent, betäubt von der Frechheit dieser Frau, darüber aufschrie, fragte sie ihn, ob der Dienst, den sie der Königin und dem Cardinal geleistet, nicht eine Million werth sei.
    Der Advocat wiederholte diese Worte dem Cardinal. Dieser erbleichte, neigte das Haupt und errieth, daß er in die Schlinge dieser höllischen Vogelfängerin gerathen war.
    Doch wenn er schon daran dachte, den Lärm dieser Angelegenheit, welcher die Königin zu Grunde richtete, zu ersticken, so trieben ihn seine Freunde an, die Feindseligkeiten nicht zu unterbrechen.
    Man wandte ihm ein, seine Ehre sei im Spiel; es handle sich um einen Diebstahl; ohne einen Spruch des Parlaments wäre die Unschuld nicht erwiesen.
    Um aber diese Unschuld zu beweisen, mußte man die Beziehungen des Cardinals zu der Königin und folglich das Verbrechen dieser Letzteren beweisen.
    Bei dieser Betrachtung erwiderte Jeanne, sie würde die Königin eben so wenig anklagen, als den Cardinal; wenn man sie aber beharrlich für das Halsband verantwortlich mache, so würde sie thun, was sie nicht thun wollte, das heißt, sie würde beweisen, daß die Königin und der Cardinal ein Interesse dabei haben, sie der Lüge zu beschuldigen.
    Als man diese Schlüsse dem Cardinal mittheilte, bezeigte der Prinz seine ganze Verachtung gegen diejenige, welche davon sprach, ihn opfern zu wollen. Er fügte bei, er begreife bis auf einen gewissen Grad das Benehmen Jeanne's, aber er begreife das der Königin durchaus nicht.
    Der Königin überbracht und mit Commentaren versehen, erzürnten diese Worte Marie Antoinette dermaßen, daß sie von ihrem Sitz auffuhr. Sie wollte dann, daß ein besonderes Verhör auf die geheimnißvollen Theile dieses Processes gelenkt werden sollte. Der große Beschwerdepunkt der nächtlichen Zusammenkünfte erschien nun enthüllt im breitesten Lichte vor den Verleumdern und Neuigkeitskrämern.
    Da sah sich aber die unglückliche Königin schwer bedroht ... Jeanne behauptete, das, wovon man ihr sprach, nicht zu kennen, und zwar vor den Leuten der Königin; doch den Leuten des Cardinals gegenüber war sie nicht so discret, und sie wiederholte immer:
    »Man lasse mich in Ruhe, sonst werde ich sprechen.«
    Diese Halbsagereien, diese Bescheidenheiten hatten ihr die Stellung einer Heldin gegeben und

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