Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
vorbereitete, war es unerläßlich, daß Nicole nicht aufgefunden werden konnte.
Unbeschreiblich war ihre Angst, als jeder von ihren Emissären bei seiner Rückkehr ihr meldete, die Nachforschungen seien vergeblich gewesen.
Dabei erhielt sie in ihrem Versteck Befehl auf Befehl, vor der Königin zu erscheinen und über ihr Benehmen in Beziehung auf das Halsband Rede zu stehen.
Verschleiert, reiste sie nächtlicher Weile nach Bar-sur-Aube ab, wo sie ein Absteigequartier hatte, und als sie auf Umwegen unerkannt dort anlangte, nahm sie sich Zeit, ihre Lage unter ihrem wahren Lichte in's Auge zu fassen.
Sie gewann so zwei bis drei Tage, nur mit sich allein, und sie gab sich die Zeit und mit der Zeit die Stärke, durch eine solide innere Befestigung das Gebäude ihrer Verleumdungen zu behaupten.
Zwei Tage der Einsamkeit waren für diese tiefe Seele der Kampf, nach dessen Beendigung Körper und Geist gebändigt sein müßten, nach dem das gehorsame Gewissen sich nicht mehr, ein gefährliches Werkzeug, gegen die Schuldige umkehren würde, nach dem das Blut die Gewohnheit angenommen hätte, um das Herz zu kreisen, ohne je zum Gesicht aufzusteigen, um hier die Scham oder die Ueberraschung zu verrathen.
Der König und die Königin erfuhren ihren Aufenthalt in Bar-sur-Aube erst in dem Augenblick, wo sie schon zum Kriegführen vorbereitet war. Sie schickte einen eigenen Boten ab, um sie zu holen. Da erfuhr sie die Verhaftung des Cardinals.
Jede Andere als sie wäre durch diese kräftige Offensive niedergeschmettert worden; doch Jeanne hatte nichts mehr zu schonen. Was war eine Freiheitsfrage in der Wagschale gegen Fragen über Leben und Tod, die sich jeden Tag darin anhäuften?
Als sie die Einkerkerung des Kardinals und den Lärm erfuhr, den die Königin gemacht hatte, berechnete sie kalt:
»Die Königin hat ihre Schiffe verbrannt, sie kann unmöglich die Vergangenheit zurücknehmen. Indem sie sich weigert, sich mit dem Cardinal zu vergleichen und die Juweliere zu bezahlen, spielt sie quitt oder doppelt. Das beweist, daß sie ohne mich rechnet und nicht vermuthet, welche Kräfte ich zu meiner Verfügung habe.«
Aus diesen Stücken war die Rüstung gemacht, welche Jeanne trug, als ein Mann, halb Gefreiter, halb Bote, Plötzlich vor ihr erschien und ihr ankündigte, er sei beauftragt, sie
an den Hof zurückzubringen
.
Der Bote, welcher beauftragt war, sie an den Hof zurückzubringen, wollte sie unmittelbar zum König führen; doch mit jener uns bekannten Gewandtheit sagte Jeanne:
»Mein Herr, nicht wahr, Sie lieben die Königin?«
»Zweifeln Sie daran, Frau Gräfin?« erwiderte der Bote.
»Nun wohl! im Namen dieser redlichen Liebe und der Ehrfurcht, welche Sie für die Königin hegen, beschwöre ich Sie, mich zuerst zu der Königin zu führen.«
Der Officier wollte Einwendungen machen.
»Sie wissen sicherlich besser als ich, um was es sich handelt,« sprach die Gräfin. »Sie werden daher begreifen, daß eine geheime Unterredung der Königin mit mir unerläßlich ist.«
Ganz zusammengeknetet von den verleumderischen Ideen, welche die Luft von Versailles seit mehreren Monaten verpesteten, glaubte der Bote, der Königin wirklich einen Dienst zu leisten, wenn er Frau von La Mothe zu ihr führte, ehe er sie dem König zeigte.
Man denke sich den Hochmuth, das stolze Bewußtsein der Königin, als sie diesem Dämon gegenüber stand, den sie noch nicht kannte, dessen schändlichen, treulosen Einfluß auf ihre Angelegenheiten sie aber wohl muthmaßte. Man denke sich Marie Antoinette, eine noch trostlose Wittwe ihrer Liebe, die dem Aergerniß unterlegen war, Marie Antoinette niedergeschmettert durch die Beleidigung einer Anklage, die sie nicht widerlegen konnte; man denke sich Marie Antoinette endlich, wie sie sich nach so vielen Leiden anschickte, den Fuß auf den Kopf der Schlange zu setzen, welche sie gebissen hatte.
Die erhabenste Verachtung, der schlecht bewältigte Zorn, der Haß der Frau gegen die Frau, das Gefühl eines unvergleichlichen Uebergewichts der Lage, dieß waren die Waffen einer der Gegnerinnen. Ein Herz voll von Geheimnissen, ein Geist voll von Ideen, die Verzweiflung als letzte Triebfeder, dieß war die zweite Person des Kampfes. Die Königin begann damit, daß sie als Zeugen zwei von ihren Frauen, mit gesenkten Augen, geschlossenen Lippen und langsamer feierlicher Vernetzung, eintreten ließ. Frau von La Mothe sagte, sobald sie die zwei Frauen erblickte, zu sich selbst:
»Gut, das sind zwei Zeugen,
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