Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
gemischt hat,« erwiderte Jeanne mit zerstreuter Miene.
»Ich sage, der Empfangschein der Juweliere sei falsch!«
»Falsch!« rief Jeanne voll Unschuld, »oh! Madame!«
»Ich sage, die vorgebliche Verschreibung für das Halsband, welche ich unterzeichnet haben soll, sei falsch.«
»Oh!« rief Jeanne, scheinbar noch mehr erstaunt, als das erste Mal.
»Ich sage endlich,« fuhr die Königin fort, »es sei nothwendig, Sie mit Herrn von Rohan zu confrontiren, damit wir Aufklärung über diese ganze Sache erhalten.«
»Confrontiren! Warum ist es nothwendig, Madame, mich mit dem Herrn Cardinal zu confrontiren?«
»Er selbst hat es verlangt.«
»Er?«
»Er suchte Sie überall.«
»Madame, das ist unmöglich.«
»Er wollte Ihnen, wie er sagte, beweisen, daß Sie ihn hintergangen haben.«
»Oh! Madame, zu diesem Ende verlange ich die Confrontation.«
»Sie wird stattfinden, Madame, das dürfen Sie glauben. Sie leugnen also, zu wissen, wo das Halsband ist?«
»Wie sollte ich es wissen?«
»Sie leugnen, den Herrn Cardinal bei gewissen Intriguen unterstützt zu haben?«
»Eure Majestät hat jedes Recht, ihre Ungnade auf mich zu werfen, aber keines, mich zu beleidigen. Ich bin eine Valois, Madame.«
»Der Herr Kardinal hat vor dem König Verleumdungen behauptet, die er gebührend zu begründen hofft.«
»Ich verstehe nicht.«
»Der Cardinal hat erklärt, er habe mir geschrieben.«
Jeanne schaute der Königin in's Gesicht und antwortete nichts.
»Hören Sie mich?« sagte die Königin.
»Ich höre, ja, Eure Majestät.«
»Und was antworten Sie?«
»Ich werde antworten, wenn man mich mit dem Herrn Cardinal confrontirt hat.«
»Bis dahin, wenn Sie die Wahrheit wissen, helfen Sie uns.«
»Die Wahrheit ist, daß Eure Majestät mich ohne Anlaß erniedrigt und ohne Grund mißhandelt.«
»Das ist keine Antwort.«
»Ich werde hier keine andere geben, Madame.«
Jeanne schaute die zwei Frauen noch einmal an.
Die Königin begriff, aber sie gab nicht nach. Die Neugierde konnte nicht die Oberhand über die menschliche Achtung gewinnen. In den Halbsagereien Jeanne's, in ihrer zugleich demüthigen und frechen Haltung drang die Dreistigkeit durch, welche aus einem erlangten Geheimnisse entspringt. Dieses Geheimniß hatte die Königin vielleicht durch Milde erkaufen können. Aber sie wies ein solches Mittel als ihrer unwürdig von sich.
»Herr von Rohan ist in die Bastille gebracht worden, weil er zu viel sprechen wollte,« sagte Marie Antoinette: »nehmen Sie sich in Acht, Madame, daß Sie nicht dasselbe Schicksal erfahren, weil Sie nichts sprechen wollen.«
Jeanne preßte ihre Nägel in ihre Hände, aber sie lächelte.
»Was kümmert sich ein reines Gewissen um die Verfolgung?« sagte sie; »wird die Bastille mich eines Verbrechens überweisen, das ich nicht begangen habe?«
Die Königin schaute Jeanne mit zornigem Auge an und rief:
»Werden Sie sprechen, Madame?«
»Ich habe nichts zu sagen, Madame, außer Ihnen.«
»Nun! sprechen Sie etwa nicht mit mir?«
»Nicht mit Ihnen allein.«
»Ah! steht es so?« rief die Königin, »Sie wollen verschlossene Thüren. Sie fürchten das Aergerniß des öffentlichen Geständnisses, nachdem Sie mir das Aergerniß des öffentlichen Verdachtes auferlegt hatten.«
Jeanne richtete sich auf und erwiderte:
»Sprechen wir nicht mehr davon; was ich gethan, habe ich für Sie gethan.«
»Welche Frechheit!«
»Ich unterwerfe mich in Ehrfurcht den Beleidigungen meiner Königin,« sagte Jeanne, ohne die Farbe zu wechseln.
»Sie werden diesen Abend in der Bastille schlafen, Frau von La Mothe.«
»Es sei, Madame. Doch ehe ich mich schlafen lege, werde ich meiner Gewohnheit gemäß zu Gott beten, er möge Eurer Majestät die Ehre und die Freude erhalten,« erwiderte die Angeklagte.
Die Königin stand wüthend auf, ging in das anstoßende Zimmer und schlug voll Heftigkeit die Thüren zu.
»Nachdem ich den Drachen besiegt habe, werde ich wohl die Natter zertreten,« sagte sie.
»Ich kann ihr Spiel auswendig, und ich glaube, daß ich gewonnen habe,« dachte Jeanne.
LXXXVI.
Wie es kam, daß Herr von Beausire, während er den Hasen jaget, selbst von den Agenten des Herrn von Crosne gejagt wurde.
Frau von La Mothe wurde nach dem Willen der Königin eingesperrt.
Kein Ersatz konnte angenehmer für den König sein, der diese Frau instinktartig haßte. Der Proceß über das Halsband wurde mit all der Wuth instruirt, womit zu Grunde gerichtete Kaufleute, die sich aus der
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