Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
vernünftig, denn die junge Frau, welche leichtfertige Romane auf dem Sopha ihres kleinen Salons las, hörte die Hunde bellen, schaute in den Hof und sah Beausire mit Begleitern, was sie abhielt, ihm wie gewöhnlich entgegen zu gehen.
Zum Unglück waren diese zwei Turteltauben nicht außer dem Bereich der Geiersklauen. Man mußte das Frühstück bestellen, und ein ungeschickter Diener – die Leute vom Lande find keine Frontins – fragte zwei- ober dreimal, ob er die Befehle von Madame einholen sollte.
Bei diesem Wort spitzten die Spürhunde die Ohren. Sie verspotteten Beausire angemessen über diese verborgene Dame, deren Gesellschaft für einen Einsiedler die Würze aller Glückseligkeit sei, welche die Einsamkeit und das Geld verleihen.
Beausire ließ sich verspotten, aber er zeigte Oliva nicht.
Man trug ein reichliches Mal auf, dem die Agenten Ehre anthaten. Man trank viel und brachte oft die Gesundheit der abwesenden Dame aus.
Beim Nachtisch hatten sich die Köpfe erhitzt, die Herren von der Policei dachten, es wäre unmenschlich, die Folter dieses Wirthes noch mehr zu verlängern, und brachten das Gespräch geschickt darauf, welches Vergnügen es guten Herzen gewähre, alte Bekannte wiederzufinden.
Worauf Beausire, während er ein Fläschchen mit Liqueur von den Inseln entpfropfte, die zwei Unbekannten fragte, an welchem Orte und unter welchen Umständen er mit ihnen zusammengetroffen sei.
»Wir waren,« sagte der eine von ihnen, »wir waren die Freunde eines Ihrer Verbündeten zur Zeit eines kleinen Geschäftes, das Sie auf Theilung mit mehreren machten, des Geschäftes mit der portugiesischen Gesandtschaft.«
Beausire erbleichte. Wenn solche Angelegenheiten berührt werden, glaubt man immer ein Strickende in den Falten seines Halsbandes zu fühlen.
»Ah! wahrhaftig,« sagte er, zitternd vor Verlegenheit, »und Sie kommen und verlangen von mir für Ihren Freund...«
»In der That, das ist eine Idee,« sprach der Alguazil leise zu seinem Cameraden, »die Einführung hat so ein ehrlicheres Aussehen. Eine Wiedererstattung im Namen eines abwesenden Freundes fordern, das ist moralisch.«
»Mehr noch. Damit sind alle Rechte auf das Uebrige vorbehalten,« erwiderte der Freund des Moralischen mit einem süßsauren Lächeln, das Beausire vom Scheitel bis zu den Zehen beben machte.
»Also?« sagte er.
»Mein lieber Herr Beausire, es wäre uns also angenehm, wenn Sie einem von uns den Theil unseres Freundes zurückgeben würden. Ich glaube, so etwa zehntausend Livres.«
»Wenigstens, denn man spricht nicht von den Interessen,« sagte der Camerad Positiv.
»Meine Herren,« erwiderte Beausire, dem die Festigkeit dieser Forderung die Kehle zusammenschnürte, »man hat nicht zehntausend Livres bei sich auf dem Lande.«
»Das versteht sich, lieber Herr, und wir fordern nur das Mögliche. Wie viel können Sie sogleich geben?«
»Ich habe fünfzig bis sechzig Louisd'or, nicht mehr.«
»Wir fangen damit an, daß wir sie nehmen, und werden Ihnen für Ihre Höflichkeit danken.«
»Ah!« dachte Beausire, entzückt über ihre Bereitwilligkeit, »sie sind von sehr guter Beschaffenheit. Sollten sie etwa so sehr bange vor mir haben, als ich vor ihnen habe? Versuchen wir es.«
Und er überlegte sich, daß diese Herren, sollten sie sehr laut schreien, es nur dahin brächten, daß sie sich als Mitschuldige von ihm bekennen würden, und daß dieß für die Provinzbehörden eine schlechte Empfehlung wäre. Beausire schloß, diese Leute würden sich zufrieden erklären und ein vollkommenes Stillschweigen beobachten.
In seinem unvorsichtigen Vertrauen ging er so weit, daß er es bereute, ihnen nicht dreißig Louisd'or statt sechzig angeboten zu haben; aber er gelobte sich, nachdem er die Summe gegeben, sich sehr rasch dieser Leute zu entledigen.
Er machte die Rechnung ohne seine Gäste, diese befanden sich sehr wohl bei ihm; sie genossen jene selige Zufriedenheit, welche eine angenehme Verdauung verschafft; sie waren gut für den Augenblick, weil ein bösartiges Auftreten sie angestrengt hätte.
»Es ist ein reizender Freund, dieser Beausire,« sagte Positiv zu seinem Cameraden. »Sechzig Louisd'or, die er uns gibt, sind lieblich zu nehmen.«
»Ich will sie ihnen sogleich geben,« rief der Wirth erschrocken, als er seine Gäste in bacchische Vertraulichkeiten ausbrechen sah.
»Es hat keine Eile,« erwiderten die zwei Freunde.
»Doch, doch, mein Gewissen wird erst dann frei sein, wenn ich Sie bezahlt habe. Man ist
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