Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Frau von La Mothe wissen, so werde ich Ihnen nichts mehr mitzutheilen haben.«
Bei dem Namen Oliva bebte Herr von Crosne.
»Was sagen Sie von Oliva?« fragte er. »Wer ist das, Oliva?«
»Sie wissen es nicht? Ah! mein Herr, ich würde mich wundern, wenn ich Sie hierüber zu belehren hätte. Stellen Sie sich ein sehr hübsches Mädchen vor, einen Wuchs ... blaue Augen, das Eirund des vollkommenen Gesichts; hören Sie, eine Art von Schönheit, welche an die Ihrer Majestät der Königin erinnert.«
»Ah! ah!« machte Herr von Crosne, »nun?«
»Dieses Mädchen lebte schlecht, und das war mir betrübt; sie hatte einst bei einem alten Freunde von mir, bei Herrn von Taverney, gedient.«
»Bei dem Baron, der kürzlich gestorben ist?«
»Ganz richtig, ja, der kürzlich gestorben ist. Sie war überdieß in Diensten bei einem gelehrten Mann gewesen, den Sie nicht kennen, Herr Policei-Lieutenant, und der ... Doch ich bemerke, daß ich auf Abschweifungen gerathe, und daß ich Sie zu belästigen anfange.«
»Mein Herr, ich bitte Sie im Gegentheil, wollen Sie fortfahren. Diese Oliva, sagten Sie?«
»Lebte schlecht, wie ich Ihnen zu bemerken die Ehre hatte. Sie lebte unter einer großen Dürftigkeit mit einem gewissen Burschen, ihrem Liebhaber, der sie schlug und bestahl: einer von Ihren gewöhnlichen Galgenvögeln, mein Herr, den Sie nicht kennen müssen ...«
»Ein gewisser Beausire vielleicht,« erwiderte der Beamte, glücklich, wohlunterrichtet zu erscheinen.
»Ah! Sie kennen ihn, das ist erstaunlich,« sprach Cagliostro mit Bewunderung; »sehr gut, mein Herr, Sie sind noch mehr Wahrsager, als ich. Eines Tags nun, als Beausire die Arme mehr geschlagen und bestohlen hatte, als gewöhnlich, flüchtete sie sich zu mir und bat mich um meinen Schutz. Ich bin gut, ich gab ihr irgend einen Winkel in einem meiner Hotels.«
»Bei Ihnen! ... Sie war bei Ihnen?« rief der Beamte erstaunt.
»Allerdings,« erwiderte Cagliostro, ebenfalls Erstaunen heuchelnd, »warum sollte ich sie nicht bei mir aufgenommen haben? ich bin Junggeselle.«
Und er lachte mit einer so geschickten Treuherzigkeit, daß Herr von Crosne völlig in's Garn ging.
»Bei Ihnen!« wiederholte er; »darum haben also meine Agenten so sehr gesucht, um sie zu finden.«
»Wie gesucht!« rief Cagliostro. »Man suchte die Kleine? hat sie denn etwas gethan, was ich nicht wüßte?«
»Nein, mein Herr, nein; ich beschwöre Sie, fahren Sie fort.«
»Oh! mein Gott! ich bin zu Ende. Ich quartierte sie bei mir ein, das ist das Ganze.«
»Nein, mein Herr Graf, das ist nicht das Ganze, da Sie vorhin den Namen Oliva mit dem Namen der Frau von La Mothe zu verbinden schienen.«
»Ah! wegen der Nachbarschaft.«
»Es ist noch etwas Anderes, Herr Graf ... Sie haben nicht umsonst gesagt, Frau von La Mothe und Mlle. Oliva seien Nachbarinnen gewesen.«
»Oh! das bezieht sich auf einen Umstand, dessen Mittheilung unnütz wäre. Man muß nicht dem ersten Beamten des Königreichs Hirngespinste eines müßigen Rentier erzählen.«
»Sie interessiren mich, mein Herr, und zwar mehr als Sie glauben; denn diese Oliva, von der Sie sagen, Sie haben sie bei sich aufgenommen, habe ich in der Provinz gefunden.«
»Sie haben sie gefunden?«
»Mit Herrn von Beausire!«
»Ich vermuthete es,« rief Cagliostro. »Sie war mit Beausire? Ah! sehr gut, sehr gut! Ich muß Frau von La Mothe Abbitte thun.«
»Wie? was wollen Sie damit sagen?« fragte Herr von Crosne.
»Ich sage, mein Herr, nachdem ich einen Augenblick Frau von La Mothe im Verdachte gehabt, lasse ich ihr vollständige Genugthuung widerfahren.«
»Im Verdacht! worüber?«
»Guter Gott! Sie hören also geduldig all dieses Geschwätz an? Nun denn! so erfahren Sie, daß in dem Augenblick, wo ich Hoffnung hatte, diese Oliva zu bessern, sie zur Arbeit und zur Rechtschaffenheit zurückzuleiten ... ich beschäftige mich mit der Sittlichkeit ... Jemand gekommen ist und sie mir entführt hat.«
»Sie Ihnen entführt! aus Ihrem Hause?«
»Aus meinem Hause.«
»Das ist seltsam.«
»Nicht wahr? Und ich hätte mich darauf verdammen lassen, daß es Frau von La Mothe gewesen sei. An welchen Fäden hängen die Urtheile der Welt!«
Herr von Crosne näherte sich Cagliostro und sprach:
»Ich bitte Sie, erklären Sie sich umständlicher.«
»Oh! mein Herr, nun, da Sie Oliva mit Beausire gefunden haben, wird mich nichts mehr auf den Gedanken an Frau von La Mothe, an ihre Bestrebungen, an ihre Zeichen, an ihre Correspondenzen
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