Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
einen ausgezeichneten Dienst geleistet.«
»Das macht mich sehr glücklich.«
»Und Sie werden den gebührenden Dank dafür erhalten.«
»Vor Allem durch mein Gewissen,« sagte der Graf.
Herr von Crosne verbeugte sich.
»Darf ich auf die Niederlegung der Beweise, von denen Sie sprechen, hoffen?« sagte er noch.
»Mein Herr, ich gehorche den Gerichten in allen Dingen.«
»Wohl, mein Herr, ich nehme Sie bei Ihrem Wort; auf die Ehre, Sie wiederzusehen!«
Und er entließ Cagliostro. Während dieser wegging, sagte er:
»Ah! Gräfin, ah! Natter, Du wolltest mich anklagen; ich glaube, Du hast auf die Feile gebissen; gib Acht auf Deine Zähne.«
LXXXIX.
Herr von Breteuil.
Während Herr von Crosne diese Unterredung mit Cagliostro hatte, erschien Herr von Breteuil in der Bastille im Auftrage des Königs, um Herrn von Rohan zu befragen.
Die Zusammenkunft zwischen diesen zwei Feinden drohte stürmisch zu werden. Herr von Breteuil kannte aber den Stolz des Herrn von Rohan; er hatte ihm eine Rache abgewonnen, welche furchtbar genug war, daß er sich fortan an ein höfliches Verfahren halten konnte. Er war mehr als höflich. Herr von Rohan weigerte sich, zu antworten.
Der Siegelbewahrer blieb beharrlich; doch Herr von Rohan erklärte, er werde sich auf die Maßregeln verlassen, welche das Parlament und seine Richter beschlößen.
Herr von Breteuil mußte sich vor dem unerschütterlichen Willen des Angeklagten zurückziehen.
Er ließ Frau von La Mothe zu sich rufen, welche eben mit der Abfassung ihrer Denkwürdigkeiten beschäftigt war; sie gehorchte voll Eifer.
Herr von Breteuil erklärte ihr unumwunden ihre Lage, die sie besser als irgend Jemand kannte. Sie antwortete, sie habe Beweise von ihrer Unschuld, die sie liefern werde, wenn es nöthig sei. Herr von Breteuil bemerkte ihr, nichts könne dringlicher sein.
Jeanne gab jetzt die ganze Fabel preis, welche sie zusammengesetzt hatte: es waren immer dieselben Insinuationen gegen alle Welt, dieselbe Behauptung, die Fälschungen, die man ihr zum Vorwurf mache, rühren, sie wisse nicht, woher.
Sie erklärte auch, da das Parlament die Sache in die Hände genommen, so werde sie nichts absolut Wahres mehr, außer in Gegenwart des Cardinals und nach den Anschuldigungen, die er gegen sie erhebe, sprechen.
Herr von Breteuil sagte ihr sodann, der Cardinal lasse Alles auf ihr lasten.
»Alles?« versetzte Jeanne, »selbst den Diebstahl?«
»Selbst den Diebstahl!«
»Wollen Sie dem Herrn Cardinal erwidern,« sagte Jeanne mit kaltem Tone, »ich lasse ihn ermahnen, nicht länger ein so schlechtes Vertheidigungssystem zu behaupten.«
Und dieß war Alles. Doch Herr von Breteuil fühlte sich nicht befriedigt. Er brauchte einige geheime Einzelheiten. Er brauchte für seine Logik den Ausspruch der Ursachen, welche den Cardinal zu so großen Verwegenheiten gegen die Königin, die Königin zu einem solchen Zorn gegen den Cardinal geführt hatten.
Er brauchte die Erläuterungen aller vom Herrn Grafen von Provence gesammelten und in den Zustand öffentlicher Gerüchte übergegangenen Protocolle.
Der Siegelbewahrer war ein Mann von Geist, er verstand es, auf den Character einer Frau zu wirken; er versprach Frau von La Mothe Alles, wenn sie unumwunden Jemand bezüchtigte.
»Nehmen Sie sich in Acht,« sprach er zu ihr, »indem Sie nichts sagen, bezüchtigen Sie die Königin; nehmen Sie sich in Acht, wenn Sie hiebei beharren, werden Sie als der Majestätsbeleidigung schuldig verurtheilt; das ist die Schande, das ist der Strang.«
»Ich klage die Königin nicht an,« erwiderte Jeanne, »doch warum klagt man mich an?«
»So bezüchtigen Sie Jemand,« sprach der unbeugsame Breteuil; »Sie haben nur dieses Mittel, um sich frei zu machen.«
Sie verschloß sich in ein kluges Stillschweigen, und diese erste Zusammenkunft zwischen ihr und dem Siegelbewahrer hatte kein Resultat.
Indessen verbreitete sich das Gerücht, es haben sich Beweise erhoben; die Diamanten seien in England verkauft worden, wo man Herrn Reteau von Billette durch die Agenten des Herrn von Vergennes verhaftete.
Der erste Sturm, den Jeanne auszuhalten hatte, war furchtbar. Mit Reteau confrontirt, den sie für ihren Verbündeten bis zum Tod halten mußte, hörte sie diesen zu ihrem Schrecken ganz demüthig gestehen, er sei ein Fälscher, er habe einen Empfangschein für die Diamanten, einen Schuldbrief der Königin geschrieben und zugleich die Unterschrift der Juweliere und Ihrer Majestät gefälscht.
Befragt, aus
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