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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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sprach:
    »Madame, hat Ihre Majestät in Trianon ein Zimmer, wo sie, ohne selbst gesehen zu werden, sehen kann, was vorgeht?«
    »Ich habe meine Bibliothek,« antwortete die Königin; »hinter den Verschlagen habe ich Löcher in meinem Imbißsalon machen lassen. Und zuweilen, während ich vesperte, belustigte ich mich mit Frau von Lamballe und Fräulein von Taverney, als ich sie hatte, damit, daß ich die komischen Grimassen des Abbé Vermond betrachtete, wenn er auf ein Pamphlet stieß, worin von ihm die Rede war.«
    »Sehr gut, Madame. Ich habe nun unten einen Wagen, den ich in das Schloß einfahren lassen möchte, ohne daß der Inhalt dieses Wagens von irgend Jemand, außer Eurer Majestät, gesehen würde.«
    »Das geht ganz leicht,« erwiderte die Königin; »wo ist Ihr Wagen?«
    »Im ersten Hof, Madame.«
    Die Königin läutete; es kam Jemand, um ihre Befehle in Empfang zu nehmen.
    »Lassen Sie den Wagen, den Ihnen Herr von Crosne bezeichnen wird, in die große Vorhalle einfahren,« sprach Marie Antoinette, »schließen Sie die beiden Thüren derselben, so daß es finster darin ist, und Niemand sehe vor mir die Curiositäten, die mir Herr von Crosne bringt.«
    Der Befehl wurde vollzogen. Man wußte die Launen der Königin viel mehr zu respektiren, als ihre Befehle. Der Wagen fuhr unter das Gewölbe bei der Wohnung der Garden und ergoß seinen Inhalt in die düstere Vorhalle.
    »Madame,« sprach Herr von Crosne, »wollen Sie nun mit mir in Ihren Imbißsalon kommen und Befehl geben, daß man meinen Schreiber mit dem, was er in die Bibliothek bringen wird, eintreten läßt.«
    Zehn Minuten nachher spähte die Königin bebend hinter ihren Fenstern.
    Sie sah in die Bibliothek eine verschleierte Gestalt eintreten; der Schreiber nahm ihr den Schleier ab, und die Königin stieß, als sie dieselbe erkannte, einen Schrei des Schreckens aus. Es war Oliva, und zwar in einem der Costüme, welche Marie Antoinette am meisten liebte.
    Sie hatte ein grünes Kleid mit breiten schwarzmoirirten Schleifen, die hohe Frisur, welche die Königin bevorzugte, Ringe den ihrigen ähnlich, Pantoffeln von grünem Atlas mit ungeheuren Absätzen: es war Marie Antoinette selbst, abgesehen vom Blute der Cäsaren, welches durch die bewegliche plebejische Flüssigkeit aller Wollüste des Herrn Beausire ersetzt wurde.
    Die Königin glaubte sich in einem entgegengesetzten Spiegel zu sehen; sie verschlang mit den Augen diese Erscheinung.
    »Was sagt Eure Majestät von dieser Aehnlichkeit?« fragte nun Herr von Crosne triumphirend über die Wirkung, die er hervorgebracht hatte.
    »Ich sage ... ich sage, mein Herr,« stammelte die Königin ganz verwirrt ... »Ah! Olivier,« dachte sie, »warum sind Sie nicht da?«
    »Was will Eure Majestät?«
    Nichts, mein Herr, nichts, außer daß der König wohl erfahre ...«
    »Und daß Herr von Provence sehe, nicht wahr, Madame?«
    »Ah! meinen Dank, Herr von Crosne, meinen Dank ... Doch was wird man mit dieser Frau machen?«
    »Schreibt man dieser Frau Alles zu, was geschehen ist?« fragte Herr von Crosne.
    »Sie haben wohl die Fäden dieses Complotts?«
    »Ungefähr, Madame.«
    »Und Herr von Rohan?«
    »Herr von Rohan weiß noch nichts.«
    »Oh!« rief die Königin, ihr Gesicht in ihren Händen verbergend, »diese Frau, mein Herr, das sehe ich wohl, ist der ganze Irrthum des Cardinals.«
    »Es mag sein, Madame, doch wenn es der Irrthum des Cardinals ist, so ist es das Verbrechen eines Andern.«
    »Suchen Sie, mein Herr. Sie haben die Ehre des Hauses Frankreich in Ihren Händen.«
    »Und glauben Sie mir, Madame, sie ist wohl versorgt,« erwiderte Herr von Crosne.
    »Der Proceß?« fragte die Königin.
    »Ist im Gange. Ueberall leugnet man; doch ich erwarte den günstigen Augenblick, um das Ueberführungsmittel, das sie in Ihrer Bibliothek haben, in's Feld zu stellen.«
    »Und Frau von La Mothe?«
    »Sie weiß nicht, daß ich dieses Mädchen gefunden, und bezüchtigt Cagliostro, er habe dem Cardinal den Kopf erhitzt, bis er den Verstand verloren.«
    »Und Herr von Cagliostro?«
    »Herr von Cagliostro, den ich befragen ließ, hat mir versprochen, mich noch diesen Morgen zu besuchen.«
    »Das ist ein gefährlicher Mann.«
    »Er wird ein nützlicher Mann sein. Von einer Schlange wie Frau von La Mothe gestochen, wird er das Gift verschlucken und uns Gegengift geben.«
    »Sie hoffen auf Offenbarungen?«
    »Ich bin fest davon überzeugt.«
    »Wie so, mein Herr? oh! sagen Sie mir Alles, was mich beruhigen

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