Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
welchem Beweggründe er diese Verbrechen begangen, antwortete er, es sei auf das Verlangen von Frau von La Mothe geschehen.
Verwirrt, wüthend, vertheidigte sie sich wie eine Löwin; sie behauptete, Herrn Reteau von Villette nie gesehen, nie gekannt zu haben. Doch hier erhielt sie zwei harte Stöße; zwei Zeugnisse schmetterten sie nieder.
Das erste kam von einem durch Herrn von Crosne aufgefundenen Fiakerkutscher, welcher erklärte, er habe an dem von Reteau bezeichneten Tag und zu der von ihm genannten Stunde eine so gekleidete Dame nach der Rue Montmartre geführt.
Diese Dame, welche sich mit so vielen Geheimnissen umgab, die der Kutscher im Quartier Marais aufgenommen, wer konnte sie anders sein als Frau von La Mothe, die in der Rue Saint-Claude wohnte?
Und was die Vertraulichkeit betrifft, welche zwischen diesen zwei Schuldgenossen bestand, wie ließ sie sich leugnen, wenn ein Zeuge behauptete, er habe am Tag vor dem Ludwigsfeste auf dem Bock einer Postchaise, aus der Frau von La Mothe ausgestiegen, Herrn Reteau von Villette gesehen, welcher an seinem bleichen, ängstlichen Gesichte kenntlich gewesen?
Der Zeuge war einer der ersten Diener des Herrn von Cagliostro.
Dieser Name machte Jeanne aufspringen und trieb sie zum Aeußersten. Sie verbreitete sich in Anklagen gegen Cagliostro, von dem sie erklärte, er habe durch seine Hexereien und Zaubermittel den Geist des Cardinals von Rohan geblendet und diesem dadurch strafbare Gedanken gegen die königliche Majestät eingegeben.
Dieß war der erste Ring von der Kette der Anklage auf Ehebruch.
Herr von Rohan vertheidigte sich, indem er Cagliostro vertheidigte. Er leugnete Alles, was Beziehung auf die Königin hatte. Er leugnete so hartnäckig, daß Jeanne, außer sich, zum ersten Mal die Bezüchtigung einer wahnsinnigen Liebe des Cardinals für die Königin aussprach.
Herr von Cagliostro verlangte sogleich eingesperrt zu werden, was er auch erhielt, um für seine Unschuld gegen Jedermann zu bürgen. Ankläger und Richter entflammten sich, wie dieß geschieht, bei dem ersten Hauche der Wahrheit, und die öffentliche Meinung nahm unmittelbar für den Cardinal und für Cagliostro gegen die Königin Partei.
Da geschah es, daß diese unglückliche Fürstin, um ihre Beharrlichkeit in Verfolgung des Processes begreiflich zu machen, die an den König über die nächtlichen Spaziergänge erstatteten Berichte veröffentlichen ließ, und, hierüber an Herrn von Crosne appellirend, diesen aufforderte, zu erklären, was er wußte.
Geschickt berechnet, fiel der Schlag auf Jeanne, und hätte sie beinahe auf immer vernichtet.
Der Verhörrichter forderte in vollem Instructionsrath Herrn von Rohan auf, zu erklären, was er von den Promenaden in den Gärten von Versailles wisse.
Der Cardinal erwiderte, er verstehe nicht zu lügen und berufe sich auf das Zeugniß der Frau von La Mothe.
Diese leugnete, daß je Promenaden mit ihrer Theilnahme oder ihrem Wissen vorgekommen seien.
Sie erklärte die Protocolle und Berichte, welche aussagten, sie sei in den Gärten in Gesellschaft der Königin oder des Cardinals erschienen, für eitel Lügen.
Diese Erklärung sprach die Unschuld der Königin aus, wenn es möglich gewesen wäre, an die Worte einer des Diebstahls und der Fälschung bezüchtigten Frau zu glauben. Doch von dieser Seite kommend, schien die Rechtfertigung ein Act der Gefälligkeit zu sein, und die Königin ertrug es nicht, auf diese Weise gerechtfertigt zu werden.
Als Jeanne am Stärksten schrie, sie sei nie nächtlicher Weise im Garten von Versailles erschienen, und nie habe sie etwas von den Privatangelegenheiten der Königin und des Cardinals gesehen oder erfahren, da erschien Oliva, ein lebendiges Zeugniß, das die Meinung veränderte und das ganze Gerüste der von der Gräfin aufgehäuften Lügen zerstörte.
Wie wurde sie nicht unter den Trümmern begraben, wie erhob sie sich wieder gehässiger und schrecklicher als je? Wir erklären uns diese Erscheinung nur durch ihren Willen, wir erklären uns dieselbe nur durch den unseligen Einfluß, der sich an Marie Antoinette anhing.
Oliva mit dem Cardinal confrontirt, welch ein furchtbarer Schlag! Herr von Rohan bemerkte endlich, daß er auf eine schändliche Weise betrogen worden war; dieser Mann voll Zartgefühl und voll edler Leidenschaften mußte entdecken, daß eine Abenteurerin in Verbindung mit einer Spitzbübin ihn dahin gebracht, daß er ganz laut die Königin von Frankreich verachtet hatte, eine Frau, die
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