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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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schwieg.
    »Spielen Sie mit mir?« fragte Charny wütend. »Wollen Sie mich ermüden? Töten Sie mich, wenn Sie können, aber tun Sie es, solange ich kampffähig bin.«
    Philippe schüttelte den Kopf.
    »Ihr Vorwurf, mein Herr, ist berechtigt«, sagte er, »ich habe Streit gesucht, und ich bedaure es.«
    Aber Charny war zu leidenschaftlich erregt, um Philippes Aufrichtigkeit zu begreifen.
    »Ich verstehe«, rief er, »Sie wollen den Großmütigen spielen, um einigen schönen Damen heute abend zu berichten, Sie hätten mir das Leben geschenkt.«
    »Graf«, sagte Philippe, »ich beginne, für Ihren Verstand zu fürchten.«
    »Wollten Sie Cagliostro nicht töten, um der Königin gefällig zu sein? Und wollen Sie, um der Königin noch sicherer zu gefallen, nicht mich töten, indem Sie mich der Lächerlichkeit preisgeben?«
    »Das ist zuviel!« rief Philippe stirnrunzelnd. »Ihre Worte beweisen, daß Sie nicht so edelmütig sind, wie ich glaubte.«
    »Dann stoßen Sie doch zu«, rief Charny und gab seine Brust frei, als Philippe, zornig geworden, eben ausfi el. Sein Degen glitt an Charnys Rippen hin und öffnete eine blutige Furche.
    »Endlich bin ich verwundet«, triumphierte Charny, »wenn ich Sie jetzt töte, fällt die schöne Rolle mir zu.«
    »Sie sind tatsächlich verrückt, mein Herr«, sagte Taverney, »Sie werden mich nicht töten, und niemand wird je erfahren, warum wir uns geschlagen haben.«
    Er sah Charny wanken und erbleichen und führte, vielmehr trug den halb Bewußtlosen zu seinem Wagen.
    Als Philippe die Kutsche in Richtung Versailles langsam davon-rollen sah, sagte er sich voll tiefer Trauer: Sie wird ihn beklagen.
    Das Haus in der Rue Neuve-Saint-Gilles
    Eine Mietdroschke brachte Philippe de Taverney bald vor das Haus des Grafen Cagliostro, ein Gebäude von schöner Einfach-heit und klarer Linienführung, wie sie die Bauten aus der Zeit Ludwigs XVI. auszeichnete.
    Eine Equipage samt Kutscher und Gespann wartete im Hof, offensichtlich zur Ausfahrt bereit.
    Philippe eilte die Freitreppe hinan und ließ sich melden.
    »Herr Philippe de Taverney?« hörte er im Salon eine männliche Stimme von auffallender Sanftheit sagen. »Lassen Sie eintreten.«
    Die Ruhe dieser Stimme beeindruckte Philippe sonderbar.
    »Entschuldigen Sie, mein Herr«, sagte er, indem er einen hoch-gewachsenen, beleibten Herrn von ungewöhnlicher Lebenskraft begrüßte. Dieser Mann war niemand anders als der aufwiegle-rische Fremde in Mesmers Salon, der Besucher Fräulein Olivas und ihr Begleiter im blauen Domino auf dem Opernball.
    »Weshalb entschuldigen Sie sich? Gewiß, Sie wollten schon vor einer Stunde hier sein, aber ein unerwartetes Ereignis hat Sie aufgehalten, nicht wahr? Sehen Sie, ich habe Ihnen bereits einen Lehnstuhl bereitstellen lassen. Nehmen Sie doch Platz, Chevalier.«
    Philippe begriff nicht, wie ihm zumute wurde.
    »Genug der Scherze, Graf«, sagte er mit mühsam erzwunge-ner Ruhe, »da Sie ein Wahrsager zu sein scheinen, werden Sie wohl auch wissen, warum ich komme, und Ihre Maßregeln getroffen haben.«
    »Allerdings«, lächelte der Graf, »Sie suchen mit mir Streit wegen der Königin. Sprechen Sie.«
    »Nun, es ist da ein Pamphlet erschienen …«
    »Es gibt viele Pamphlete.«
    »Verfaßt von einem gewissen Zeitungsschreiber …«
    »Es gibt viele Zeitungsschreiber.«
    »Moment, mit dem Schreiber befassen wir uns später.«
    »Sie haben sich bereits mit ihm befaßt.«
    »Nun gut; ich sagte, es gibt ein Pamphlet, das gegen die Königin gerichtet ist, Sie kennen es?«
    Cagliostro bejahte.
    »Sie haben tausend Exemplare davon gekauft.«
    »Ich leugne es nicht.«
    »Sie sind indes nicht in Ihre Hände gelangt, da ich Ihren Beauf-tragten abgefangen, bezahlt und mit seiner Last nach meinem Hause geschickt habe.«
    »Warum führen Sie Ihre Angelegenheiten nicht selbst zu Ende?«
    »Was soll das heißen?«
    »Dann würden sie besser gelingen«, sagte der Graf und öffnete mit vollendetem Phlegma einen prächtigen Eichenschrank, in dem der erblassende Chevalier die tausend Nummern der Zeitung zu Stößen gehäuft sah.
    Philippe trat auf den Grafen zu, der sich jedoch nicht rührte, so drohend die Gebärde des Chevaliers war.
    »Mein Herr, ich fordere Sie auf, mir mit dem Degen Genugtuung zu geben.«
    »Genugtuung wofür?«
    »Für die Beleidigung, die der Königin zugefügt wurde und deren Sie sich mitschuldig machen, solange auch nur ein Exemplar dieses Blattes in Ihrem Hause ist.«
    »Sie befi nden sich in einem

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