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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sehr?«
    »Sie verzehrt sich danach. Sagen Sie, lieber Fürst, ich habe einmal gehört, daß Sie nicht ungern Minister wären?«
    »Wohl möglich, daß ich derlei einmal gesagt habe, Gräfi n.«
    »Wollen wir wetten, daß die Königin den Mann, der ihr binnen acht Tagen zu diesem Halsband verhilft, zum Minister macht?«
    »Gräfi n!«
    »Ich denke laut, verzeihen Sie. Ist Ihnen lieber, daß ich es schweigend tue?«
    »Nicht doch.«
    »Übrigens betrifft Sie das nicht, was ich sage. Mir ist klar, daß Sie nicht anderthalb Millionen für die Laune einer Königin ausgeben können. Das hieße ein Amt zu teuer erkaufen, das man Ihnen früher oder später ohnehin zugestehen muß. Nehmen Sie an, ich hätte nur geträumt. Es ist wohl meine Schwäche, daß ich die Königin nach mir beurteilt habe. Da ich seufzte, als ich die Diamanten sah, schloß ich, daß auch die Königin sie gleicher-maßen begehrt.«
    »Sie sind eine anbetungswürdige Frau, Jeanne«, sagte der Kardinal. »In gewissen Augenblicken sind Sie so wenig Weib, daß ich fast erschrecke, und dann sind Sie es wieder auf so bezaubernde Weise, daß ich den Himmel segne, der Sie erschaffen hat.
    Sprechen wir nicht mehr von diesem Halsband.«
    Sekunden später wurde der Kardinal seinem Entschluß schon untreu.
    »Sie glauben also«, sagte er, »daß Boehmer & Bossange das Halsband noch nicht endgültig aus den Händen gegeben haben?«
    »Mir schien es heute noch sehr gegenwärtig.«
    »Wo haben diese Leute ihren Laden?«
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte Jeanne unschuldig, »irgend-wo am Quai de l’Ecole, glaube ich, jedenfalls in der Nähe des Pont-Neuf.«
    Und damit wußte sie, daß die Angel, die sie ausgeworfen hatte, der Beute schon tief ins Fleisch gedrungen war.
    Herr Ducorneau begreift die Welt nicht
    mehr
    Am Vormittag des folgenden Tages begab sich der Kardinal in den Faubourg Saint-Antoine zu Boehmer & Bossange.
    Er gelangte mit den Herren zu der Einigung, daß ihm das Halsband ausgehändigt würde, sobald er eine Anzahlung von hunderttausend Francs geleistet hätte, denen im Verlauf eines Jahres die restlichen anderthalb Millionen folgen sollten.
    Herr de Rohan war von seinen hochfl iegenden Plänen zu sehr eingenommen, um dieses Geschäft zu bereuen.
    Anderntags überbrachte er persönlich die hunderttausend Francs und unterschrieb drei Wechsel über je fünfhunderttausend, erbat sich noch einmal strengste Diskretion, die Herr Boehmer gewissenhaft einzuhalten versprach, und verließ hochrot vor Erregung und zugleich frohlockend als einer, der im Übermaß einer Leidenschaft sich selbst ruiniert, das Haus der Juweliere.
    Herrn Boehmer blieb nun die Aufgabe, dem portugiesischen Gesandten den Wandel der Sachlage mitzuteilen und zu erklä-
    ren.
    In dem Augenblick, da er sich anschickte, am Tor der Gesandtschaft anzuklopfen, ließ sich Herr Beausire von dem Kanzleichef, Herrn Ducorneau, einen Rechenschaftsbericht vorlegen, während Dom Manoel, der Gesandte, mit dem Kommandeur, seinem Kammerdiener, den Schlachtplan beriet.
    Seit Herrn Boehmers letztem Besuch in der Rue de la Jussienne hatte das Gesandtschaftspalais mancherlei Veränderungen erfahren. Das neue Personal hatte sich wohnlich eingerichtet und entledigte sich seiner Aufgaben mit so viel Geschick, daß Herr Ducorneau keine Unregelmäßigkeit bemerkte; vielmehr war er angesichts der durchaus französischen Haushaltung ganz entzückt, daß diese Leute nicht an nationalen Vorurteilen litten. Was den Kanzleivorsteher einzig beunruhigte, war die Frage, wann die Präsentation des Herrn Gesandten bei Hof endlich stattfi nde.
    »Dieses Problem beschäftigt schon das ganze Viertel«, sagte er zu Beausire, »es ist die Ursache unerschöpfl icher Kommentare, ja sogar einer gewissen Unruhe. Leute streichen neuerdings um das Palais, denen man nur zu gut ansieht, daß sie unsere Türen und Wände sich aus Glas wünschten. Sehen Sie dort drüben diesen Menschen in dem schmutzigen braunen Überrock? Sehen Sie, wie er die Augen überall hat? Natürlich, auch die Polizei des Herrn Crosne wünscht zu ergründen, worin die geheime Mission des Herrn Gesandten besteht.«
    Beausire hörte diese Ausführungen mit wachsendem Unbe-hagen und war froh, als der Gesandte nach ihm läutete.
    Als er davoneilend die Tür aufstieß, sah er sich unerwartet zwei Verbündeten gegenüber, den einen mit der Feder hinterm Ohr, den anderen mit dem Besen in der Hand. Die beiden hatten das Gespräch des Sekretärs mit dem Kanzleichef so

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