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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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lang gefunden, daß sie davon auch etwas aufschnappen wollten.
    Beausire begriff, daß man ihm mißtraute. Darum drückte er seinen Freunden herzlich die Hand, ehe er sich zu dem Gesandten begab.
    Dom Manoel hatte nach Beausire verlangt, weil er gegen den Kommandeur dringend Beistand benötigte in dem Streit darüber, wo die Kasse mit den Gesandtschaftsgeldern aufbewahrt werden sollte. Der Kommandeur, der im Auftrag seiner sämtlichen Kameraden sprach, forderte, daß das Geld nicht im Büro verblei-ben dürfte, das neben dem Zimmer des Gesandten lag und so der Kontrolle durch die übrigen Mitglieder der Akademie entzogen war. Auch müßte jeder Beteiligte einen Kassenschlüssel erhalten.
    Die Herren waren im Begriff, sich hart an die Gurgel zu gehen, als die Juweliere der Krone gemeldet wurden und die wild auf-geworfenen Wogen eilig geglättet werden mußten.
    »Boehmer wird das Geld gleich mitnehmen«, sagte der Portugiese, »das setzt allem Gezänk ein Ende.«
    Der Kommandeur, noch wutrot, nahm seine höfl ichste Miene an, um die Besucher geziemend einzuführen.
    Während Boehmer und Bossange mit betretenen Gesichtern umständlich hereintraten, wechselten Beausire und Manoel be-sorgte Blicke. Was jetzt auch kommt, nur Ruhe bewahren, be-deuteten sie einander.
    Boehmer, ein Mann der Initiative, ergriff das Wort. Er legte dar, daß politische Gründe die Fortführung der Unterhandlungen unmöglich machten.
    Manoel schrie auf.
    Beausire hüstelte.
    Boehmer wurde immer verlegener.
    Der Gesandte, immer von Beausire gedolmetscht, wandte ein, daß der Handel doch einmal geschlossen sei, daß das Geld für die Anzahlung bereitliege.
    Boehmer blieb fest.
    Dom Manoel entgegnete, daß seine Regierung Kenntnis habe vom Abschluß der Verhandlungen und daß ein Vertragsbruch einen politischen Affront, eine Beleidigung der Königin von Portugal bedeute.
    Herr Boehmer versicherte, daß er dies alles wohl bedacht habe, dennoch sei es ihm vollkommen unmöglich, von seinem Vorsatz abzuweichen.
    Beausire erklärte, nur unredliche Händler würden ihr Wort brechen, man habe von den Juwelieren der französischen Krone erwartet, daß sie ihrem Wort treu blieben.
    »Sie haben wohl jemand gefunden, der mehr bot?« fragte er.
    Boehmer und Bossange erröteten wie ertappte Schuljungen.
    »Meine Herrn«, sagte Dom Manoel, »man hat Ihnen zweifellos höheren Gewinn geboten; das beweist schließlich nur, wie kostbar Ihr Schmuck ist. Wir sind nicht abgeneigt, ehrenwerten Kaufl euten den gleichen Vorteil zu bieten. Ich erhöhe um fünfzigtausend Francs.«
    Boehmer lehnte ab.
    »Hunderttausend, hundertfünfzigtausend«, steigerte Beausire.
    Er war entschlossen, bis zu einer Million zu bieten, um seinen Anteil an dem Coup nicht zu verlieren.
    Die Juweliere, die im ersten Augenblick geblendet waren, er-klärten jedoch, daß es unnütz sei, sie in Versuchung zu führen; ein Wille, mächtiger als der ihrige, zwinge sie, das Halsband nicht außer Landes zu verkaufen.
    Manoel und Beausire waren so in Fieber geraten, daß sie nicht bemerkten, wie im Vorzimmer der Kommandeur sich anstreng-te, hinter der Tür die Verhandlung zu belauschen. Dabei war er so ungeschickt, gegen die Tür zu stoßen.
    Beausire stürzte hin.
    »Herr Sekretär«, stammelte der Kommandeur, »ich bringe die Depeschen von heute morgen.«
    Bei dem Wort Depeschen erhoben sich Boehmer und Bossange erleichtert. Beausire und Manoel fi el nichts Besseres mehr ein, als sie scheinbar gleichmütig zu verabschieden. Der Kommandeur erhielt Auftrag, die Herren zum Tor zu geleiten.
    »Geplatzt!« rief der Portugiese.
    »Klar«, konstatierte Beausire.
    »Bleiben die hunderttausend, geteilt durch zwölf, macht achttausend pro Nase.«
    »Lumpige achttausend für soviel Aufwand!« sagte Beausire.
    »Oder fünfzigtausend für uns beide.«
    »Aber der Kommandeur ist gleich zurück. Wenn er nichts kriegt, haben wir das ganze Haus am Hals.«
    »Mir wird schon was einfallen«, meinte der Portugiese mit ei-genartigem Tonfall.
    »Und ich habe einen Einfall«, sagte Beausire, »rufen wir den Kommandeur, und tun wir, als wollten wir mit ihm teilen.«
    »Ich verstehe«, sagte Manoel, »gut, hol ihn.«
    »Ich fi nde, du solltest gehen.«
    Aber weder der eine noch der andere wollte sich von der Kasse entfernen. Vertrauen ist rar in dieser Welt.
    Beausire öffnete das Fenster und rief den Kommandeur, den er im Hof mit dem Ersatzmann für den Schweizer sprechen sah.
    »Wetten wir«, sagte Beausire, als der

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