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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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sagte sie. »Warum hast du mich nicht angerufen?«
    »Das hätte ich wohl tun müssen.«
    »Also stimmt es? Sandy ist tot?«
    »Sie, und dieser nichtsnutzige Hurensohn auch.«
    »Mein Gott, ich kann es gar nicht fassen. Waren sie nicht im Urlaub?«
    »Ich glaube, Carl war noch viel schlimmer, als ich vermutet habe.«
    »Du hörst dich komisch an, Lee. Warum kommst du nicht nach Hause?«
    »Ich habe noch eine Menge Arbeit. So wie es aussieht, kann es die ganze Nacht dauern.«
    »Hast du schon eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
    »Nein«, antwortete er und blickte die Flasche auf dem Schreibtisch an, »eigentlich nicht.«
    »Lee?«
    »Ja, Flo.«
    »Du hast doch nicht getrunken, oder?«

51.
    Als sich Arvin am nächsten Morgen einen Kaffee holen wollte, entdeckte er außerhalb des Doughnut-Ladens einen Ständer mit Zeitungen. Er kaufte sich eine, nahm sie mit auf sein Zimmer und las, dass die Schwester des Ortssheriffs und ihr Mann ermordet aufgefunden worden waren. Sie seien auf dem Rückweg vom Urlaub in Virginia Beach gewesen. Von einem Verdächtigen war keine Rede, doch neben der Story fand sich ein Bild von Sheriff Lee Bodecker. Arvin erkannte ihn als den Mann, der in der Nacht Dienst gehabt hatte, als sein Vater Selbstmord beging. Verdammt, flüsterte er. Eilig packte er seine Sachen und ging zur Tür. Er hielt inne und drehte sich noch einmal um. Er nahm das Kalvarienbild von der Wand, wickelte es in die Zeitung und steckte es in seine Sporttasche.
    Auf der Main Street ging er westwärts. Am Ortsrand nahm ihn ein Holztransporter mit, der nach Bainbridge wollte und ihn an der Ecke der Route 50 und des Blaine Highways wieder absetzte. Er überquerte zu Fuß den Paint Creek und kam eine Stunde später am Rand von Knockemstiff an. Abgesehen von ein paar neuen Ranch-Häusern, die dort standen, wo früher mal ein Maisfeld gewesen war, sah alles noch ziemlich genauso aus wie in seiner Erinnerung. Arvin ging noch ein Stück weiter und überquerte dann einen kleinen Hügel in der Mitte der Senke. An der Ecke war noch immer Maudes Laden, dahinter stand derselbe Campingwagen wie schon vor acht Jahren. Arvin war froh, ihn zu sehen.
    Als er in den Laden trat, saß der Verkäufer auf einem Barhocker hinter dem Süßigkeitenstand. Es war immer noch derselbe Hank, nur ein wenig älter, erschöpfter. »Howdy«, sagte er und blickte auf Arvins Sporttasche.
    Der Junge nickte und stellte die Tasche auf den Betonboden. Er schob die Klappe der Getränkekühltruhe auf und nahm sich eine Flasche Kräuterlimonade. Er öffnete sie und trank einen großen Schluck.
    Hank zündete sich eine Zigarette an und sagte: »Sie sehen so aus, als seien Sie auf der Durchreise.«
    »Ja«, sagte Arvin und lehnte sich an die Kühltruhe.
    »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Weiß noch nicht genau. Da war früher mal ein Haus auf dem Hügel da hinten, das einem Anwalt gehörte. Kennen Sie das?«
    »Klar. Oben auf den Mitchell Flats.«
    »Ich hab da mal gewohnt.« Kaum hatte er das gesagt, wünschte sich Arvin, er könnte es zurücknehmen.
    Hank sah ihn einen Augenblick lang an und sagte: »Verdammt noch eins. Sie sind der junge Russell, richtig?«
    »Ja«, antwortete Arvin. »Ich dachte, ich komm mal vorbei und schau mir die alte Gegend an.«
    »Junge, tut mir leid, aber das Haus ist vor ein paar Jahren abgebrannt. Sollen wohl ein paar Kinder gewesen sein. Da hat keiner mehr gewohnt nach Ihnen und Ihren Eltern. Die Frau des Anwalts und ihr Bettgenosse sind für den Mord an ihm ins Gefängnis gekommen, und soweit ich weiß, ist das Haus vom Gericht beschlagnahmt worden.«
    Arvin überkam eine Welle der Enttäuschung. »Ist denn noch irgendetwas davon übrig?« fragte er und bemühte sich, unbeteiligt zu klingen.
    »Nur das Fundament. Vielleicht steht die Scheune noch, wenigstens teilweise. Die Gegend ist völlig überwuchert.«
    Während er die Flasche leer trank, sah Arvin durch die große Fensterscheibe hinauf zur Kirche. Er dachte an den Tag, als sein Vater den Jäger in den Schlamm geprügelt hatte. Nach allem, was in den letzten Tagen passiert war, war das keine so gute Erinnerung mehr. Er legte ein paar Salzcracker auf die Theke und bat um zwei Scheiben Mortadella und Käse. Er kaufte noch eine Schachtel Camel, eine Schachtel Streichhölzer und eine weitere Flasche Limonade. »Na«, meinte er, als Hank den Einkauf in eine Tüte gepackt hatte, »ich schätze, ich gehe trotzdem mal rauf. Jetzt bin ich schon so weit gekommen. Kann man denn immer

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