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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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in Johnson City, Tennessee, mit dem Datum von vor zwei Tagen. Er dachte an den Tag zurück, als er die beiden an der Tankstelle getroffen hatte. Sechzehn Tage her, rechnete er aus. Sie hatten es fast bis nach Hause geschafft.
    Schließlich entdeckte er einen Haufen getrocknete Kotze im Gras, auf dem Ameisen herumkletterten. Bodecker setzte sich auf die Rückbank und platzierte seine Füße links und rechts von dem Fleck. Er sah zu der Stelle hinüber, wo sein Schwager im Gras lag. Wer immer sich da hatte übergeben müssen, hatte genau hier auf dem Sitz gesessen, als es losging, sagte sich Bodecker. Carl steht draußen mit der Waffe, Sandy sitzt vorn und ein Dritter hier auf dem Rücksitz. Bodecker blickte das Erbrochene ein paar Sekunden lang an. Carl hatte nicht mal die Chance gehabt zu schießen, zu schnell musste der Unbekannte drei Schüsse abgefeuert haben. Und dann, wahrscheinlich nachdem die Schießerei vorbei war, hatte diesen Jemand ein fürchterlicher Schock erfasst. Bodecker dachte an das erste Mal zurück, als er für Tater einen Mann erschossen hatte. Er hätte in dieser Nacht beinahe selber gekotzt. Gut möglich also, dass derjenige, der das hier angerichtet hatte, es nicht gewohnt war, jemanden umzulegen, aber das Arschloch wusste ziemlich gut mit einer Waffe umzugehen.
    Bodecker beobachtete, wie die Polizisten über den Graben stiegen und sich langsam durch das Maisfeld arbeiteten; ihre Hemdrücken waren dunkel vor Schweiß. Er hörte einen Wagen kommen, drehte sich um und sah, wie Howser die Straße entlang dem Gerichtsmediziner entgegenging. »Verdammt, Kleine, was zum Henker habt ihr hier draußen gemacht?« fragte er Sandy. Er griff über den Sitz, nahm eilig ein paar Schlüssel vom Schlüsselring und steckte sie in die Hemdtasche. Dann hörte er Howser und den Gerichtsmediziner hinter sich. Der Arzt blieb stehen, als er nah genug war, um Sandy auf dem Vordersitz zu erkennen. »Oh Gott«, sagte er.
    »Ich glaube nicht, dass Gott irgendetwas damit zu tun hat, Benny«, erwiderte Bodecker. Er sah seinen Deputy an. »Hol Willis her, der soll dir bei den Fingerabdrücken helfen, bevor wir den Wagen wegbringen. Und sucht den Rücksitz gründlich ab.«
    »Was, glauben Sie, ist passiert?« fragte der Gerichtsmediziner Er stellte seine schwarze Tasche auf die Motorhaube des Wagens.
    »So wie ich das sehe, wurde Carl von jemandem erschossen, der hinten saß. Dann schaffte es Sandy, mit der .22er einen Schuss abzugeben, aber sie hatte keine Chance. Das verdammte Ding ist mit Platzpatronen geladen. Und der Austrittswunde nach zu urteilen, hat der Schütze dann ungefähr dort gestanden, als er sie erwischte.« Er wies auf den Boden vor der Hintertür.
    »Platzpatronen?« fragte der Arzt.
    Bodecker ging nicht darauf ein. »Was glauben Sie, wie lange sind sie tot?«
    Der Gerichtsmediziner ließ sich auf ein Knie sinken, hob Carls Arm an, versuchte, ihn zu bewegen, drückte auf die fleckige, blaugraue Haut. »Seit gestern Abend würde ich sagen. So in etwa.«
    Sie standen einen Augenblick schweigend da und sahen Sandy an, dann wandte sich Bodecker an den Mediziner. »Sie sorgen dafür, dass man sich um sie kümmert, okay?«
    »Sicher«, antwortete Benny.
    »Webster soll sie holen, wenn Sie fertig sind. Sagen Sie ihm, ich komme später vorbei und bespreche mit ihm die Beerdigung. Ich fahre jetzt zurück aufs Revier.«
    »Und was ist mit dem anderen?« fragte Benny, als Bodecker losgehen wollte.
    Der Sheriff blieb stehen, spuckte auf den Boden und sah zu dem fetten toten Kerl hinüber. »Wie immer Sie das auch hinkriegen, Benny, sorgen Sie dafür, dass er ein Armengrab kriegt. Kein Stein, kein Name, nichts.«

50.
    »Lee«, sagte der Diensthabende, »da hat ein Sheriff Thompson aus Lewisburg, West Virginia, angerufen. Er möchte, dass du so bald wie möglich zurückrufst.« Er gab Bodecker einen Zettel mit einer daraufgekritzelten Nummer.
    »Willis, ist das eine Fünf oder eine Sechs?«
    Der Diensthabende sah auf den Zettel. »Nein, das ist eine Neun.«
    Bodecker schloss seine Bürotür, setzte sich hin, zog eine Schreibtischschublade auf und nahm sich ein Bonbon. Als er Sandy so tot daliegen gesehen hatte, war sein erster Gedanke der nach einem Glas Whiskey gewesen. Er schob sich das Bonbon in den Mund und wählte die Nummer. »Sheriff Thompson. Hier spricht Lee Bodecker aus Ohio.«
    »Danke, dass Sie zurückrufen, Sheriff«, sagte der Mann und hörte sich dabei an wie der letzte Hinterwäldler. »Wie geht’s

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