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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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erster Anflug von Furcht schlich sich in Hennings Stimme.
    Niemand bis auf Thankmar sah auch nur in seine Richtung. Ein weiterer Mann trat vor und legte seine Waffen ab, und dann bildete sich eine Schlange vor Wichmann, so als teile er Freibier aus. Das einzige Klirren, das jetzt noch zu hören war, ertönte, wenn Klinge auf Klinge landete, und es klang dumpf, verstohlen beinah, feige.
    »Agilbert, bringt mir meinen Bruder«, befahl Thankmar.
    Der Kastellan nickte zweien seiner Panzerreiter zu, und sie bahnten sich einen Weg zur Halle hinüber.
    Henning starrte ihnen erst entgegen, dann warf er gehetzte Blicke zu beiden Seiten. Aber wohin er auch blickte, er war umgeben von feindlichen Soldaten, die respektvoll Abstand hielten, ihn aber nicht aus den Augen ließen, die Gesichter grimmig und teilweise blutverschmiert. Der einzige Fluchtweg, der Henning blieb, war zurück in die Halle. Doch es wäre nicht nur eine jämmerliche Schmach gewesen, ihn zu nehmen, sondern obendrein eine Sackgasse. Henning mochte ein Feigling sein, aber ein Narr war er nicht. Er erkannte die Ausweglosigkeit seiner Lage, straffte die Schultern und wartete.
    Agilbert saß vor ihm ab und deutete eine knappe Verbeugung an. »Prinz Henning.« Er nahm ihm das Schwert ab und reichte es an einen seiner Begleiter, dann packte er den Prinzen plötzlich am Arm, drehte ihn mit einem Ruck um und fesselte ihm die Hände auf dem Rücken.
    »Was fällt dir ein!«, schnauzte Henning erschrocken.
    Die Männer beider Truppen raunten.
    Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, saß Agilbert wieder auf und ruckte an dem langen Ende des Stricks, der Hennings Handgelenke band. »Bewegt Euch, wenn Ihr kein Schlammbad nehmen wollt, mein Junge.«
    Notgedrungen trottete Henning vor ihm her zu seinem Bruder und dessen beiden Verbündeten.
    Thankmar fand, Henning hatte nie einen erbaulicheren Anblick geboten, aber er weidete sich nur aus dem Augenwinkel daran und gab vor, seinen Bruder völlig zu ignorieren. »Lasst die Männer meines Bruders fesseln und irgendwo einsperren, Agilbert.«
    »Sofort, mein Prinz.«
    »Wenn sie sich ordentlich benehmen, können sie von mir aus am Leben bleiben. Sobald die Lage sich geklärt hat, lassen wir sie laufen. Wir können sie ohnehin nicht alle füttern.«
    Ein hörbares Aufatmen ging durch die Reihen der Besiegten.
    »Kümmert euch um die Verwundeten. Um unsere zuerst, versteht sich. Bringt sie in die Halle und sorgt für ein anständiges Feuer. Stellt Wachen auf und bemannt das Tor.«
    Agilbert nickte, verbeugte sich hastig und eilte davon.
    Thankmar steckte die Klinge ein, nahm den Spangenhelm vom Kopf und warf ihn einem seiner Männer zu. Erst dann schenkte er seinem Bruder seine ungeteilte Aufmerksamkeit, zusammen mit einem hasserfüllten Lächeln. »Welch glückliche Fügung, dass wir uns hier treffen.«
    »Ich wette, das ist kein Zufall«, gab Henning wütend zurück, geradezu vorwurfsvoll. »Ich wette, du hast meine Meldereiter abgefangen!«
    »Richtig. Das nennt man Krieg, Brüderchen. Aber davon verstehst du ja nichts.«
    »Was willst du von mir?« Es sollte herausfordernd klingen, aber ein leichtes Beben in der Stimme verdarb den gewünschten Effekt.
    Thankmar verschränkte die Hände auf dem Sattelknauf und schaute auf ihn hinab. Ich will dich bluten sehen , lautete die ehrliche Antwort. Ich will dich töten . Er wollte Rache für jedes verdammte Mal, da dieser großmäulige Rotzbengel ihn einen Bastard genannt hatte. Rache dafür, dass Henning ihn vor Otto und der Königin und der Königinmutter verspottet und gedemütigt hatte. Dafür, dass Henning im Purpur geboren war und seine königliche Herkunft damit außer Zweifel stand. Aber das Dumme war, er brauchte den Rotzbengel noch. Denn Henning war sein Druckmittel gegen Otto. Henning, wusste Thankmar, war des Königs wunder Punkt.
    Das bedeutete indessen nicht, dass er gänzlich auf seine Rache verzichten musste, entschied Thankmar. »Nehmt ihm die Rüstung ab und legt ihn in Ketten«, ordnete er an.
    Die Männer zögerten nicht. Während Eckard, Agilberts Ältester, Richtung Wachkammer lief, nahmen der picklige Jüngling mit den Engelslocken und ein weiterer Mann Henning Helm und Dolch ab, lösten den Strick, der seine Hände fesselte, und zogen ihm ohne viel Feingefühl den Kettenpanzer über den Kopf. Er sah ein wenig gerupft aus, als sie fertig waren. Schon kam Eckard zurück, zwei rostige Ketten über der Schulter und ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
    Henning sah zu

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