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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ihre herrlichen blauen Augen vor Furcht.
    Henning lächelte. »Ich will dich nackt. Zieh dich aus, wenn du dein Kleid behalten willst. Ich nehme an, du hast nur dieses eine, oder?« Er presste sie ein wenig fester an sich und rieb sich an ihr.
    Sie verstand anscheinend kein Wort. Statt zu gehorchen, wimmerte sie.
    Henning zuckte die Achseln. »Auch gut.« Mit einem geübten Ruck riss er hinten an ihrem Halsausschnitt. Der dünne, morsche Stoff gab sofort nach. Sie schluchzte und versuchte, mit den Armen Brust und Scham zu bedecken. Henning ließ die Fetzen zu Boden fallen, während er mit der Rechten seinen Gürtel aufschnallte. Mit der flachen Hand auf ihrem Rücken drückte er sie auf die Tischplatte hinab und brachte sich in Position. Von einem Herzschlag zum nächsten hörte das Mädchen auf zu zappeln und hielt still. Er stieß schwungvoll zu und hatte doch Mühe einzudringen. Eine Jungfrau, ging ihm auf, und er atmete genießerisch tief durch. Die Hände um ihre Hüften gekrallt, zog er sie mit einem Ruck näher, und sie jammerte vor Schmerz, aber sie blieb gefügig.
    Das gefiel ihm nicht. Henning bevorzugte solche Schlachten, bei denen er von vornherein als Sieger feststand, aber dennoch wusste er ein wenig Kampfgeist zu schätzen. Deswegen waren ihm die Daleminzermädchen am Hof seines Bruders auch die liebsten, denn die meisten von ihnen waren widerspenstige kleine Biester. Diese hier hingegen gab ihm das Gefühl, einen Sack nasser Lumpen zu nageln. Also zog er sich zurück, packte sie am Arm, drehte sie zu sich um und schlug sie ins Gesicht. Sie keuchte und wollte die Arme um den Kopf schlingen, aber er setzte sie auf die Tischkante, hielt ihre Hände mit einer von seinen auf ihrem Rücken zusammen, schlug sie weiter und drang wieder in sie ein. Jetzt ging es ganz leicht, weil sie blutete.
    »Hör auf zu flennen, du Schlampe«, knurrte er.
    Sie hatte vermutlich auch das nicht verstanden, aber er bekam trotzdem, was er wollte. Ohne Vorwarnung schwang ihre Stimmung um, und sie fing wieder an, sich zu wehren.
    »So ist’s recht. Na los, zeig’s mir.«
    Er ließ ihre Hände los. Doch das erwies sich als Fehler. Mit katzenhafter Schnelligkeit schlug sie ihm die Nägel in die Wange, zischte einen Fluch und hob ihm die freie Linke mit ausgestrecktem Zeige- und kleinem Finger vors Gesicht – das Zeichen gegen den bösen Blick und gegen jene, die den Teufel im Leib hatten.
    Henning erstarrte. Nichts auf der Welt konnte ihn in so blinde Wut versetzen wie die Behauptung, er habe den Teufel im Leib. Sein Blick trübte sich und nahm eine schleierartige, rötliche Färbung an, sodass nichts mehr klare Konturen hatte. Er keuchte, stieß noch unbarmherziger in sie hinein und sah ihr in die Augen, während er langsam die Faust um die Hand mit dem magischen Zeichen schloss. Als ihre Finger brachen, klang es genau wie die berstenden Knochen einer Wachtel.

Magdeburg, Februar 939
    »Es war auf jeden Fall klug von Otto, sich der Unterstützung der bayrischen Bischöfe und Äbte zu versichern, bevor er den Herzog davongejagt hat«, befand Vater Widukind. »Die Zeiten, da ein Herrscher gegen die Kirche regieren konnte, sind nämlich vorbei.«
    Tugomir gab keinen Kommentar ab, sondern fuhr fort, den Hustensirup zu rühren, der im Kessel blubberte. Diesen Winter schienen alle Kinder von Magdeburg an Husten zu leiden, und er konnte seine Arznei kaum so schnell zusammenbrauen, wie ihm die kleinen Krüge aus den Händen gerissen wurden.
    »Du missbilligst den Einfluss der Kirche auf weltliche Belange?«, argwöhnte Widukind.
    Tugomir vollführte eine wegwerfende Geste mit dem hölzernen Rührlöffel, und ein kleiner Sirupschauer ging auf den sandbedeckten Boden nieder. »Alle Priester fühlen sich berufen, hinter dem Thron ihres Fürsten zu stehen und ihm einzuflüstern, was er tun soll. Du wurdest dazu genauso erzogen wie ich. Wenn es ein guter Priester ist, der in der Lage ist, den Willen der Götter zu erkennen oder sie milde zu stimmen, kann es für den Fürsten von Vorteil sein, auf ihn zu hören. Aber nur zu oft haben die Priester nichts anderes im Sinn, als selbst die Macht auszuüben. Wie du sehr wohl weißt. Ein Fürst ist immer gut beraten, sich zuallererst auf sich selbst und sein eigenes Urteilsvermögen zu verlassen.«
    Widukind nickte unwillig. »Danke, Semela«, sagte er mit einem zerstreuten Lächeln, als der junge Mann einen dampfenden Becher vor ihn stellte.
    »Trinkt ihn, solange er heiß ist«, riet Semela.

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