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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hm?«
    »Thankmar.«
    Otto bedachte seinen älteren Bruder mit einem vorwurfsvollen Blick. »Heißen Dank.«
    Thankmar winkte träge ab. »Stets zu Diensten, Bruder, das weißt du doch. Außerdem habe ich nur die Wahrheit gesagt. Das ist keine Sünde, oder?«
    »Nein.« Otto strich dem Kleinen über den flachsblonden Schopf. »Es stimmt.«
    Der Fünfjährige strahlte. »Wenn ich Onkel werde, heißt das, dass ich eigentlich schon richtig groß bin. Einen Onkel schickt bestimmt niemand zu Bett oder zum Unterricht.« Brun sollte die kirchliche Laufbahn einschlagen, das war beschlossene Sache, und darum musste der bedauernswerte Knabe als einziger der Prinzen lesen lernen.
    »Ich an deiner Stelle würde mich nicht darauf verlassen«, warnte Otto.
    »Und vielleicht besser, du erwähnst deine Onkelwürde gegenüber deinen frommen Lehrern nicht«, fügte Thankmar verschwörerisch hinzu. »Das könnte unerfreuliche Folgen haben.«
    »Warum das denn?«, fragte Brun, ebenso verständnislos wie enttäuscht.
    »Weil unser sonst so untadeliger Otto einen Bastard gezeugt hat, und das ist verboten. Die Gottesmänner sehen es gar nicht gern, wenn ihr Lieblingsprinz über die Stränge schlägt, und …«
    »Das reicht, Thankmar«, unterbrach der König, aber wie meistens mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.
    Brun rutschte von Ottos Knie, blieb vor ihm stehen und sah ihn unsicher an. Natürlich war er noch viel zu klein, um zu verstehen, was Thankmar ihm offenbart hatte, aber dennoch spürte der Knirps die unausgesprochene Missbilligung, die Otto zumindest bei ihrer Mutter hervorgerufen hatte, und nun war sein Heldenbild erschüttert. Gut so , dachte Thankmar.
    Hadwig erbarmte sich. Sie stand auf, nahm den Kleinen bei der Hand und führte ihn zur Tür. »Komm, Brun. Wir wollten doch noch nach dem Fohlen sehen …«
    Stille blieb in der Halle zurück, nachdem Bruder und Schwester hinausgegangen waren. Schritte, Hufschlag und ein gelegentliches Bellen drangen zusammen mit dem hellen Sonnenschein durch die geöffneten Holzläden, aber die königliche Familie war allein in der geräumigen Halle mit der Feuerstelle in der Mitte. Als die Goldammer plötzlich zu trällern begann, zuckte Mathildis leicht zusammen.
    »Die Bischöfe werden sich gut überlegen, ob sie sich wegen deines Bastards erregen sollten«, sagte der König zu Otto. »Die Hälfte von ihnen liegt mir ständig damit in den Ohren, dass sie ihre Ländereien ihren Söhnen vererben wollen. Trotzdem, deine kleine Slawin muss verschwinden, ehe deine Braut von der Sache Wind bekommt. Sie soll keinen schlechten Eindruck gewinnen. Wir müssen ihr ja nicht unbedingt unter die Nase reiben, was ohnehin alle wissen.«
    »Was meint Ihr?«, fragte Otto verständnislos.
    »Dass die Prinzessinnen von Wessex vornehmer sind als wir und von höherem Adel.«
    Otto starrte einen Moment in seinen Becher. »Aber … wo soll sie denn hin? Dragomira, meine ich?«
    »Ich finde eine Lösung«, versprach die Königin. »Das soll deine Sorge nicht sein.«
    Otto fand offenbar wenig Trost in ihren Worten, womit er wieder einmal bewies, dass er wirklich nicht auf den Kopf gefallen war. Er hob den Blick und sah seiner Mutter in die Augen. »Aber vorher will ich mit ihr reden. Sie hat zumindest ein Anrecht darauf, dass ich ihr die Dinge erkläre.«
    Mathildis erwiderte seinen Blick und nickte dann. »Natürlich. Wir wollen auf keinen Fall die Gefühle deiner kleinen Slawin verletzen. Aber dann tu es bald, mein Sohn. Die Zeit drängt.«
    »So, so. Die Zeit drängt also, Otto eine Braut ins Bett zu legen«, spöttelte Thankmar. »Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Vater, was ist mit mir?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du es so eilig hast, zu heiraten«, entgegnete der König vielsagend.
    Thankmar hob kurz die Linke. »Da Ihr mir die Garnison der neuen Burg im Slawenland nicht anvertrauen wollt, suche ich nach neuen Herausforderungen.«
    »Fang nicht wieder davon an«, brummte der König. »Du bist zu jung für die Aufgabe.«
    »Aber keinesfalls zu jung für eine prestigeträchtige Heirat, wie es den Anschein hat, denn ich bin sechs Jahre älter als Otto. Also? Wie steht es mit einer westfränkischen Prinzessin für mich? Nach Möglichkeit eine mit einer großen Mitgift.«
    Der König nickte unverbindlich. »Wir werden sehen.«
    Thankmar stieß die Luft durch die Nase aus. »Wirklich? Und wann darf ich mit einer etwas präziseren Auskunft rechnen? Oder glaubt Ihr vielleicht insgeheim, ich

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