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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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verstehe trotzdem nicht, warum Ihr keine Bindung mit einem Eurer Herzöge oder dem König der Westfranken bevorzugt. Die sind schließlich unsere Nachbarn und immer potenzielle Unruhestifter.«
    »Du musst ja auch nicht alles verstehen, mein Junge«, konterte der König. Er schloss die kleine Gittertür des Käfigs und kehrte an den Tisch zurück.
    Thankmar hob die Brauen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn Ihr glaubt, diese Sache gehe mich nichts an, warum führt Ihr dieses Gespräch mit Otto dann nicht unter vier Augen? Der Ärmste windet sich ja schon vor Verlegenheit.«
    »Weil ich es vorziehe, Familienangelegenheiten auch vor der Familie zu erörtern«, gab sein Vater zurück. »Ich habe selten genug Gelegenheit, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen.«
    »Ich winde mich überhaupt nicht«, warf Otto mit Nachdruck ein. »Aber Thankmar hat recht, Vater. Warum ausgerechnet Wessex?«
    »Das Wichtigste an dieser Heirat ist, unsere Stellung zu sichern«, erklärte ihr Vater. »Sie nennen mich den König des Ostfrankenreiches, aber was bedeutet das schon? Noch vor zehn Jahren war Konrad König, der wiederum nur König werden konnte, weil der letzte Karolinger im Ostfrankenreich ein kränkliches Kind war. Aber Konrad versagte. Er konnte die Ungarn nicht zurückschlagen, ebenso wenig konnte er sich gegen die Herzöge behaupten. Als er sein Ende kommen spürte, sorgte er dafür, dass ich die Königswürde bekam, weil er glaubte, ich könne es besser als sein Bruder. Alle naselang liegt die Krone im Dreck, und der Stärkste fischt sie heraus und setzt sie sich aufs Haupt.«
    »Ihr nicht«, warf Thankmar ein. »Ihr habt eine Krönung abgelehnt.«
    »Aus gutem Grund.« Heinrich tippte ihm mit dem Finger an die Brust. »Hätte ich mich krönen lassen, hätten die Herzöge keine Ruhe gegeben, bis sie mich wieder losgeworden wären. Im Grunde wollen sie sich keinem König unterwerfen, sondern allein über ihre Territorien herrschen. ›Also gut‹, habe ich gesagt, ›dann lasst mich der Erste unter Gleichen sein. Ich will mich nicht mit einer Krönung über euch erheben, aber ich will euch vereinen und anführen, weil wir nur gemeinsam gegen die verfluchten Ungarn eine Chance haben.‹ Das hat einigermaßen funktioniert, wie ihr wisst. Aber was wird in Zukunft sein? Das Reich muss geeint bleiben, um nicht von seinen Feinden aufgefressen zu werden. Aber wenn es unser Geschlecht sein soll, unter dessen Führung das Reich geeint bleibt, dann müssen wir einen Anspruch auf die Königswürde geltend machen, und zwar mit Krönung und Salbung und diesem ganzen Firlefanz, damit der Anspruch nicht von jedem angezweifelt werden kann, dem es gerade passt.«
    »Und dazu müssen wir königlich werden …«, warf Thankmar versonnen ein.
    »Genau!« Sein Vater drosch ihm auf die Schulter, setzte sich neben ihn und schenkte sich einen Becher Met ein. »Deswegen muss Otto eine Prinzessin heiraten, und zwar eine Prinzessin reinsten Wassers, im Purpur geboren. Die Karolingerprinzessinnen des Westfrankenreiches böten sich an, aber im Moment lässt sich nicht absehen, welcher Karolinger im Streit um die Krone obsiegt. Rudolf, der derzeit die Nase vorn hat, hat keine Töchter. Karl, sein Gegenspieler, hat dafür ein halbes Dutzend, aber deren Mutter ist dummerweise Mathildis’ Schwester. Die Bischöfe würden nicht zustimmen, weil sie Ottos Cousinen sind.«
    »Aber meine nicht«, erinnerte Thankmar ihn. »Also wie wäre es, wenn Ihr eine Gesandtschaft nach Westfranken schicktet, um mir dort eine Prinzessin auszusuchen?«
    »Immer eine Braut nach der anderen«, entgegnete der König, aber Thankmar spürte genau, dass sein Vater ihm auswich.
    »Wessex ist die nächstliegende Wahl«, fuhr Heinrich fort. »Die Mädchen haben einen waschechten Märtyrer unter ihren Vorfahren, das ist doch sicher nach deinem Geschmack, Otto, he? Außerdem sprechen sie unsere Sprache. Ich will nicht behaupten, dass es immer ein Segen ist, zu verstehen, was deine Frau zu dir sagt …«, er zwinkerte Mathildis zu, »aber es hat seine Vorzüge, du wirst sehen. Also: Schau dir die beiden Mädchen an, wenn sie hier ankommen, such dir eine aus, und dann wird geheiratet.«
    »Natürlich, Vater.« Otto trank einen Schluck, ehe er seinen jüngsten Bruder auf sein Knie hob, der seit einiger Zeit an seinem Ärmel zupfte. »Was willst du denn, Brun?«
    »Stimmt es, dass ich bald Onkel werde, Otto?«
    Otto bekam rote Ohren. »Wer hat dir das erzählt,

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