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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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einen Moment an wie ein verschreckter Welpe, verbeugte sich dann und stapfte davon.
    »Eure Männer sind scharfe Worte von Euch nicht gewöhnt«, bemerkte Hardwin, der die Szene verfolgt hatte, mit einem Grinsen, während auch er sich aus der Rüstung schälte.
    »Scharfe Worte bekommt, wer sie verdient«, gab der König unwirsch zurück und dachte: oder wer es wagt, meine schlimmsten Befürchtungen auszusprechen . Er wollte einfach nicht glauben, dass Tugomir sein Wort gebrochen hatte.
    Mit langen Schritten umrundete er die Halle. Editha öffnete ihm die Tür zu seinem Quartier, als er gerade die Hand danach ausstreckte, trat lächelnd einen Schritt zurück und knickste vor ihm. »Willkommen in Magdeburg, mein König.«
    Sie wusste immer, wenn er kam. Sie stürmte nie mit den Höflingen und dem Gesinde zum Haupttor, aber sie hörte das Getöse, das seine Ankunft unvermeidlich auslöste, ließ stehen und liegen, was sie gerade tat, und kam hierher, um ihn in Empfang zu nehmen. Unbelauert.
    Er trat über die Schwelle, schloss die Tür mit einem beiläufigen Tritt und zog seine Frau an sich. »Ich hatte kaum zu hoffen gewagt, dich hier anzutreffen.«
    »Ich bin seit zwei Tagen zurück.« Sie verschränkte die Hände in seinem Nacken, schaute ihm in die Augen und sah all das, was er ihr mit Worten niemals berichten konnte: das Gemetzel, die Verwüstung und Verzweiflung, die sie in Lothringen angerichtet hatten. Die erfolglose Belagerung von Chèvremont, wo Giselbert und Henning ihm durch die Finger geschlüpft waren. Der erste von einer ganzen Reihe von Rückschlägen …
    Er drückte die Lippen auf ihre Stirn. »Wie war meine Mutter?«
    »Zerknirscht. Sie weiß genau, dass sie auf der falschen Seite steht. Aber sie kann einfach nicht anders, Otto.«
    »Nein, das ist mir aufgefallen.«
    »Die Menschen in Quedlinburg lieben sie für ihre Mildtätigkeit und Güte.«
    »Sie müssen sie verwechseln …«
    Editha schüttelte den Kopf. »Ihre guten Werke werden weit über die Stadtmauern von Quedlinburg hinaus gerühmt. Die Leute verehren sie wie eine Heilige.«
    Er nickte, ohne einen Kommentar abzugeben. Editha und seine Mutter hatten sich früher immer nahegestanden. Offenbar hatten sie an diese alte Verbundenheit angeknüpft, und er musste feststellen, dass ihn das kränkte. »Die Kinder?«, fragte er.
    »Gesund und … lebhaft.« Sie grinste. »Wilhelm und Liudolf sind so unzertrennlich wie früher.«
    »Dafür sei Gott gepriesen.«
    Es klopfte, und Editha löste sich von Otto, um seinem Kammerdiener die Tür zu öffnen, der wie befohlen einen Eimer Brunnenwasser brachte.
    »Es ist gut, Arno.« Der König wies auf den Tisch am Fenster. »Stell ihn dort ab. Ich brauche dich vorläufig nicht.«
    Der alte Diener schnaufte ein wenig unter seiner Last, ächzte, als er den Eimer auf den Tisch stellte, und schlurfte hinaus.
    Otto zog Lederwams, Obergewand und Hemd aus, während Editha das Wasser in eine Tonschale schenkte und ihm ein sauberes Leinentuch holte. Er wandte ihr den Rücken zu, schöpfte mit beiden Händen Wasser und begann, sich zu waschen. Weil er ihr nicht mehr in die Augen sehen musste, konnte er sagen: »Henning ist mir entwischt. Genau wie Giselbert. Ludwig von Westfranken ist in Lothringen einmarschiert und hat sich in Verdun huldigen lassen. Die Bischöfe von Metz, Toul und Verdun sind zu ihm übergelaufen. Dann ist er weitergezogen ins Elsass. Und du wirst nie erraten, wer ihn dort mit offenen Armen erwartete.«
    »Eberhard von Franken«, antwortete sie leise, scheinbar gelassen. »Wir haben es schon gehört.«
    »Eberhard von Franken, ganz genau.« Mit seinen großen Händen schöpfte er das herrliche kühle Wasser, ließ es sich über Haar und Gesicht rinnen, dann über Nacken und Brust. »In gewisser Weise ist es eine Erleichterung, dass er aus der Deckung gekommen ist. Ein erklärter Feind ist nie so gefährlich wie ein Messer in der Dunkelheit. Und ich habe immer geahnt, dass er und Henning eine Übereinkunft getroffen haben, als Eberhard sich ihm letzten Sommer ergeben hat.«
    »Straffreiheit und uneingeschränkte Macht in Franken für Eberhard, die Krone für Henning«, mutmaßte Editha.
    Der König nickte. »Und nun sitzt Eberhard in seiner Festung Breisach auf der Rheininsel, sodass wir nicht ins Elsass hineinkommen. Und ich bin sicher, Henning ist bei ihm.«
    »Wieso glaubst du das?«
    »Kaum hatten wir mit der Belagerung von Breisach begonnen, brachten mir meine Späher einen Gefangenen. Es war

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