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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Ludwig von Westfranken hat das Elsass in größter Eile verlassen und führt seine Truppen heim, um seine geliebte Bischofsstadt Reims vor dem fürchterlichen Hugo zu beschützen.«
    »Was ihm vermutlich nicht gelingen wird«, warf Otto ein.
    »Was ihm nie und nimmer gelingen wird«, stimmte Brun grinsend zu. »Solche wie Ludwig verspeist Hugo von Franzien gewöhnlich zum Frühstück und spült den schlechten Nachgeschmack mit einem Schluck Wein herunter.«
    »Wieso erfahre ich erst jetzt von diesem Brief?«, fragte Poppo grantig. »Du hast ihn mir vorenthalten, du junger Flegel!«
    Brun zuckte ungerührt die Schultern. »Der Bischof von Utrecht war mein Lehrer und Mentor, wie Ihr wisst. Seine Botschaft war an mich persönlich gerichtet, nicht an die Hofkapelle. Natürlich hätte ich Euch dennoch sofort in Kenntnis gesetzt, wäre die Rückkehr des Königs mir nicht zuvorgekommen.«
    Poppo brummte irgendetwas Unverständliches vor sich hin, aber er war versöhnt. Der alte Kanzler fand großen Gefallen an Ottos jüngstem Bruder. Und das war ein Segen, fand Otto, denn er wollte, dass Brun von Poppos großer Erfahrung profitierte und von ihm lernte, solange noch Zeit blieb. Brun, hatte Otto beschlossen, würde sein nächster Kanzler werden.
    Der König lehnte sich in seinem Sessel zurück und strich sich nachdenklich über den kurzen blonden Bart. »Das sind in der Tat gute Neuigkeiten, Brun. Wenn Ludwig nach Hause eilen muss, um Laon und Reims gegen Hugo zu verteidigen, geht es um nicht weniger als die Vorherrschaft im Westfrankenreich. Womöglich um seine Krone. Er wird kein Interesse an Lothringen mehr haben. Giselbert wird sehr bald feststellen, dass er seine Lehnstreue an einen König verschwendet, der ihm weder Truppen noch Führung zu bieten hat.«
    »Das wird Giselbert kaum veranlassen, in Demut zu Euch zurückzukriechen«, warnte Wichmann.
    »Das würde ich ihm auch nicht raten«, grollte Otto. »Die Zeiten der königlichen Großmut und Nachsicht sind vorbei.«
    Es war einen Moment still in der Halle, ehe Brun fragte: »Auch für Henning?«
    »Darüber entscheiden wir, wenn wir ihn haben«, beschied Otto knapp. »Ludwigs Rückzug bedeutet jedenfalls, dass unsere Verbündeten in Breisach nicht befürchten müssen, die Westfranken könnten ihnen in den Rücken fallen.«
    »Also was tun wir?«, fragte der Bischof von Halberstadt.
    »Das, was wir tun müssen«, erwiderte der König. »Wir heben neue Truppen aus, führen sie über die Elbe und lehren die Obodriten das Fürchten. Wichmann, es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mich begleiten wolltet.« Er wartete keine Antwort ab. »Jeder Freie mit Grundbesitz von acht Hufen und mehr muss einen zusätzlichen Reitersoldaten samt Ausrüstung und Pferden stellen. Es bleibt keine Zeit, sie vernünftig auszubilden, aber zusammen mit den bestehenden Verbänden an Panzerreitern wird es schon gehen.«
    »Fußtruppen?«, fragte Brun, den Blick auf die Wachstafel gerichtet, auf der er sich Notizen machte.
    »Ja«, antwortete Otto. »Obwohl es bislang immer nur die Panzerreiter waren, mit denen wir den Slawen beikommen konnten. Wir müssen …« Er unterbrach sich, weil sich in der Kammer hinter der hohen Tafel mit einem Mal Stimmen erhoben. Frauenstimmen. »Und ich war sicher, ich hätte gesagt, ich wolle nicht gestört werden …«, murmelte Otto mit einem Seufzen und wandte sich stirnrunzelnd um.
    Die Kammer war nur ein mit zwei Bretterwänden abgetrennter Verschlag, wo die Speisen für die hohe Tafel bereitgestellt und warm gehalten wurden. Sie hatte eine Tür nach draußen, sodass die Wege zum gegenüberliegenden Küchenhaus nicht weit waren. Jetzt war sie dunkel, denn es waren noch etliche Stunden bis zur Hauptmahlzeit am frühen Abend. Aber verlassen war die Kammer offenbar nicht gewesen, denn zwei Frauen traten durch die Verbindungstür in die Halle, die eine groß und blond und vornehm, die andere klein, in schlichten Gewändern und dick.
    »Egvina …«, sagte der König verwirrt. »Was hat das zu bedeuten? Wieso störst du unsere Beratungen, und warum in aller Welt zerrst du die Zofe meiner Frau wie eine Gefangene hierher?«
    Egvina blieb vor ihm stehen und versetzte Gundula einen Stoß in die Nierengegend. Die fette Magd landete unsanft auf den Knien, kauerte sich zusammen und fing leise an zu heulen.
    Erst jetzt erkannte Otto, dass Egvina ihren juwelenbesetzten Dolch in der Hand hielt. Ohne sich zu entschuldigen, wies sie auf Gundula hinab. »Sie ist weit mehr als die

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