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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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war zu … matt, um die Sache weiter zu verfolgen. Vorhin war sie unauffindbar, als Editha nach ihr schickte, und da habe ich mich an die Sache erinnert. Also habe ich mich gefragt, wo ich mich verstecken würde, wenn ich Euch und Euren Rat belauschen wollte.« Der Schatten ihres Koboldlächelns huschte über ihr Gesicht. »Wie Ihr vielleicht wisst, war ich in den Tagen meiner leichtsinnigen Jugend auch nicht immer darüber erhaben, Gespräche zu belauschen, die nicht für meine Ohren bestimmt waren. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, sie hier in der Kammer zu finden. Ich dachte nur, es schadet ja nicht, wenn ich nachschaue. Und da war sie.«
    Otto sah zu Gundula. »Was hast du zu sagen?«
    Sie rang die Hände. »Ich hab nichts Unrechtes getan, mein König!«, beteuerte sie. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf einen Punkt links von ihm, unfähig, ihn anzusehen. »Ich hab nicht gelauscht, ich wollte einen Schluck Bier für die Prinzen holen, die so durstig waren nach ihrem Spiel, das war alles, ich schwör’s bei …«
    »Untersteh dich!«, fiel Brun ihr ins Wort. Ohne Eile erhob er sich von seinem Platz, doch als er vor sie trat, hatte er etwas Bedrohliches. »Wage nicht, den Namen des Herrn in den Mund zu nehmen, um eine Lüge zu beschwören«, sagte er leise.
    Gundula wimmerte und senkte den Kopf.
    »Ich kann dir nur raten, dem König die Wahrheit zu sagen«, fuhr der junge Priester fort. »Wir erfahren sie so oder so, glaub mir.«
    Sie schluchzte.
    »Also besser, du sagst uns, für wen du spionierst, seit wann, und wer deine Mittelsmänner sind. Ob du dein Leben danach behalten darfst, liegt im Ermessen des Königs. Aber wenn du ihn anlügst, ist nicht nur dein Leben, sondern dann ist deine Seele verloren.« Er beugte sich zu ihr hinab, legte die Linke unsanft unter ihr Kinn und zwang ihren Kopf hoch. »Er ist Gottes Auserwählter. Ist dir klar, was das bedeutet? Ihn anzulügen bedeutet, Gott selbst anzulügen. Du würdest in die Hölle kommen und dort für immer und immer von Teufeln und Dämonen mit Feuer und glühenden Zangen gequält. Du würdest …«
    Weiter kam er nicht. Mit einem Schrei warf Gundula sich zu Boden, presste das Gesicht ins verdreckte Stroh und schrie: »Ja, es ist wahr! Es ist wahr …« Sie heulte wieder, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, als fürchte sie Schläge, lag dann still und schluchzte.
    »Wir warten«, sagte Otto mit unüberhörbarer Ungeduld.
    Egvina blickte verächtlich auf die ertappte Spionin hinab. »Reiß dich zusammen, deine Tränen rühren hier niemanden.«
    Gundula nahm die Hände vom Kopf und stemmte sich in die Höhe. Gehetzt sah sie von einem zum anderen, starrte dann wieder zu Boden und murmelte: »Die Königinmutter hat mir geholfen, als ich schwanger war.«
    »Schwanger?«, fragte Egvina. »Wann soll das gewesen sein?«
    »Vor drei Jahren. Kurz nach der Krönung.«
    »Und wieso wusste ich davon nichts?« Egvina klang skeptisch.
    Gundula hob die Schultern. »Niemand hat es gewusst. Niemand hat es gesehen, weil ich so dick bin, edle Herrin.«
    »Wer war der Vater?«
    Gundulas Miene wurde verschlossen, und sie antwortete nicht.
    Otto stützte den Ellbogen auf die Armlehne und die Stirn in die Hand. Auf einen Schlag war er zu Tode erschöpft. Er hob den Kopf wieder und atmete tief durch. »Ich nehme an, es war Henning?«, fragte er.
    Gundula biss die Zähne zusammen und hielt den Kopf ganz starr, um nur ja nicht zu nicken.
    »Jedes Mal, wenn er eine Frau in Schwierigkeiten gebracht hat, ist er zu Mutter gelaufen und hat sich von ihr aus der Klemme helfen lassen«, erklärte der König Brun und Egvina. »Ein bisschen Geld, ein verschwiegenes Kloster, ein Ehemann und ein Stück Land – je nach Stand seiner … Eroberung hat Mutter Mittel und Wege gefunden, die Wogen zu glätten.«
    »Sie … sie schickte mir einen Boten.«
    »Wen?«, wollte Brun wissen.
    »Einen Mönch. Ich kannte ihn nicht, und ich hab ihn danach nie wiedergesehen. Er gab mir Geld und sagte mir, wohin ich gehen sollte, wenn mein Kind käme. Es war ein Gut, das zum Kloster gehört, nicht weit vor den Stadttoren. Ich hab … ich hab der Königin gesagt, ich müsse für ein paar Tage zu meiner Schwester, weil sie eine schwere Geburt gehabt habe und niemand sich um ihre Kinder kümmern könnte. Und meine wunderbare, gütige Herrin hat gesagt, ich könne gehen und bleiben, solange meine Schwester mich brauche.« Sie wischte sich mit einer ihrer fetten Hände über die Wangen.

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