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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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»Ich ging auf das Gut, brachte im Haus des Meiers meinen Jungen zur Welt und war nach einer Woche wieder zurück.«
    »Und das Kind?«, fragte Otto.
    »Blieb dort. Er sollte dort aufgezogen werden und als Knecht unterkommen und es gut haben, hatte der Bote mir gesagt.« Sie zuckte resigniert die Achseln. »Es war das Beste, was ich erhoffen konnte.«
    »Und dann?«
    »Dann kam … dann kam der Vater meines Kindes zu mir und sagte, er werde hinreiten und unserem Sohn die Kehle durchschneiden, wenn ich Euch und die Königin nicht belausche und ihm oder seiner Mutter … Eurer Mutter alles berichte, was ich höre. Alle ein, zwei Wochen kam ein junger Edelmann …«
    »Volkmar von Halberstadt?«, fragte der König.
    Doch sie schüttelte den Kopf. »Sein Bruder, glaub ich. Er hat einen Klumpfuß, und darum versteckt sein Vater ihn und lässt ihn nicht in den Krieg reiten. Ihm musste ich jedenfalls erzählen, was ich rausgefunden hatte. Und er … ritt dann zur Königin. Königinmutter, mein ich.«
    Otto wechselte einen Blick mit seinem Bruder.
    Brun schüttelte angewidert den Kopf. »Was für eine abscheuliche Geschichte.« Aber in seiner Stimme war Mitgefühl.
    Egvina hingegen war immer noch argwöhnisch. »Man fragt sich nur, was ein bildschöner junger Prinz wie Henning an einer Kuh wie dir gefunden haben sollte …«
    Doch Otto winkte ab. Henning war nie wählerisch gewesen. Wenn er getrunken hatte, schnappte er sich einfach irgendein Mädchen und schob ihre Röcke hoch. Otto hatte ihn deswegen oft zur Rede gestellt, aber seine Mutter war natürlich jedes Mal dazwischengegangen.
    »Ich verstehe, dass du in einer schwierigen Lage warst, Gundula. Aber dein Verrat ist und bleibt unverzeihlich. Wieso bist du nicht zur Königin gegangen und hast dich ihr anvertraut? Wir hätten dir doch geholfen.«
    »Ach, wirklich?« Plötzlich fand sie den Mut, ihm in die Augen zu schauen. »So wie damals bei meinem Vater?«
    Otto hob abwehrend die Linke. »Dein Vater war ein Schurke.«
    »Ich weiß. Und er hat für seine Taten mit dem Leben bezahlen müssen, obwohl ich Euch um Gnade angefleht habe. Andere Schurken kommen immer mit allem durch und können immer, immer weitermachen, weil sie Prinzen sind.« Ihr Gesicht hatte sich gerötet, und ein bitterer Zug lag um ihren Mund.
    Otto hatte genug gehört. »Brun, sei so gut und schick nach der Wache. Sie sollen sie einsperren, aber anständig behandeln.«
    »Wozu die Umstände?«, entgegnete sein Bruder. »Ein Strick um den Hals und ab über die Palisade mit ihr. Sie ist ein durchtriebenes Luder, mein König.«
    »Und sie spekuliert auf Euer Mitgefühl«, fügte Egvina hinzu.
    Otto wusste, sie hatten recht, aber er wollte in Ruhe darüber nachdenken. Und er wollte Editha möglichst schonend beibringen, was ihre Schwester ans Licht befördert hatte. Er lächelte. »Sei trotzdem so gut, Bruder.«
    »Natürlich, wenn es Euer Wunsch ist.« Brun durchschritt die Halle, sprach ein paar Worte mit Druthmar und Egbert, und die Wachen folgten ihm zurück in die Halle.
    Druthmar nahm Gundula beim Arm und zog sie auf die Füße. »Komm, Mädchen. Keine Bange, wir reißen dir nicht den Kopf ab.«
    Sie ließ sich widerstandslos abführen.
    Als sie wieder allein waren, stand Otto auf, trat zu Egvina, legte ihr die Hände auf die Schultern und küsste sie auf die Stirn. »Danke.«
    Sie nickte bedrückt. »Das wird ein harter Schlag für meine Schwester.«
    »Ich weiß.«
    »Soll ich es ihr sagen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde es tun.«
    »Rechnet lieber nicht damit, dass sie es gnädig aufnimmt. Es hat sie immer gewurmt, dass Ihr ihre treue Gundula nicht ausstehen konntet.«
    Er lächelte auf sie hinab. »Ich werde versuchen, mich mit Äußerungen wie ›Ich habe es dir doch immer gesagt‹ zurückzuhalten.«
    Egvina kicherte wie das unbezähmbare, wilde Geschöpf, als das sie vor zehn Jahren an den Hof seines Vaters gekommen war und sich in seinen unbezähmbaren, wilden Bruder verliebt hatte.
    »Ich hoffe, es gibt irgendeinen Wunsch, den ich dir erfüllen kann. Dein Schmerz war und ist ein Schatten auf meinem Herzen, Egvina. Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, ganz gleich, wie … ausgefallen es sein mag, dann ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt, es mir zu sagen.«
    Sie zögerte nicht einmal einen Lidschlag lang. »Lasst mich nach Osten ins Slawenland gehen.«
    Otto sah sie betroffen an.
    »Mein Bruder Athelstan erhebt Ansprüche auf meinen Kopf. Er hat die Dänen vor zwei

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