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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Mutter«, klärte Ratibor ihn bereitwillig auf. »Mein Vater und seine Brüder und ihr Vater vor ihnen und so weiter waren alle schon getauft.«
    Tugomir biss in seinen Apfel. Er wusste, die Obodritenfürsten waren seit über hundert Jahren Christen. Und Ratibor hatte nicht unrecht: Das war einer der Gründe, warum Tugomirs Vater und dessen Vorväter die Obodriten mehr gehasst hatten als jeden anderen feindlichen Stamm. »Hier bei euch leben der alte und der christliche Glaube Seite an Seite. Ich wüsste gerne, wie du das machst, ohne dass die Priester und die Gläubigen sich gegenseitig an die Kehle gehen.«
    »Und so brennend ist deine Neugier in dieser Frage, dass du dafür dein Leben wegwirfst?«, fragte Ratibor. »Dir ist doch hoffentlich klar, dass ich dich nicht einfach so wieder gehen lassen kann, oder? Du bist schließlich unser Todfeind.«
    Tugomir folgte seinem Beispiel und warf den abgenagten Apfel ins Feuer. Dann wandte er sich dem Fürst der Obodriten zu und studierte sein Gesicht. »Wie kommt es, dass diese alte Fehde dich amüsiert, die für unsere Väter bitterer Ernst war?«
    »Nun, für dich ja offenbar auch nicht, sonst wärst du nicht hier.«
    »Ich habe Gründe, warum ich dieses Risiko eingegangen bin.«
    »Welche?«
    »Dazu kommen wir später. Beantwortest du meine Frage?«
    Ratibor hob seinen Metbecher und nahm einen ordentlichen Zug. »Du täuschst dich. Die Fehde amüsiert mich nicht. Und es wird mir nicht den Schweiß auf die Stirn treiben, deiner Hinrichtung beizuwohnen, die sicher abscheulich sein wird. Denn ihr verfluchten Heveller habt meinen Bruder auf dem Gewissen.«
    »So wie er meine Mutter auf dem Gewissen hat.«
    Ratibor schnaubte. »Sie muss doppelt so alt gewesen sein wie er. Also erzähl mir nicht, es war seine Idee.«
    Tugomir hob kurz die Hände. »Ich weiß es nicht. Aber sie waren auf jeden Fall beide alt genug, um zu wissen, was sie taten.«
    Ratibor stierte einen Moment in seinen Becher, die Stirn gerunzelt. »Hat dein Vater dich zusehen lassen?«, fragte er schließlich.
    Tugomir musste die Zähne zusammenbeißen. »Warum willst du das wissen?«
    »Weil ich mich immer gefragt habe, wie er wohl gestorben ist, mein tapferer, untadeliger Bruder Nakon.«
    Kreischend , lautete die Antwort natürlich.
    Gesehen hatte Tugomir es indes nicht. Er hatte mit seiner kleinen Schwester auf dem Schoß in der dunklen Vorratskammer gehockt, wo Schedrag sie eingesperrt hatte, und ihr die Ohren zugehalten, denn die Laute, die durch die Bretterwände zu ihnen drangen, waren grauenvoll genug.
    Er schüttelte den Kopf. »Mich nicht. Aber meinen älteren Bruder Bolilut.«
    »Wirklich? Ich wette, das hat ihn gestählt, he. Wie alt war er?«
    »Sechzehn. Genauso alt wie …«
    »Nakon.« Ratibor nickte. »Ich habe jeden Tag auf dem Wehrgang gestanden und nach ihm Ausschau gehalten, weißt du. Wir hatten natürlich erfahren, dass er in Gefangenschaft geraten war, aber Vater hatte Boten mit Silber ausgesandt, um ihn zurückzukaufen. Sie brachten ihn auch tatsächlich heim.« Er leerte seinen Becher. »In einem Tonkrug.«
    »Ja. Ich bin sicher, das war grässlich.« Tugomir nahm einen zweiten Apfel aus der Schale und polierte ihn, biss aber nicht hinein. »Bolilut … na ja. Auf eine gewisse Art hat er den Verstand verloren. Nicht so, dass ein Außenstehender es hätte merken können. Aber er war vollkommen verändert. Grausam. Erbarmungslos. Ein Raufbold war er vorher schon, aber … anders.«
    Ratibor überraschte ihn, als er sagte: »Es war sicher kein Vergnügen, sein kleiner Bruder zu sein, was?«
    »Nein, meistens nicht. Aber ich schätze, für ihn selbst war es viel schlimmer als für mich. Und die Schuld trug dein Bruder.«
    Der Obodritenfürst schenkte sich nach, lehnte sich mit dem Becher in der Hand zurück und legte die Füße auf den Tisch. »Tja, und nun schau uns an. Du und ich sind Fürsten geworden, nicht sie. Nicht Nakon, der nur mit dem Schwanz denken konnte, und auch nicht Bolilut, der nur mit dem Schwert denken konnte, sondern Ratibor und Tugomir. Du willst mir jetzt nicht im Ernst weismachen, Gott hätte es so gefügt, weil du und ich bessere Männer sind als unsere Brüder?«
    »Ein bestechender Gedanke«, gab Tugomir mit einem kleinen Lächeln zurück. »Aber ich glaube, Gott war weit fort, als meine Mutter und dein Bruder auf ihrem Bett aus Feuer lagen.«
    »Was ist es dann, worauf du hinauswillst?«
    »Wer sagt, dass ich auf etwas hinauswill?«
    »Mein Gefühl. Du magst

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