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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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nicht. Aber wenn ich mein Augenlicht verliere, wird Mirogod die Menschen glauben machen, dass es ein Urteil der Götter über meine Herrschaft, meine Kriegsführung und meinen Glauben ist. Dann bin ich am Ende.«
    Tugomir nickte versonnen und aß langsam, während er sich das Gehörte durch den Kopf gehen ließ. »Wie gesagt«, antwortete er schließlich. »Ich kann verhindern, dass du dein Augenlicht verlierst.«
    Ratibor streckte sich im Sand aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Lider. »Sag die Wahrheit, Tugomir: Wie oft hast du’s schon gemacht, und wie viele konnten anschließend wirklich wieder sehen?«
    »Viermal. Alle konnten wieder sehen, doch zwei sind gestorben.« Er hatte keinem seiner Patienten das Auge ausgestochen oder so schlimm verletzt, dass sie nachher blinder waren als vorher – was leicht passieren konnte. Aber bei zweien hatte das gestochene Auge sich entzündet, und sie hatten Fieber bekommen.
    »Das heißt, die Chancen, dass ich wieder sehen kann oder dass ich sterbe, sind etwa gleich groß«, stellte Ratibor fest. Es schien ihn keineswegs abzuschrecken.
    Tugomir wiegte den Kopf. »Ich würde sagen, die Erfolgsaussichten sind etwas besser. Alle vier – drei Männer und eine Frau – waren alt. Dieser Augenschleier tritt normalerweise nur bei Tattergreisen auf, Fürst Ratibor.«
    »Heißen Dank«, knurrte der Obodrit.
    »Da du jung und gesund und stark wie ein Ochse bist, ist die Gefahr geringer. Wobei ich dir nichts versprechen kann.«
    »Nein, ich weiß. Trotzdem. Es ist meine einzige Hoffnung. Kannst du es heute noch machen?«
    »Nein.«
    »Also wann?«, fragte Ratibor ungeduldig.
    »Im Frühjahr.«
    » Was ?« Ratibor setzte sich ruckartig wieder auf. »Aber … aber warum soll ich so lange warten?«
    »Weil ich es sage.«
    »Pass auf, wie du mit mir redest, Tugomir, Vaclavics Sohn«, brauste der Obodritenfürst auf. »Ich bräuchte nur mit den Fingern zu schnipsen, und meine Priesterschaft würde …«
    Tugomir winkte ab. »Ich weiß, ich weiß. Und danach stündest du immer noch mit deiner zunehmenden Blindheit da und wüsstest nicht mehr ein noch aus.« Er hielt inne und sah Ratibor in die Augen – eines strahlend blau, eines grau verschleiert. »Ich helfe dir, wenn du mir hilfst, Fürst Ratibor.«
    Der verschränkte die Arme vor der breiten Brust. »Und? Was willst du?«
    »Es sind genau genommen zwei Dinge, die ich will: Zieh deine Truppen zurück über die Elde. Dein Sieg über Gero war ruhmreich. Er hat allen slawischen Völkern einen süßen Moment der Rache beschert, und dafür bin ich dir dankbar. Aber strategisch gewonnen hat er nichts, dieser Sieg. Ich will einen anderen Weg versuchen, und dabei sind obodritische Truppen an der Grenze zum Havelland ein Hindernis. Und meine zweite Bedingung ist: keine weiteren Raubzüge gegen Sachsen bis zum Frühjahr.«
    Ratibor sah ihn an, als hätte Tugomir ihm ein unsittliches Angebot gemacht. »Ist das alles?«, höhnte er schließlich. »Gerade jetzt, wo der König der Strohköpfe im Westen Krieg führt und Geros Macht bröckelt, soll ich die Gunst des Augenblicks ungenutzt lassen? Hast du eigentlich eine Ahnung, was meine Priesterschaft mit mir machen würde, wenn ich …«
    »Verflucht, kann es wirklich sein, dass sie jede deiner Entscheidungen beherrschen? Dass deine Furcht vor ihnen solche Macht über dich hat?«
    Ratibor erwiderte seinen Blick unbehaglich. Dann konterte er: »Ich werde keinen weiteren Gedanken an dein verrücktes Ansinnen verschwenden, solange ich nicht verstehe, was du eigentlich vorhast.«
    Tugomir erklärte es ihm. Das dauerte eine Weile, und Ratibors Augen wurden größer und größer, während er lauschte.
    »Du siehst«, sagte Tugomir schließlich, »wenn wir Erfolg haben, wird Gero keine Macht mehr im Havelland besitzen, sondern ich werde mir die Macht mit der Kirche teilen. Ich würde natürlich niemals dulden, dass die Anhänger des alten Glaubens verfolgt oder mit dem Schwert bekehrt werden, aber die Priesterschaft kann mich auch nicht mehr erpressen, weil es der Bischof sein wird, dem die sächsischen Vasallen und ihre Truppen unterstehen.«
    »Ich kann nicht entscheiden, ob du ein Verräter an deinem eigenen Volk bist oder sein Retter, Fürst Tugomir«, bekannte Ratibor.
    »Das wird davon abhängen, ob dieser Plan gelingt oder nicht.«
    »Wenn er gelingt, werde ich mir überlegen müssen, warum hier nicht möglich sein sollte, was im Havelland möglich ist …«
    »Nun,

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