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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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nickte, ohne den Blick von Geros Klinge zu wenden. »Und Ihr habt mir das Leben gerettet, Fürst. Ich war Euch was schuldig.«
    »Dafür wirst du hängen, du Lump, und dein Vater wird krepieren vor Schande«, versprach Gero, trat einen Schritt zurück und hob die Klinge zum Angriff.
    Tugomir wusste, er hätte dem Jungen das Schwert abnehmen und es jetzt und hier mit Gero austragen müssen – ein für alle Mal. Das Problem war nur, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Noch während er überlegte, was er tun sollte, stürzten sich drei der Triglav-Priester auf ihn und packten ihn bei den Armen.
    »Bindet ihn und werft ihn ins Feuer«, befahl Tuglo ruhig. »Das Opferritual ist entweiht, und Triglav ist zornig. Irgendwer muss hier heute brennen.«
    »Wie wär’s mit dir?«, kam Semelas Stimme aus der Dunkelheit unter den altehrwürdigen Eichen, und im nächsten Moment strömten zwei Dutzend Heveller und Daleminzer mit gezückten Klingen ins Innere des Heiligtums, Semela vorneweg. Sie teilten sich auf. Eine Hälfte umringte die Priester, die immer noch in einer Traube nahe dem Scheiterhaufen zusammenstanden, zu entrückt, um den Ereignissen noch folgen zu können. Die übrigen stürzten sich auf Gero und Udos Sohn, packten und entwaffneten sie, und Semela hatte die Spitze seines Schwerts dem Hohepriester an die Kehle gesetzt. »Was meinst du, hm? Sagst du nicht gern, dass für das Wohl des Volkes kein Opfer zu groß ist?«
    Tuglo stand so still wie eine der heiligen Eichen, seine Miene unbewegt. Überhaupt war die Szene im Triglav-Heiligtum mit einem Mal wie erstarrt. Die züngelnden Flammen, die den leeren Scheiterhaufen verzehrten, schienen das Einzige zu sein, das sich noch bewegte, ihr Knistern und Zischen die einzigen Laute.
    Semela schaute zu Tugomir. »Soll ich?«
    Der Fürst schüttelte langsam den hämmernden Kopf. »Fesselt ihn und seine Priesterschaft. Ich muss darüber nachdenken, was mit ihnen geschehen soll.«
    »Und was ist mit ihm hier?«, fragte Dragan, der mit seinem Zwillingsbruder zusammen Gero gepackt hielt.
    »Lasst ihn los«, antwortete Tugomir. »Bewacht ihn, aber rührt ihn nicht an.«
    »Du willst ihn leben lassen?«, fragte Nekras ungläubig.
    Tugomir ging nicht darauf ein. »Den Jungen gebt auch frei. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Anstandslos ließen die Männer Udos Sohn los, der sein Schwert aus dem Gras auflas und in die Scheide steckte, ehe er Tugomir zunickte.
    »Wie heißt du?«, fragte der Fürst.
    »Wido.«
    »Also dann, Wido: Wo ist der Rest von euch?«
    »Sie warten an der Schmiede in der Vorburg auf weitere Befehle.«
    »Geh zu ihnen. Bei Tagesanbruch müssen sie die Brandenburg verlassen und den Fluss überqueren. Auf der anderen Seite sollen sie auf Markgraf Gero warten. Du kannst hierbleiben, wenn du willst, und mit mir nach Quedlinburg reiten. Der König wird dich und mich ebenso anhören wie ihn.« Er zeigte mit dem Daumen auf Gero, ohne ihn anzuschauen.
    »Ja, Fürst.« Wido deutete eine Verbeugung an und wandte sich ab.
    Falibors vier Söhne brachten Asik und Slawomir. »Wir wussten nicht genau, was wir mit ihnen tun sollen, Fürst«, erklärte Milegost, der älteste. »Dein Onkel wollte sich verdrücken, aber der Sachse hat ihn nicht gehen lassen. Was bei allen Göttern ist hier passiert?«
    Tugomir sah sich außerstande, es zu erklären, und er hätte einen Sack voll Silber für einen Schluck Wasser gegeben. Seine Kehle war völlig ausgedörrt. »Hast du meine Frau gesehen?«, fragte er Semela.
    »Sie kam uns entgegen. Dervan hat sie und den Jungen zurück zur Burg gebracht.«
    »Und wieso bist du hier und nicht tot oder bewusstlos?«
    Semela zeigte mit einer verächtlichen Grimasse in Slawomirs Richtung. »Sein Weib brachte uns Met in die Kirche. Aber ihrem Sohn gab sie keinen, und du warst verschwunden, seit du das Haus deines Onkels betreten hattest. Ich hatte ein mieses Gefühl und hab ihren Met nicht getrunken. Dervan und die meisten anderen auch nicht. Aber sie hatten die Kirche von außen versperrt. Es hat ein Weilchen gedauert, bis wir uns befreien konnten. Als wir schließlich draußen waren, bin ich zum Jarovit-Tempel und habe den Männern das Wenige gesagt, was ich wusste. Der alte Godemir hat genau die richtigen Schlüsse gezogen und uns hierhergeschickt.«
    Tugomir schloss kurz die Augen . Gott segne Godemir, sein Gott oder meiner, das ist egal .
    Er legte Semela für einen Augenblick die Hand auf den Arm. »Ich stehe wieder einmal in deiner

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