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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schlagader war durchtrennt. Der Verräter taumelte rückwärts, stieß gegen die hölzerne Wand der Halle, und dann gaben seine Beine nach. Halb saß, halb lag er im Stroh, den Rücken an die Wand gelehnt, warf einen Blick auf seine Wunde und schloss dann die Augen.
    In der Halle war es so still geworden, dass man das Knistern der Scheite im Feuer hören konnte.
    Erich von Calbe bekreuzigte sich und betete – so leise, dass man nur die Bewegung seiner Lippen sah.
    »Das kann er sich sparen«, knurrte Konrad von Minden, hob die Lanze und sah fragend zum König.
    Otto nickte.
    Konrad kniff die Augen zusammen und nahm Maß. Keiner der Umstehenden ging in Deckung, denn ein jeder wusste, welch ein Meister im Lanzenwurf der junge Panzerreiter war. Konrad schleuderte seine Waffe, die Erich von Calbe genau ins Herz traf. Doch er sackte nicht zur Seite. Die Lanzenspitze musste in seinem Rücken wieder ausgetreten sein und heftete ihn an die Wand wie einen aufgespießten Angelköder.
    Sieben weitere Männer, die in Erichs Nähe gesessen hatten, sprangen von ihren Plätzen auf und versuchten, die Tür der Halle zu erreichen. Aber Udo und die übrigen Wachen erwarteten sie dort, und die Verschwörer ergaben sich. Keiner von ihnen schien genug Mut zu besitzen, um wie Erich ein rasches, ehrenvolles Ende zu suchen. Lächerlich kleinlaut ließen sie sich entwaffnen. Udo nahm einem nach dem anderen die Schwerter ab, ohrfeigte sie links und rechts und spuckte sie an. Obwohl sie alle von adligem Geblüt waren und Udo nur ein Bauernsohn, ließ der König ihn gewähren, denn Hennings Komplizen hatten ihren Adel verwirkt.
    So wie sein Bruder selbst.
    Henning saß an seinem Platz, schaute unverwandt zu Erichs Leichnam hinüber und schüttelte langsam den Kopf.
    Otto trat zu Tugomir und Gero und schloss erst den einen, dann den anderen in die Arme. Beide waren so angespannt und starr, dass es sich anfühlte, als umarme er Eichenstämme. »Ich stehe in eurer Schuld«, sagte er leise. »Ich weiß, dass ich euch nicht überzeugen kann, Frieden zu schließen, aber heute begehen wir die Auferstehung des Herrn, das höchste Fest der Christenheit. Darum bitte ich euch: Lasst euren Hader wenigstens für heute ruhen und schmaust und feiert mit uns an der hohen Tafel.«
    Beide nickten knapp, wiesen mit einer abfälligen Geste auf den jeweils anderen und sagten wie aus einem Munde: »Aber nicht an seiner Seite.«
    Otto wandte sich wieder zu seinem Bruder um.
    Henning hatte sich gefasst. Er erwiderte seinen Blick mit schwer durchschaubarer Miene und erhob sich von seinem Platz. »Tut, was immer Ihr glaubt, tun zu müssen. Ich …« Seine Stimme versagte, er räusperte sich entschlossen und versuchte es noch einmal. »Ich sehe, dass ich geschlagen bin. Aber ich bereue nicht, was ich getan habe. Mein Kampf war gerecht. Ich wollte nur, was mit zusteht.«
    Otto nickte langsam. »Und damit sprichst du dein eigenes Urteil, Henning. Schafft ihn fort«, befahl er den Wachen.
    Unerwartet rüde packten sie den Prinzen bei den Armen und zerrten ihn auf die Füße.
    Judith gab einen kleinen Schrei des Jammers von sich.
    »Wartet noch einen Augenblick«, bat Mathildis, und auch sie erhob sich von ihrem Platz: eine Frau an der Schwelle des Greisenalters in einer schlichten Nonnentracht mit dunklem Schleier. Keine Krone auf dem Haupt, kein Ring an ihrer Hand, doch niemandem blieb ihre königliche Würde verborgen, und so zog der versammelte Hof erschrocken die Luft ein, als die stolze Königinmutter vor ihrem ältesten Sohn auf die Knie sank. »Ich bitte Euch um Gnade für meinen Sohn, mein König.«
    Otto verschränkte die Arme und sah auf sie hinab. »Warum nur überrascht mich das nicht?«
    »Was immer er getan hat, war nicht seine Schuld, sondern meine.«
    Otto wusste nicht, ob sie damit auf die Umstände von Hennings Zeugung und Geburt anspielte oder auf ihre eigene Komplizenschaft mit ihrem Lieblingssohn, aber es spielte auch keine Rolle. »Vielleicht. Aber Ihr seid meine Mutter und die Äbtissin von Quedlinburg, darum kann ich schwerlich Euch den Kopf abschlagen. Es wird also seiner sein, der rollt.«
    »Ihr habt jedes Recht dazu«, räumte sie ein, ihre Stimme geradezu unheimlich ruhig. Dann legte sie die Hände zusammen. »Und dennoch flehe ich Euch an, sein Leben zu schonen.«
    Henning stand mit gesenktem Kopf einen Schritt zu ihrer Linken, einen dünnen Schweißfilm auf der Stirn, und der König wartete vergebens darauf, ihn sagen zu hören, sie solle

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