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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zehn Pfennige, edler Herr. Acht, weil Ihr es seid.«
    »Das klingt nicht übel.« Die Schnalle war groß und wirkte ein wenig klobig, aber sie war aus Bronze gefertigt und mit einem hübschen Punktmuster ziseliert. Er wandte sich um. »Thankmar, hast du Geld dabei?«
    Sein Bruder nickte, öffnete den Beutel am Gürtel aber nicht, sondern sah den Händler finster an. »Was bist du für ein Halsabschneider? Drei Pfennig, allerhöchstens.«
    »Fünf«, bekam er prompt zur Antwort.
    Thankmar verschränkte die Arme. »Drei, wie ich sagte.«
    Der dicke Mann in dem schmuddeligen Kittel betrachtete ihn mit verengten Augen und schob sich nervös den Strohhut in den Nacken, während sein Blick über das furchteinflößende Schwert an Thankmars Seite streifte. »Vier?«
    »Drei und ein halber«, antwortete Thankmar, und der Händler hörte, dass es sein letztes Wort war.
    »Also gut, also gut!« Er rang die Hände. »Ihr bringt einen ehrlichen Mann an den Bettelstab, edler Herr!«
    Thankmar öffnete seine Börse, fischte vier Pfennige heraus, brach einen in der Mitte durch und zahlte den vereinbarten Preis. »Nein, nur unverschämte Halunken wie dich.«
    Der Händler überreichte Otto die Gürtelschnalle mit einer Leidensmiene, als habe er sie sich aus dem Fleisch geschnitten.
    Otto schloss die Faust darum. »Hab Dank.« Er wusste, dass der Kerl ihn betrogen hätte, wäre Thankmar nicht zur Stelle gewesen, aber er lächelte ihm trotzdem zu. Er konnte nicht anders. Alles war so herrlich hier. Die Pfalz oben auf dem steilen Hügel hatte eine viel schönere Kirche als die in Magdeburg, und der Blick auf den Harz war so wundervoll, dass er einem den Atem verschlagen konnte. Allmählich füllte die Pfalz sich mit den Großen des Reiches, und mit jeder Ankunft steigerte sich diese knisternde Erwartung, die ihn berauschte. Und hier unten in dem Städtchen herrschte ein buntes Treiben, wie Otto es selten erlebt hatte: Fahrende Händler verkauften alles von Butterkuchen bis zu heiligen Reliquien, Bader und Huren boten ihre Dienste an, es gab Gaukler, Feuerschlucker und Geschichtenerzähler – alle waren sie nach Quedlinburg geströmt, um während der Zusammenkunft der Großen und Mächtigen gute Geschäfte zu machen.
    »Ich sollte wissen, welchen Wert ein Silberpfennig hat«, murmelte Otto vor sich hin, während sie weiter durch das Menschengewühl schlenderten, und fragte seinen Bruder: »Wieso weißt du so viele Dinge, von denen ich keine Ahnung habe?«
    Thankmar hob die Schultern. »Du treibst dich weniger herum als ich. Du mischst dich nie unters Volk. Du gehst kaum je auf einen Markt, oder falls doch, führst du kein Geld mit dir, sondern lässt irgendeinen Diener bezahlen, der dich begleitet. Wenn wir im Feld stehen, meidest du die Huren genauso wie die Marketender.«
    »Ich wahre meine Stellung«, verteidigte sich Otto.
    »Hm«, machte Thankmar. »Und wirst hoffnungslos weltfremd dabei. Die acht Pfennig, die du zahlen wolltest, ernähren einen Tagelöhner und seine Familie eine ganze Woche lang.«
    »Ist das wahr?«, fragte Otto erschrocken.
    Thankmar nickte, erstand von einer alten Frau mit einem Fass auf einem Handkarren einen Krug Apfelwein für den halben Pfennig, den er noch in der Hand hielt, und reichte ihn seinem Bruder. »Hier, trink. Und nun mach kein solches Gesicht, als hättest du dem Tagelöhner seinen Wochenlohn gestohlen.«
    Otto nahm einen ordentlichen Zug, gab Thankmar den Krug zurück und schaute sich kurz um. »Wo ist Henning?«
    »Weiß der Kuckuck. Vielleicht haben wir Glück, und irgendein missgelaunter bayrischer Graf hat ihn entführt.«
    »Thankmar …«, schalt Otto ohne viel Überzeugung.
    Sie gingen weiter. Das Gedränge wurde immer dichter, und bald hielten sie wieder an und bestaunten ein junges Gauklerpaar, deren Glieder keine Knochen zu haben schienen, die sich jedenfalls vollkommen verbiegen und ineinander verschlingen konnten.
    »Und? Wann wird geheiratet?«, fragte der Ältere.
    »Sobald wir nach Magdeburg zurückkehren. Gleich nach dem Ende des Hoftags.«
    »Ich wette, du kannst es kaum erwarten. Sie ist ja auch wirklich hinreißend.«
    Otto wandte den Kopf und studierte das Profil seines Bruders. »Ich hatte den Eindruck, du findest ihre Schwester viel anziehender.«
    »Schon möglich.«
    »Und?«
    »Und was?« Thankmar hob die breiten Schultern. »Nach eurer Hochzeit wird Egvina verschwinden, um irgendeinen obskuren burgundischen Prinzen zu heiraten. Ich bring mich deswegen nicht um den

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