Das Haus am Lake Macquarie
mit seinen Besuchen so glücklich machte?
Erst als Jugendliche begann Celia, Lionel mit anderen Augen zu sehen. Als ihr klar wurde, aus welchem Grund er ihre Mutter besuchte und wie oft Jessica seinetwegen weinte, verwandelte sich ihre Zuneigung über Nacht in Hass. Empört und verletzt stellte sie Lionel zur Rede – und dann Jessica. Von da an trafen die beiden sich an einem anderen Ort. Und Celia schwor sich, dass sie sich nur in einen Traummann verlieben würde, der keine Angst davor hätte, eine feste Bindung einzugehen und Vater zu werden – und der nicht mit einer anderen Frau verheiratet wäre. Es müsste ein zuverlässiger, treuer, ehrlicher und charakterstarker Mann sein – und natürlich sollte er blendend aussehen und sehr gut küssen können.
Celia war dreizehn Jahre alt gewesen, als sie sich ihren Traummann vorgestellt hatte. Und jetzt, viele Jahre später, hatte sie ihn noch immer nicht gefunden und war überzeugt, dass er gar nicht existierte. Seit ihrer Schulzeit hatte sie mehrere Freunde gehabt, doch alle hatten sie irgendwann enttäuscht – ob im Bett oder auf andere Art. Vielleicht stellte Celia auch einfach viel zu hohe Ansprüche. Jedenfalls waren ihre Beziehungen nie glücklich oder von langer Dauer.
Die letzte war vor einigen Monaten in die Brüche gegangen. Ein Football-Spieler, der wegen einer Knieverletzung bei Celia in Behandlung gewesen war, hatte ihr gesagt, er sei verrückt nach ihr. Er versprach, alles für sie zu tun, wenn sie nur mit ihm ausgehen würde. Und schließlich stimmte Celia zu, denn sie fand ihn ebenfalls attraktiv: Er war groß, muskulös, erstaunlich intelligent und schien es ernst zu meinen. Natürlich ging sie nicht gleich bei der ersten Verabredung mit ihm ins Bett. Und als sie es schließlich tat, bereute sie es – es war eine herbe Enttäuschung.
Ihrem Freund dagegen schien es gefallen zu haben, ebenso wie den anderen Männern, mit denen Celia geschlafen hatte. Es schien sie nicht sonderlich zu interessieren, ob ihre Freundinnen zum Höhepunkt kamen. Wenn nicht, gaben sie grundsätzlich den Frauen die alleinige Schuld daran. Und jeder von ihnen versprach, dass alles mit der Zeit besser werden würde.
Wenn es sich um einen netten Mann handelte, blieb Celia mit ihm zusammen und hoffte, dass sich tatsächlich alles bessern würde. Als sie das zweite Mal mit dem Football-Spieler schlief, teilte dieser ihr mit, seine vorherige Freundin habe zu diesem Zeitpunkt bereits den dritten Orgasmus gehabt. Celia hatte daraufhin beschlossen, dass er auf keinen Fall ihr Traummann war – und ihn am nächsten Morgen vor die Tür gesetzt.
Leider hatte Jessica Gilbert Lionel Freeman nicht vor die Tür gesetzt, als sie erfahren hatte, dass er verheiratet war. Eine Zeit lang weigerte sie sich zwar, ihn zu sehen – obwohl er, zumindest im Bett, ihr Traummann war. Doch dann hatte sich Lionel wieder den Weg in Jessicas Bett zurückerobert. Und seitdem hatte er seinen Platz in ihrem Leben nicht mehr geräumt.
Celia bezweifelte nicht, dass ihre Mutter Lionel tatsächlich von ganzem Herzen geliebt hatte. Doch sie war ganz sicher, dass er diese Gefühle nicht erwidert hatte.
“Wie wäre es, wenn du duschst und dich umziehst, während ich Tante Helen anrufe?”, fragte sie ihre Mutter sanft.
Zum Glück lebte Celias Tante im nur zehn Meilen entfernten Dora Creek. John, ihr Mann, arbeitete im Elektrizitätswerk des Ortes. Die beiden Söhne des Paares waren erwachsen und schon vor längerer Zeit ausgezogen, so dass jetzt mehrere Zimmer für Besucher frei waren.
Jessica zuckte teilnahmslos die Schultern. “Wie du meinst.”
“Wir packen dir eine Tasche mit den wichtigsten Sachen. Ich werde dann später noch einmal wiederkommen und die restlichen Dinge holen.” Celia rechnete nicht damit, dass in nächster Zeit jemand nach Pretty Point kommen würde – am wenigsten Lionels Sohn. Reiche Leute erledigten so etwas nicht selbst. Und nach dem Tod seiner Eltern war Luke Freeman sogar ein schwerreicher Mann.
Während ihre Mutter duschte, rief Celia ihre Tante an und erklärte, was passiert war. Als Jessica wieder nach unten ins Wohnzimmer kam, nahm Celia die Autoschlüssel aus der Tasche und stand auf. Traurig ließ Jessica den Blick umherschweifen. “Lionel hat dieses Haus so geliebt”, sagte sie wehmütig. “Er hat es selbst entworfen und gebaut – extra für uns.”
Das bezweifelte Celia nicht. Das Haus hatte einen dreieckigen Grundriss und eine breite Fensterfront mit einer
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