Das Haus Am Potomac
Alle waren zufrieden, und eigentlich
war das Ende so in Ordnung. Was veranlaßte sie dann, auf
eine weitere Abschlußszene zu dringen? Der Brief. Sie
wollte Abigail den Brief vorlesen, den sie an Willard
Jennings geschrieben hatte. »Mich stört eines«, sagte sie.
»Was das Besondere an dieser Sendung ausmacht, sind
die persönlichen Aspekte. Ich wünschte, wir hätten sie
nicht mit einer beruflichen Note ausklingen lassen.«
Abigail blickte ungeduldig auf. Toby runzelte die Stirn.
Plötzlich war die Atmosphäre in dem Raum gereizt. Die
Stimme des Vorführers erklang über den Lautsprecher:
»Ist das gestorben?«
»Nein. Zeigen Sie noch einmal die letzte Szene«, sagte
Luther kurz angebunden.
Es wurde wieder dunkel in dem Raum, und einen
Augenblick später wurden noch einmal die letzten beiden
Minuten der Sendung eingespielt.
Sie schauten sie sich alle aufmerksam an. Luther äußerte
sich als erster dazu: »Wir können es so lassen, aber ich
glaube, Pat hat vielleicht recht.«
»Na wunderbar«, sagte Abigail. »Was wollen Sie nun
machen? Ich muß in wenigen Stunden im Weißen Haus
sein, und ich möchte nicht in der letzten Sekunde dort
ankommen.«
Ob ich sie dazu bewegen kann, mitzumachen? fragte
sich Pat. Aus irgendeinem Grund wollte sie unbedingt
diesen »Billy-Darling«-Brief vorlesen und wollte die
spontane Reaktion der Senatorin darauf. Aber Abigail
hatte darauf bestanden, jeden Punkt des Storyboards zu
sehen zu bekommen, bevor sie Aufnahmen machten. Pat
bemühte sich, beiläufig zu klingen. »Senatorin, Sie haben
uns sehr großzügig persönliche Unterlagen zur Verfügung
gestellt. In dem letzten Stoß, den Toby mir brachte, fand
ich einen Brief, der dem Ganzen genau die abschließende
persönliche Note geben könnte, die wir gerne hätten.
Natürlich können Sie ihn lesen, bevor wir die Aufnahmen
machen, aber ich denke mir, daß Sie natürlicher reagieren,
wenn Sie es nicht tun. Wenn es nicht klappt, können wir
es immer noch bei dem jetzigen Schluß belassen.«
Abigail kniff die Augen zusammen und blickte Luther
an. »Haben Sie den Brief gelesen?«
»Ja. Ich bin einer Meinung mit Pat. Aber die
Entscheidung liegt bei Ihnen.«
Sie wandte sich an Philip und Toby. »Sie beide haben
sich alles angesehen, bevor Sie es zur eventuellen
Verwendung in dieser Sendung herausgaben?«
»Alles, Senatorin.«
Sie zuckte mit den Schultern. »In dem Fall … Passen Sie
nur auf, daß Sie nicht einen Brief von einer Frau vorlesen,
die behauptet, im Jahr nach mir Miss Apple Junction
geworden zu sein.«
Sie lachten alle. Etwas an ihr ist anders, dachte Pat. Sie
ist selbstsicherer.
»Wir drehen in zehn Minuten«, verkündete Luther.
Pat eilte in den Umkleideraum. Sie tupfte sich frischen
Puder auf die Schweißperlen, die ihr auf die Stirn traten.
Was ist los mit mir? fragte sie sich grimmig.
Die Tür ging auf, und Abigail kam herein. Sie machte
ihre Handtasche auf und holte eine Puderdose hervor.
»Pat, die Sendung ist ziemlich gut geworden, finden Sie
nicht auch?«
»Ja, das ist sie.«
»Ich war so dagegen. Ich hatte ein so schlechtes Gefühl,
was Sie anbelangte. Sie haben großartige Arbeit geleistet,
mich als richtig nette Person gezeigt.« Sie lächelte. »Beim
Ansehen dieser Aufzeichnungen konnte ich mich selbst
besser leiden als schon seit langem.«
»Das freut mich.« Hier hatte sie wieder die Frau vor
sich, die sie so sehr bewundert hatte.
Einige Minuten später waren sie wieder in den
Aufnahmekulissen. Pat bedeckte mit ihrer Hand den Brief,
den sie gleich vorlesen wollte. Luther sprach die
einleitenden Worte. »Senatorin, wir möchten Ihnen dafür
danken, daß Sie sich uns auf diese sehr persönliche Weise
gewidmet haben. Was Sie erreicht haben, ist gewiß
Ansporn und Ermutigung für alle und mit Sicherheit ein
Beispiel dafür, wie aus einer tragischen Begebenheit Gutes
entstehen kann. Als wir diese Sendung vorbereiteten,
überließen Sie uns viele persönliche Papiere. Darunter
fanden wir auch einen Brief, den Sie an Ihren Mann, den
Kongreßabgeordneten Willard Jennings, schrieben. Ich
glaube, dieser Brief macht zusammenfassend deutlich, wie
Sie als junge Frau waren und zu was für einer
Persönlichkeit Sie sich entwickelt haben. Darf ich nun Pat
bitten, Ihnen diesen Brief vorzulesen?«
Abigail neigte den Kopf zur Seite und blickte neugierig.
Pat faltete den Brief auseinander. Mit heiserer Stimme
begann sie langsam vorzulesen: »Billy, Darling.« Ihr
krampfte
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