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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Prozeßprotokoll zu vertiefen, und hätte
darüber fast die Zeit vergessen.« Der Kellner stand neben
ihm. »Einen Wodka Martini, sehr trocken«, bestellte er.
    »Sam, Sie sind, glaube ich, der einzige in meinem
Bekanntenkreis, der noch Gin Martinis trinken kann.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Die Vereinigten Staaten gegen Eleanor Brown. Das ist eine
interessante Lektüre, und das Ganze läuft auf eine
einfache Frage hinaus: Wer von Senatorin Jennings’
engsten Mitarbeitern hat gelogen, Eleanor oder Toby?
Eleanor hat sich selbst verteidigt. Das war ein großer
Fehler. Sie hat selbst die Sache mit dem Ladendiebstahl
zur Sprache gebracht, und der Staatsanwalt hat die Sache
dann so aufgeblasen, daß man hätte denken können, sie
hätte Fort Knox ausgeraubt. Die Zeugenaussage der
Senatorin hat ihr auch nicht geholfen. Sie hat sich
ausführlichst darüber ausgelassen, daß sie Eleanor eine
zweite Chance gegeben hätte. Ich habe die entscheidenden
Seiten markiert.« Er reichte Carlson das Protokoll.
Jack holte einen Umschlag aus seiner Tasche hervor.
»Hier hast du die gewünschte Auflistung der
Personaldaten von Toby Gorgone, Sam.«
Sam überflog sie, zog die Augenbrauen hoch und las
alles noch einmal in Ruhe.
    Apple Junction: Verdächtigt des Autodiebstahls.
Polizeiliche Verfolgung endete mit drei Toten. Keine
Anklage. Apple Junction: Verdächtigt der Buchmacherei.
    Keine Anklage. New York City: Verdächtigt des
Brandanschlages auf ein Auto, bei dem ein Zinswucherer
ums Leben kam. Keine Anklage. Als Randfigur der Mafia
verdächtigt. Hat Spielschulden eventuell dadurch
beglichen, daß er der Mafia Dienste erwies. Weitere
Besonderheit: Außerordentliche technische Begabung.
    »Ein ganz und gar straffreies Vorleben«, sagte er
sarkastisch. Während des Essens besprachen, verglichen
und werteten sie die Personaldaten von Toby Gorgone,
Eleanor Browns Prozeßprotokoll, die CAA-Ermittlungen
über den Flugzeugabsturz und die Nachricht über
Catherine Graneys Ermordung. Bis zum Kaffee waren sie
jeder für sich und alle drei gemeinsam zu beunruhigenden
Ergebnissen gelangt: Toby war ein technischer Tüftler; er
hatte Minuten vor dem Abheben der Jennings-Maschine
einen Koffer ins Flugzeug gestellt, und dieses war unter
geheimnisvollen Umständen abgestürzt. Toby war ein
Spieler und hatte womöglich zu der Zeit, als die
Wahlkampfgelder verschwanden, Schulden bei
Buchmachern.
    »Es kommt mir so vor, als würden Senatorin Jennings
und dieser Toby sich abwechselnd gegenseitig Dienste
erweisen«, bemerkte Crowley. »Sie dient ihm als Alibi,
und er holt ihr die Kastanien aus dem Feuer.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Abigail Jennings
vorsätzlich ein junges Mädchen ins Gefängnis bringen
würde«, meinte Sam rundheraus. »Und ich glaube schon
gar nicht, daß sie etwas mit dem Mord an ihrem Mann
hätte zu tun haben wollen.« Ihm fiel auf, daß sie jetzt alle
flüsterten. Schließlich sprachen sie über eine Frau, die
vielleicht in wenigen Stunden zur designierten
Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten ernannt würde.
    Das Restaurant begann sich zu leeren. Die Gäste, zum
größten Teil Regierungsmitglieder, eilten zurück zur
Arbeit. Wahrscheinlich hatten sie alle irgendwann im
Laufe des Essens Spekulationen über die vom Präsidenten
für diesen Abend angesetzte Pressekonferenz angestellt.
    »Sam, mir sind schon Dutzende solcher Gestalten wie
dieser Toby untergekommen«, sagte Jack. »Die meisten
davon bei der Mafia. Sie opfern sich für ihren Bandenchef
auf. Sie ebnen ihm den Weg – und sorgen gleichzeitig für
ihr eigenes Wohlergehen. Vielleicht war Senatorin
Jennings nicht an dem, was Toby tat, beteiligt. Aber
betrachten wir es einmal so: Angenommen, Toby wußte,
daß Willard Jennings seinen Sitz im Kongreß aufgeben
und sich von Abigail scheiden lassen wollte. Jennings war
für sich nicht fünfzigtausend Dollar wert. Mama
verwaltete das Geld. Also wäre Abigail von der
politischen Szene verschwunden, von Willard Jennings’
Freundeskreis fallengelassen worden und nichts weiter
mehr gewesen als eine ehemalige Schönheitskönigin aus
einem Provinznest. Und Toby beschloß, daß es so weit
nicht kommen durfte.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß sie sich revanchierte,
indem sie in Sachen Wahlkampfgeldern ihm zuliebe log?«
fragte Sam.
    »Nicht unbedingt«, antwortete Frank. »Hier – lesen Sie,
was die Senatorin im Zeugenstand ausgesagt

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