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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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unbeschreiblich. Jeder Wahlsieg ist erhebend, aber der
erste ist unvergeßlich.« Die Filmsequenz mit den
Kennedys auf Willard Jennings’ Geburtstagsparty …
Abigail sagte: »Wir waren alle so jung … Wir waren drei
oder vier Paare, die sich regelmäßig trafen und
stundenlang zusammensaßen und redeten. Wir waren alle
so sicher, daß wir dazu beitragen könnten, die Welt zu
verändern und die Lebensumstände zu verbessern. Jetzt
sind all diese jungen Staatsmänner tot. Ich bin die einzige
von allen, die noch in der Regierung ist, und ich denke oft
daran, was für Pläne Willard, Jack und die anderen
schmiedeten.«
Und mein Vater war einer von diesen »anderen«, dachte
Pat, während sie sich die Aufzeichnungen ansah.
    Einige Szenen waren richtig rührend. Wie Maggie zu
Abigail ins Büro kam, um sich bei ihr zu bedanken, daß
sie für ihre Mutter einen Platz im Pflegeheim besorgt
hatte; oder wie eine junge Mutter, die ihr dreijähriges
Töchterchen an sich preßte, erzählte, wie ihr ehemaliger
Ehemann das Kind entführt hatte. »Niemand konnte mir
helfen. Niemand. Und dann sagte jemand: ›Ruf Senatorin
Jennings an. Sie wird mit so etwas fertig.‹«
    Ja, das wird sie, stimmte Pat zu.
Aber dann kam Abigail in einem Gespräch mit Luther
auf die gestohlenen Wahlkampfgelder zu sprechen. »Es
freut mich, daß Eleanor Brown sich gestellt hat, um ihre
    Schuld an der Gesellschaft zu sühnen. Ich hoffe nur, daß
sie auch anständig genug ist, das restliche Geld, soweit
noch etwas davon vorhanden ist, zurückzugeben oder zu
verraten, wofür sie es ausgegeben hat.«
    Irgend etwas veranlaßte Pat, sich umzudrehen. In dem
Halbdunkel des Vorführraums ragte Tobys massige
Gestalt undeutlich aus seinem Sessel, die Hände unter dem
Kinn gefaltet; an einem Finger glänzte der Onyx-Ring. Er
nickte zustimmend. Sie sah schnell wieder nach vorne, da
sie seinem Blick nicht begegnen wollte.
    Luther sprach Abigail auf ihr Engagement in Sachen
Flugsicherheit an: »Willard wurde dauernd gebeten,
Vorträge an Hochschulen zu halten, und er sagte, wenn
irgend möglich, immer zu. Er vertrat die Ansicht, daß die
jungen Leute während der Studienzeit reife Ansichten
über die Welt und die Regierung zu entwickeln beginnen.
Wir lebten von den Diäten eines Kongreßabgeordneten
und mußten sehr sparsam sein. Ich bin heute Witwe, weil
mein Mann das billigste Flugzeug charterte, das er finden
konnte … Kennen Sie die Zahlen, wie viele ehemalige
Luftwaffenpiloten sich ein gebrauchtes Flugzeug kauften
und mit wenig Geld eine Fluggesellschaft zu gründen
versuchten? Die meisten mußten aufgeben. Ihnen fehlte
das Geld, um die Maschinen in Schuß zu halten. Mein
Mann ist vor fünfundzwanzig Jahren gestorben, und ich
kämpfe seitdem darum, diese kleinen Maschinen von
Flughäfen mit viel Betrieb fernzuhalten. Und ich habe
immer mit der Airline Pilots Association
zusammengearbeitet, um für eine Verschärfung und
Einhaltung der strengen Vorschriften für Piloten
einzutreten.«
    George Graney wurde nicht erwähnt, aber wieder wurde
ihm, wenn auch unausgesprochen, die Schuld an Willard
Jennings’ Tod gegeben. Selbst nach so vielen Jahren
betont Abigail noch immer, daß menschliches Versagen
die Unfallursache war, dachte Pat. Während sie sich selbst
im Bild beobachtete, wurde Pat klar, daß die
Dokumentarsendung genau so geworden war, wie sie es
geplant hatte; sie zeigte Abigail Jennings als sympathische
menschliche Person und ergebene Staatsdienerin. Doch
diese Überlegung befriedigte sie nicht sonderlich.
    Das Programm endete damit, daß Abigail fast schon bei
Dunkelheit nach Hause zurückkehrte und Pat dazu
bemerkte, daß Abigail, wie so viele alleinstehende
Menschen, den Abend allein in ihrer Wohnung verbringen
würde, und zwar damit, sich an ihrem Schreibtisch mit
anstehenden Gesetzesplänen zu befassen.
    Das Bild wurde dunkel, und als im Raum das Licht
anging, standen alle auf. Pat paßte auf, wie Abigail
reagierte. Die Senatorin wandte sich zu Toby um. Er
nickte zustimmend, und daraufhin erklärte Abigail
entspannt lächelnd die Sendung als gelungen.
    Sie blickte Pat an. »Trotz aller Widrigkeiten haben Sie
sehr gute Arbeit geleistet. Und Sie hatten völlig recht
damit, auch auf meine Herkunft einzugehen. Es tut mir
leid, daß ich Ihnen so viel Ärger bereitet habe. Luther, was
meinen Sie?«
    »Ich finde, Sie kommen großartig rüber. Pat, was denken
Sie?«
Pat dachte nach.

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