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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hat. Sie gab
zu, daß sie um die Zeit, als Eleanor den Anruf erhielt, an
einer Tankstelle gehalten hatten. Bei dem Motor war ein
Klopfgeräusch aufgetreten, und Toby wollte dem
nachgehen. Sie schwor, er sei nie außer Sichtweite
gewesen. Aber sie war unterwegs, um eine Rede zu halten,
und las sich vermutlich noch einmal ihre Notizen durch.
Wahrscheinlich sah sie Toby im einen Moment vorne am
Motor herumfingern; im nächsten war er vielleicht hinten,
um sich ein Werkzeug aus dem Kofferraum zu holen. Wie
lange braucht man, um schnell zu einer Telefonzelle zu
sausen, eine Nummer zu wählen und eine Zwei-SekundenNachricht zu hinterlassen? Ich habe diese Aussage
zerpflückt, aber selbst wenn ich davon ausgehe, daß wir
recht haben, ist mir immer noch unklar, warum Toby sich
ausgerechnet für Eleanor entschieden hat.«
    »Das ist einfach«, sagte Jack. »Er wußte von ihrer
Vorstrafe. Wußte auch, wie sensibel sie war. Wäre nicht
alles so einleuchtend erschienen, hätte es eine gründliche
Untersuchung über die verschwundenen Gelder gegeben.
Man hätte auch ihn verdächtigt und sein Vorleben
untersucht. Er ist clever genug, daß in seiner Akte wieder
›keine Anklage‹ gestanden hätte; aber die Senatorin wäre
von Seiten der Partei bedrängt worden, sich von ihm zu
trennen.«
    »Wenn das, was wir über Toby Gorgone glauben,
stimmt«, schloß Sam, »dann kam Catherine Graneys Tod
zeitlich zu gelegen, als daß es sich um einen Zufallsmord
handeln könnte.«
    »Wenn Abigail Jennings heute abend vom Präsidenten
vorgeschlagen wird«, sagte Jack, »und es kommt heraus,
daß ihr Chauffeur diese Graney ermordet hat, werden die
Hearings zu ihrer Bestätigung im Amt ein weltweiter
Skandal.«
    Die drei Männer am Tisch versanken jeder für sich in
düstere Grübeleien, wie peinlich das für den Präsidenten
würde. Sam brach schließlich das Schweigen.
    »Das einzig Erfreuliche daran ist: Wenn wir nachweisen
können, daß Toby diese Drohbriefe geschrieben hat,
können wir ihn festnehmen und ich kann aufhören, mir um
Pat Sorgen zu machen.«
    Frank Crowley nickte Jack zu. »Und wenn Ihre Leute
genug über ihn zusammenbekommen, läßt sich Toby
vielleicht auch überreden, die Wahrheit über die
Wahlkampfgelder zu sagen. Ich sage Ihnen, der Anblick
dieser kleinen Eleanor Brown, wie sie heute morgen den
Lügendetektortest machte und schwor, in ihrem Leben
noch nicht einmal ein Stück Kreide gestohlen zu haben,
hätte Ihnen das Herz gebrochen. Sie sieht nicht mal wie
achtzehn aus, geschweige denn wie eine
Vierunddreißigjährige. Die Gefängniserfahrung hat sie fast
umgebracht. Nach ihrem Zusammenbruch ließ ein
Psychiater sie einer Puppe ein Gesicht aufmalen, das
zeigen sollte, wie ihr zumute war. Beim Anblick dieser
verdammten Puppe würde es Sie schütteln. Sie sieht aus
wie ein mißhandeltes Kind.«
    »Eine Puppe!« rief Sam aus. »Sie hat eine Puppe? Ist es
zufällig eine Raggedy Ann -Puppe?«
Als Frank erstaunt nickte, gab er dem Ober ein Zeichen
und bestellte ihnen noch einmal Kaffee. »Ich fürchte, wir
waren die ganze Zeit auf einer falschen Spur«, sagte er
müde. »Lassen Sie uns noch einmal ganz von vorne
anfangen.«

40
    Toby goß einen Manhattan in ein vorgekühltes
Cocktailglas und stellte es vor Abigail hin. »Trink das,
Senatorin. Das wird dir guttun.«
    »Toby, wie ist sie an diesen Brief gekommen? Wie ist sie
daran gekommen?«
»Ich weiß nicht, Senatorin.«
»Er kann nicht bei den Sachen gewesen sein, die du ihr
gegeben hast. Ich habe ihn nie mehr zu Gesicht
bekommen, seit ich ihn geschrieben habe. Wieviel weiß
sie? Toby, wenn sie beweisen könnte, daß ich damals in
dieser Nacht da war …«
»Das kann sie nicht, Senatorin. Das kann niemand. Und
gleichgültig, was sie ausgegraben hat, es fehlt ihr an
Beweisen. Nun komm schon, sie hat dir einen Gefallen
getan. Dieser Brief wird dir Sympathie einbringen, das ist
sicher. Wart ab.«
Schließlich beruhigte er sie auf die einzige Art und
Weise, die immer funktionierte. » Verlaß dich auf mich!
Mach dir deswegen keine Sorgen. Habe ich dich jemals im
Stich gelassen?« Sie faßte sich ein wenig, war aber immer
noch ein Nervenbündel. Und in wenigen Stunden wurde
sie im Weißen Haus erwartet.
»Hör zu, Abby«, sagte er. »Während ich dir etwas zu
essen mache, will ich, daß du zwei Manhattans trinkst.
Danach ein heißes Bad und eine Stunde schlafen. Und
danach ziehst du das Hübscheste an, was du

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