Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:

Art, wie sie acht Stunden am Tag auf diesem verdammten
Klavier rumklimperte. Bei schönem Wetter machte es uns
alle ganz verrückt, es mit anzuhören. Und glauben Sie mir,
sie war keine Myra Hess. Ihr Spiel war ganz und gar
ausdruckslos.«
Das glaube ich nicht, dachte Pat. Das glaube ich einfach
nicht. Was fragte die Kolumnistin jetzt? Etwas wie, daß
Dean Adams im Ruf stand, ein Frauenheld zu sein?
»Er war so attraktiv, daß ihm dauernd Frauen
nachstellten.« Die Nachbarin zuckte mit den Schultern.
»Ich war damals erst dreiundzwanzig, und ich war
mächtig verknallt in ihn. Er ging abends immer mit der
kleinen Kerry spazieren. Ich habe mich sehr bemüht, ihnen
regelmäßig über den Weg zu laufen, aber es hat nichts
genützt. Ich glaube, wir sollten uns besser am Büffet
anstellen. Ich habe Hunger.«
»War der Kongreßabgeordnete Adams sichtlich labil?«
fragte Gina.
»Natürlich nicht. Das Gerede hat Renées Mutter in die
Welt gesetzt. Sie wußte, warum. Erinnern Sie sich: Auf
der Waffe waren seine und ihre Fingerabdrücke. Meine
Mutter und ich haben immer geglaubt, daß es
wahrscheinlich Renée war, die durchgedreht ist und
losgeschossen hat. Und was das angeht, was mit Kerry
passiert ist … Hören Sie, diese Pianistin hatte ganz schön
kräftige knochige Hände! Und ich hätte ihr glatt zugetraut,
daß sie das arme Kind in jener Nacht geschlagen hat.«
Sam trank ein helles Bier und ließ seinen Blick ziellos
über die Menge im Palm Springs Racquet Club wandern.
Als er sich umdrehte, erblickte er seine Tochter und
lächelte. Karen hatte den Teint ihrer Mutter geerbt; ihre
tiefe Bräune ließ die blonden Haare noch heller
erscheinen. Ihre Hand ruhte auf dem Arm ihres Mannes.
Thomas Walton Snow Jr. war ein sehr netter Kerl, dachte
Sam. Ein guter Ehemann; ein erfolgreicher
Geschäftsmann. Seine Familie war für Sams Geschmack
zu sehr an Schickeria-Vergnügungen interessiert und
langweilte ihn, aber er war froh, daß Karen gut verheiratet
war.
Sam war seit seiner Ankunft schon mehreren äußerst
attraktiven Frauen Anfang vierzig vorgestellt worden –
Witwen, Strohwitwen, Karrierefrauen, die alle auf der
Suche nach einem Mann für den Rest ihres Lebens waren.
All das machte Sam nur zunehmend ruheloser und erfüllte
ihn mit einem schmerzlichen, nie nachlassenden Gefühl,
nicht dazuzugehören.
Aber wo um alles in der Welt gehörte er hin?
Nach Washington. Das war’s. Es war gut, bei Karen zu
sein, aber ihm lag einfach nicht das Geringste an all diesen
anderen Leuten, an denen sie so viel Geschmack fand.
Mein Kind ist vierundzwanzig, dachte er. Sie ist
glücklich verheiratet. Sie erwartet ein Baby. Ich habe
keine Lust, allen annehmbaren Frauen von Palm Springs
um die vierzig vorgestellt zu werden.
»Daddy, würdest du bitte aufhören, so brummig
dreinzuschauen?«
Karen beugte sich über den Tisch, gab ihm einen Kuß
und lehnte sich zurück in Toms Arm. Er betrachtete die
fröhlichen, erwartungsvollen Gesichter von Toms Familie.
In ein oder zwei Tagen würden sie es leid werden. Dann
würde er für sie ein lästiger Gast sein.
»Meine Süße«, sagte er zu Karen in vertraulichem Ton.
»Du hast mich gefragt, ob ich glaube, daß der Präsident
Senatorin Jennings zur Vizepräsidentin ernennen wird,
und ich habe dir geantwortet, daß ich es nicht wüßte. Um
ehrlich zu sein, ich glaube, sie wird das Rennen machen.«
Plötzlich waren aller Augen auf ihn gerichtet.
»Morgen abend gibt die Senatorin bei sich zu Hause eine
Weihnachtsparty; du wirst es ausschnittweise auch im
Fernsehen sehen können. Sie hätte gerne, daß ich daran
teilnehme. Wenn es dir nichts ausmacht, sollte ich es,
glaube ich, tun.«
Dafür hatten alle Verständnis. Karens Schwiegervater
ließ sich einen Flugplan kommen. Wenn Sam am nächsten
Morgen mit der Acht-Uhr-Maschine in Los Angeles
abfliegen würde, käme er um vier Uhr dreißig East Coast Zeit auf dem National Airport an. Wie aufregend, Gast bei
einem Dinner zu sein, das im Fernsehen übertragen wurde.
Sie waren alle gespannt, ihn im Fernsehen zu sehen.
Nur Karen war still. Dann meinte sie lachend: »Daddy,
laß doch diesen Unsinn beiseite. Ich habe gerüchteweise
gehört, daß die Senatorin ein Auge auf dich geworfen
hat!«
Um Viertel nach neun verließen Pat und Lila gemeinsam
die Party des Botschafters. Erst als sie schon fast zu Hause
waren, sagte Lila leise: »Pat, ich kann Ihnen gar nicht
sagen, wie leid es mir

Weitere Kostenlose Bücher