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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihres schlecht geschnittenen Kleides
spannte sich über Fettpolster. Der Arm, den sie um
Abigail gelegt hatte, wie Speckgrübchen auf; das stolze
Lächeln betonte ihr Doppelkinn noch.
»Das Bild ist Ihnen ja bereits bekannt«, bemerkte Philip
scharf.
»Ja.« Wie furchtbar für die Senatorin, dachte sie. Sie
dachte daran, wie Abigail finster geäußert hatte, sie habe
über dreißig Jahre gebraucht, um Apple Junction
abzuschütteln. Ohne sich um die anderen zu kümmern,
sprach Pat die Senatorin direkt an. »Sie glauben doch wohl
nicht, daß ich etwas damit zu tun habe, daß der Mirror an
dieses Bild gekommen ist?«
»Hören Sie, Miss Traymore«, antwortete Toby, »machen
Sie sich nicht die Mühe, zu lügen. Ich bin dahinter
gekommen, daß Sie in Apple Junction herumgeschnüffelt
und auch alte Zeitungsnummern ausgegraben haben. Ich
war bei Ihnen, als Saunders Sie anrief.« Es war in diesem
Moment nichts Ehrerbietiges mehr in Tobys Stimme.
»Ich habe der Senatorin erklärt, daß Sie gegen meine
ausdrücklichen Anweisungen nach Apple Junction
gefahren sind«, donnerte Luther.
Pat verstand die Warnung. Sie sollte Abigail Jennings
nicht verraten, daß Luther zu der Reise seine Zustimmung
gegeben hatte. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Nun kam
es auf Abigail an. »Senatorin«, begann sie, »ich kann
verstehen, wie Ihnen zumute ist …«
Ihre Worte hatten eine explosive Wirkung. Abigail
sprang auf. »Ach, wirklich? Ich dachte, ich hätte mich
deutlich genug ausgedrückt, aber lassen Sie mich von
vorne beginnen. Ich habe jede Minute meines Daseins in
dieser stinkigen Stadt gehaßt. Luther und Toby haben sich
endlich dazu aufgerafft, mich einzuweihen, was Sie dort
gemacht haben. Ich weiß also, daß Sie Jeremy Saunders
aufgesucht haben. Was hat dieser unnütze Blutegel Ihnen
denn erzählt? Daß ich die Hintertür benutzen mußte und
daß meine Mutter eine Köchin war? Ich wette, daß er das
getan hat.
Ich glaube, daß Sie das Bild weitergegeben haben, Pat
Traymore. Und ich weiß auch, warum. Sie sind fest
entschlossen, mich auf Ihre Art groß herauszustellen. Sie
haben eine Schwäche für Aschenputtel-Stories. Das haben
Sie mir in Ihren Briefen zu verstehen gegeben. Und als ich
mich blöderweise zu dieser Sendung habe überreden
lassen, haben Sie beschlossen, sie auf Ihre Art
aufzuziehen, damit alle Welt darüber redete, wie
aufrüttelnd, ergreifend Sie so etwas machen. Es war Ihnen
gänzlich gleichgültig, ob mich das alles kosten würde,
wofür ich mein Leben lang gearbeitet habe.«
»Sie halten mich für fähig, dieses Bild herauszugeben,
um meine eigene Karriere voranzutreiben?« Pat blickte
von einem zum anderen. »Luther, hat die Senatorin schon
das Storyboard gesehen?«
»Ja.«
»Auch meinen Alternativvorschlag?«
»Den können Sie vergessen.«
»Welchen Alternativvorschlag?« fragte Philip.
»Ein Storyboard meiner Wahl, das zu benutzen ich
Luther gebeten habe – und ich versichere Ihnen, darin ist
der erste Schönheitswettbewerb weder erwähnt, noch
sollte ein Bild davon gezeigt werden. Senatorin, in
gewisser Weise haben Sie recht. Ich hätte gerne, daß diese
Sendung so gemacht wird, wie ich sie mir vorstelle. Aber
aus dem besten Grunde, den Sie sich denken können. Ich
bewundere Sie enorm. Als ich Ihnen schrieb, wußte ich
nichts davon, daß Sie vielleicht in absehbarer Zeit
Vizepräsidentin würden. Ich habe weiter gedacht und
gehofft, Sie würden nächstes Jahr ernsthaft als
Präsidentschaftskandidatin in Frage kommen.«
Pat legte eine Pause ein, um Atem zu holen, dann fuhr
sie schnell fort: »Ich wünschte, Sie würden diesen ersten
Brief, den ich an Sie geschrieben haben, noch einmal
ausgraben. Es war mir ernst mit dem, was ich da
geschrieben habe. Sie haben ein Problem, nämlich daß das
amerikanische Volk Sie für kalt und gefühllos hält. Dies
Bild hier ist ein gutes Beispiel dafür. Sie scheinen sich
dessen zu schämen. Aber schauen Sie sich den
Gesichtsausdruck Ihrer Mutter an. Sie ist so stolz auf Sie!
Sie ist dick – ist es das, was Sie stört? Millionen
Menschen haben Übergewicht, und aus der Generation
Ihrer Mutter hatten es noch mehr. Deswegen würde ich an
Ihrer Stelle, wenn mich jemand daraufhin ansprechen
würde, gleichgültig wer, erklären, daß dies Ihr erster
Schönheitswettbewerb war und daß Sie daran
teilgenommen haben, weil Sie wußten, wie glücklich es
Ihre Mutter machen würde, wenn Sie gewinnen. Es gibt
nicht

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