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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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tut.«
»Wieviel von dem, was die Frau da gesagt hat, war wahr
und wieviel übertrieben? Ich muß es wissen.« Immer
wieder kamen ihr Satzfetzen davon in den Sinn: neurotisch
… kräftige, knochige Hände … Frauenheld … Wir
glauben, daß sie das arme Kind geschlagen hat … »Ich
muß wirklich wissen, wieviel davon wahr ist«,
wiederholte sie.
»Pat, das ist ein bösartiges Klatschweib. Sie hat das ganz
mit Absicht getan, als sie mit dieser Frau von der Washington Tribune über die Vorgeschichte dieses Hauses
zu sprechen begann.«
»Sie hat sich natürlich geirrt«, sagte Pat tonlos.
»Geirrt?«
Sie standen vor Lilas Gartentor. Pat blickte über die
Straße zu ihrem eigenen Haus hinüber. Obwohl sie unten
mehrere Lichter hatte brennen lassen, wirkte es weit
entfernt und dunkel. »Wissen Sie, da ist eine Sache, an die
ich mich genau erinnere. Als ich damals aus dem Flur ins
Wohnzimmer rannte, bin ich über den Körper meiner
Mutter gestolpert.« Sie wandte sich Lila zu. »Da sehen
Sie, was mir das einbringt: eine neurotische Mutter, die
mich offenbar lästig fand, und einen Vater, der mich in
blinder Wut zu erschlagen versuchte. Schönes Erbe, was?«
Lila antwortete nicht. Die dunkle Vorahnung, die sie
gequält hatte, nahm immer deutlichere Formen an. »Oh,
Kerry, ich würde Ihnen gerne helfen.«
Pat drückte ihr die Hand. »Sie helfen mir ja, Lila«, sagte
sie. »Gute Nacht.«
In der Bibliothek leuchtete der rote Knopf des
automatischen Telefonbeantworters blinklichthaft auf. Pat
ließ das Band zurücklaufen. Es war nur ein einziger Anruf
darauf. »Hier spricht Luther Pelham. Es ist jetzt zwanzig
nach sieben. Wir haben eine Krise. Egal, wann Sie nach
Hause kommen, rufen Sie mich im Haus der Senatorin an,
703/555-0143. Wir müssen uns unbedingt heute abend
noch da sehen.«
Pat wählte die Nummer.
Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Der Apparat
war besetzt. Erst nach drei weiteren Anläufen kam sie
durch. Toby meldete sich.
»Hier ist Pat Traymore, Toby. Was ist passiert?«
»Eine Menge. Wo sind Sie?«
»Zu Hause.«
»In Ordnung. Mr. Pelham hat einen Wagen für Sie bereit
stehen. Er müßte in zehn Minuten bei Ihnen sein.«
»Toby, was ist passiert?«
»Miss Traymore, dafür sind Sie der Senatorin vielleicht
eine Erklärung schuldig.«
Er legte auf.
Eine halbe Stunde später fuhr der Bereitschaftswagen
des Senders, den Luther ihr geschickt hatte, vor dem Haus
der Senatorin in McLean vor. Während der Fahrt hatte Pat
sich den Kopf zerbrochen und unzählige Vermutungen
angestellt, aber alle ihre Überlegungen hatten zu
demselben erschreckenden Schluß geführt: Es mußte
etwas geschehen sein, das die Senatorin noch weiter
verärgert oder aus der Fassung gebracht hatte, und was
immer das auch war, ihr gab man die Schuld daran.
Toby öffnete ihr mit grimmigem Gesicht die Tür und
führte sie in die Bibliothek. Schweigende Gestalten saßen
um einen Tisch und hielten Kriegsrat; es herrschte eine
Atmosphäre, die ganz und gar nicht zu den
Weihnachtssternen paßte, die rechts und links vom Kamin
standen.
Senatorin Jennings starrte wie mit einem in Marmor
gegossenen sphinxhaften Ausdruck in eisigem Schweigen
durch Pat hindurch. Philip saß zur Rechten der Senatorin;
seine langen dünnen farblosen Haarsträhnen waren nicht
mehr sorgfältig über seinen ovalen Schädel gekämmt.
Luther Pelhams Wangen waren rot gefleckt. Er schien
am Rande eines Herzinfarktes zu stehen.
Dies ist kein Verhör, dachte Pat. Das ist eine Inquisition.
Es ist bereits beschlossene Sache, daß ich schuldig bin.
Aber schuldig warum? Ohne ihr einen Platz anzubieten,
ließ Toby seinen schweren, massigen Körper in den
letzten freien Sessel am Tisch fallen.
»Senatorin«, sagte Pat, »offenbar ist etwas Schreckliches
geschehen, und es sieht ganz so aus, als hätte ich etwas
damit zu tun. Würde mich jemand bitte aufklären, worum
es geht?« Mitten auf dem Tisch lag eine Zeitung. Philip
schlug sie mit einer Handbewegung auf und schob sie Pat
zu. »Wo haben die das Bild her?« fragte er kalt.
Pat starrte auf die Titelseite des National Mirror. Die
Schlagzeile lautete: »WIRD MISS APPLE JUNCTION
DIE ERSTE VIZEPRÄSIDENTIN?« Das Bild, das die
ganze Titelseite einnahm, zeigte Abigail, wie sie, gerade
zur Miss Apple Junction gekrönt, neben ihrer Mutter
stand.
So vergrößert, brachte das Bild die Unförmigkeit von
Francey Foster noch unbarmherziger zum Vorschein. Der
fleckige Druckstoff

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