Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
an der Angel, oder schlägst du dich immer noch mit dem Problem namens Ehefrau herum?”
“Was denkst du wohl?”, fragte Demi gereizt.
Ihre Freundin kicherte. “Also bisher noch kein Himmel voller Geigen? Na ja, mach dir nichts draus. So wie ich dich kenne, wird es nicht mehr lange dauern, und die Sache ist endlich in trockenen Tüchern. Verdient hättest du es jedenfalls, so wie du dich reinhängst …”
“Na ja, es klappt auch eigentlich alles wie am Schnürchen. Es ist kaum zu glauben, wie leichtgläubig Stina ist. Ehrlich, ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der mir so bereitwillig jede noch so offensichtliche Lüge abkauft, die ich ihm auftische. Manchmal scheint es mir fast zu einfach.”
“Du bist aber auch ein Biest”, lachte Jennifer. “Ich wusste ja schon immer, dass du gerissen bist, aber was du dir da dieses Mal ausgedacht hast – Respekt, meine Liebe. Du kennst wirklich keine Skrupel, was?”
“So etwas wie Skrupel kann ich mir nicht leisten”, erklärte Demi kalt. “Ich will Patrick für mich. Stinas Pech, wenn sie mir dabei im Wege steht.”
“Aber losgeworden bist du sie immer noch nicht, oder?”, spöttelte Jennifer. “Was ist? Hast du etwa deinen berühmt-berüchtigten Biss verloren?”
“Machst du dich etwa über mich lustig? Vorsicht, meine Liebe, du weißt, ich kann es absolut nicht ausstehen, verspottet zu werden. Aber zurück zum Thema. Stina ist kein Problem, sie frisst mir bereits aus der Hand. Aber ich muss vorsichtig sein. Wenn Patrick mir auf die Schliche kommt, kann ich meinen ganzen schönen Plan vergessen.”
“Was willst du also tun?”
“Warte es ab, mein neuester Plan ist einfach nur genial.” Demi lächelte zufrieden in sich hinein. “Aber davon erzähle ich dir später mehr. Übrigens, dein Anruf hat mich auf eine brillante Idee gebracht. Und ich könnte dabei deine Hilfe gebrauchen, Jenny.”
Wie erwartet war ihre Freundin sofort Feuer und Flamme. “Mein Gott, das ist so aufregend. Was soll ich tun? Sag schon!”
“Na gut”, sagte Demi. “Ich habe mir das etwa so vorgestellt …”
Stina roch an dem bunten Sommerblumenstrauß, den sie selbst vor wenigen Tagen im Garten gepflückt und in Patricks Arbeitszimmer auf einem kleinen Beistelltischchen arrangiert hatte. Er duftete noch immer genauso intensiv wie in dem Moment, in dem sie ihn gepflückt hatte, doch jetzt ließ der Duft in ihr ein Gefühl von Traurigkeit aufsteigen.
Nach ihrem Gespräch mit Margrit hatte sie den halben Tag auf ihrem Zimmer verbracht und nachgedacht. Und sie war zu einem Entschluss gekommen – dem Entschluss, vorerst zu bleiben. Es mochte ein Fehler sein, doch sie konnte nicht einfach abreisen, ohne dass gewisse Dinge geklärt waren. Und dabei konnte ihr nur Patrick helfen.
Deshalb war sie in sein Arbeitszimmer gekommen, um ihn zur Rede zu stellen. Sie hatte gehofft, ihn hier anzutreffen, den Raum jedoch verlassen vorgefunden. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder, dass Patrick ihr am vergangenen Abend gesagt hatte, er würde aus geschäftlichen Gründen den ganzen Tag unterwegs sein. Stina runzelte die Stirn. War der Anlass wirklich geschäftlicher Natur oder nicht doch viel eher privater?
Ein scharfer Stich durchzuckte sie, als sie daran dachte, dass Patrick sich vielleicht jetzt, gerade in diesem Moment, mit dieser Frau traf. Sie wollte nicht daran glauben, doch Demis Worte hatten ihren Argwohn geweckt. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Wie sollte sie sich verhalten? Diese Zweifel machten sie noch verrückt. Sie musste unbedingt mit Patrick sprechen, ehe sie den Verstand verlor.
Mit einem Mal schien ihr die Luft im Zimmer so drückend und schwül, dass sie kaum noch atmen konnte. Rasch ging sie zum Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Als sie sich wieder umdrehte, fiel ihr Blick auf den Schreibtisch, und sie stutzte. Auf der glänzend polierten Glasfläche lag ein zartrosafarbener Umschlag, auf dem in geschwungener weiblicher Handschrift ein Name stand.
Patrick.
Sie wusste, dass es nicht richtig war, in seinen privaten Unterlagen herumzuschnüffeln, aber sie konnte einfach nicht anders. Mit zitternden Fingern griff sie nach dem Kuvert. Es verströmte einen penetrant süßlichen Geruch, der Stina schier den Magen umdrehte. Ihre Knie waren weich, und sie ließ sich auf den Ledersessel sinken, der in einer Ecke des Zimmers stand.
Ihr Atem ging gepresst, als sie das Blatt Papier aus dem Umschlag zog, es auseinanderfaltete und zu lesen begann.
Schon nach
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