Das Haus an der Düne
Hinweis.»
«Glauben Sie das wirklich?»
« Mais oui, mais oui! Ich habe Ihnen die ganze Zeit schon gesagt, dass Mademoiselle uns etwas vorenthält. Sie denkt, es steht in keiner Verbindung zu dem Mord – aber ich, Hercule Poirot, weiß das besser! Es muss eine Verbindung geben. Denn ich spüre schon die ganze Zeit, dass ein wichtiger Faktor fehlt. Wenn dem nicht so wäre – dann wäre die ganze Angelegenheit glasklar! Und da sie das nicht ist – eh bien – muss die fehlende Ursache der Schlüssel zu dem Geheimnis sein. Ich weiß, dass ich Recht habe, Hastings.
Ich muss die Antworten auf die drei Fragen herausfinden. Und dann – und dann – werde ich endlich klar sehen…»
«Nun», meinte ich und streckte meine steifen Glieder, «ich glaube, ein Bad und eine Rasur sind jetzt mehr als angebracht.»
Nachdem ich ein Bad genommen und meine Garderobe gewechselt hatte, fühlte ich mich besser. Steifheit und Müdigkeit, die Folgen einer unbequem verbrachten Nacht, schwanden langsam. Am Frühstückstisch hatte ich das Gefühl, ein heißer Kaffee würde mich wieder vollständig auf die Beine bringen.
Ich warf einen Blick in die Zeitung, aber es gab wenig Neues außer der Tatsache, dass Michael Setons Tod nunmehr offiziell bestätigt war. Der furchtlose Flieger war tatsächlich ums Leben gekommen. Ich fragte mich, wie die Schlagzeilen von morgen lauten würden. Ungefähr so: «Rätselhafte Tragödie. Junges Mädchen während einer Feuerwerksparty ermordet.»
Ich hatte gerade mein Frühstück beendet, als Frederica Rice an meinen Tisch trat. Sie trug ein schlichtes Kleidchen aus schwarzem Krepp mit einem kleinen, gefältelten weißen Kragen. Sie schien mir noch durchsichtiger und zarter als sonst.
«Ich möchte Monsieur Poirot sprechen, Captain Hastings. Wissen Sie, ob er bereits auf ist?»
«Kommen Sie gleich mit mir hinauf», erwiderte ich. «Wir finden ihn sicher im Salon.»
«Danke.»
«Ich hoffe», wandte ich mich an sie, als wir gemeinsam den Speisesaal verließen, «Sie haben nicht allzu schlecht geschlafen.»
«Die Sache hat mich sehr mitgenommen», antwortete sie gedankenverloren. «Aber andererseits kannte ich das arme Mädchen so gut wie gar nicht. Nicks Tod wäre etwas anderes gewesen.»
«Vermutlich haben Sie das Mädchen vorher nie gesehen.»
«Doch, einmal – in Scarborough. Sie kam herüber und hat mit Nick zu Mittag gegessen.»
«Es muss ein furchtbarer Schlag für die Eltern sein», setzte ich das Gespräch fort.
«Ja, fürchterlich.»
Aber es klang sehr unbeteiligt. Ich hielt sie für derart egoistisch, dass sie nichts berührte, was sie nicht selbst betraf.
Poirot hatte sein Frühstück beendet und las die Morgenzeitung. Er erhob sich und begrüßte Frederica mit seiner gewohnten gallischen Galanterie.
«Madame, enchanté! » Er rückte ihr einen Sessel zurecht.
Sie dankte ihm mit einem matten Lächeln und nahm Platz. Ihre beiden Hände ruhten auf den Armlehnen. Sie saß sehr aufrecht da und blickte unverwandt vor sich hin. Sie hatte es nicht eilig, das Gespräch zu eröffnen. Ihre Schweigsamkeit und Reserviertheit hatten eine durchaus einschüchternde Wirkung.
«Monsieur Poirot», begann sie schließlich. «Gehe ich recht in der Annahme, dass diese – traurige Angelegenheit gestern Abend zweifellos ein wesentlicher Bestandteil des ursprünglichen Plans war? Ich meine – dass Nick eigentlich das Opfer sein sollte?»
«Ich würde sagen, da gibt es überhaupt keinen Zweifel, Madame.»
Frederica zog die Stirn ein wenig kraus.
«Nick ist wie durch einen Zauber unverwundbar», bemerkte sie und in ihrer Stimme lag ein seltsamer Unterton, mit dem ich nichts anfangen konnte.
«Man sagt, das Glück dreht sich im Kreis», bemerkte Poirot.
«Vielleicht. Es hat jedenfalls keinen Sinn, dagegen anzukämpfen.»
Jetzt lag nur Traurigkeit in ihrer Stimme. Nach einigen Sekunden fuhr sie fort.
«Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Monsieur Poirot. Nick auch. Bis gestern Abend habe ich nicht daran geglaubt. Ich hätte nicht im Traum gedacht, die Gefahr sei – ernst.»
«Tatsächlich, Madame?»
«Ich sehe nun ein, dass man alles sorgfältig untersuchen muss. Und ich könnte mir vorstellen, dass auch Nicks enger Freundeskreis nicht gegen Verdachtsmomente gefeit ist. Lächerlich natürlich, aber so ist es nun mal. Habe ich Recht, Monsieur Poirot?»
«Sie sind sehr klug, Madame.»
«Letztlich stellten Sie mir einige Fragen über Tavistock, Monsieur Poirot. Da Sie es früher oder später
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