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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es anderen nicht verwehren. Begreifen Sie? Entweder alle oder keiner. Uns beiden, Ihnen und mir, liegt doch die Sicherheit von Mademoiselle am Herzen, oder tut sie das nicht? Also. Dann verstehen Sie – es muss ‹keiner› heißen.»
    «Ich verstehe», sagte Challenger zögernd. «Aber dann…»
    «Psst! Kein Wort mehr. Wir müssen sogar die eben gesprochenen Worte vergessen. Vorsicht, äußerste Vorsicht ist jetzt geboten.»
    «Ich kann schweigen», versicherte der Seemann.
    Er wandte sich zur Tür und fragte beim Hinausgehen: «Auf Blumen gibt es kein Embargo, oder? Solange es keine weißen sind.»
    Poirot schmunzelte.
    «Und nun», sagte er zu mir, als sich die Tür hinter dem ungestümen Challenger geschlossen hatte, «während sich Monsieur Challenger und Madame und vielleicht auch Monsieur Lazarus im Blumengeschäft ein Stelldichein liefern, fahren wir beide still und heimlich ins Sanatorium.»
    «Um nach den Antworten auf die drei Fragen zu suchen?», wollte ich wissen.
    «Ja. Wir werden danach fragen, obwohl ich die Antworten eigentlich schon kenne.»
    «Was?», rief ich voller Erstaunen.
    «Ja.»
    «Aber wann haben Sie die herausgefunden?»
    «Beim Frühstück, Hastings. Es stand plötzlich ganz deutlich vor meinen Augen.»
    «Erzählen Sie doch.»
    «Nein, warten Sie, bis Sie es von Mademoiselle persönlich hören.»
    Dann schob er mir zur Ablenkung einen geöffneten Brief hin.
    Es handelte sich um das von Poirot angeforderte Gutachten eines Experten über das Porträt des alten Nicholas Buckley. Es stellte eindeutig fest, dass das Bild höchstens zwanzig Pfund wert war.
    «Damit wäre diese Angelegenheit geklärt», meinte Poirot.
    «Keine Maus in diesem Loch», kommentierte ich die Angelegenheit mit einer vor langer Zeit von Poirot selbst geprägten Metapher.
    «Ah! Sie erinnern sich daran? Nein, keine Maus in diesem Loch. Zwanzig Pfund wert, und Monsieur Lazarus hat fünfzig geboten. Welche Fehleinschätzung für einen anscheinend so schlauen jungen Mann. Aber egal, wir müssen uns jetzt auf den Weg machen.»
    Das Sanatorium lag hoch oben auf einem Hügel mit Blick auf die Bucht. Ein Weißkittel nahm uns in Empfang und führte uns in einen kleinen Raum im Erdgeschoss. Gleich darauf erschien eine resolut aussehende Schwester.
    Ein Blick auf Poirot genügte ihr. Sie hatte ganz eindeutig von Dr. Graham ihre Anweisungen sowie eine genaue Beschreibung des kleinen Detektivs erhalten. So genau, dass sie sogar ein Lächeln unterdrücken musste.
    «Miss Buckley hat eine ungestörte Nacht verbracht», berichtete sie. «Folgen Sie mir bitte hinauf?»
    Wir fanden Nick in einem angenehmen, sonnendurchfluteten Zimmer. In dem schmalen Eisenbett sah sie wie ein müdes Kind aus. Ihr Gesicht war sehr blass, und ihre Augen waren verdächtig gerötet. Sie wirkte teilnahmslos und sehr matt.
    «Wie nett, dass Sie gekommen sind», begrüßte sie uns mit tonloser Stimme.
    Poirot nahm ihre Hand in beide Hände.
    «Mut, Mademoiselle. Es gibt immer etwas, wofür es sich lohnt, weiterzuleben.»
    Diese Worte verblüfften sie. Sie sah ihm in die Augen.
    «Oh!», stammelte sie. «Oh!»
    «Wollen Sie mir jetzt nicht endlich sagen, was Sie in letzter Zeit so gequält hat, Mademoiselle? Oder soll ich raten? Und darf ich Ihnen mein tiefstes Beileid aussprechen, Mademoiselle?»
    Sie errötete.
    «Sie wissen es also. Ach, jetzt spielt es auch keine Rolle mehr, wer es weiß. Jetzt, wo alles vorbei ist. Wo ich ihn nie wieder sehen werde.»
    Die Stimme versagte ihr.
    «Nur Mut, Mademoiselle.»
    «Ich habe keinen Mut mehr. In den vergangenen Wochen habe ich meinen ganzen Vorrat an Mut aufgebraucht. Immer nur hoffen und hoffen und – ganz zuletzt entgegen alle Vernunft.»
    Ich starrte sie verständnislos an. Ich verstand kein Wort.
    «Sehen Sie sich nur den armen Hastings an», warf Poirot ein. «Er hat keine Ahnung, worüber wir sprechen.»
    Ihre traurigen Augen sahen mich an.
    «Michael Seton, der Flieger, war mein Verlobter – und nun ist er tot.»

Elftes Kapitel
    Das Motiv
     
    S prachlos vor Erstaunen wandte ich mich an Poirot.
    «Darauf haben Sie also angespielt?»
    «Ja. Meine Vermutung hat sich bestätigt – heute Morgen.»
    «Wie denn? Wie sind Sie darauf gekommen? Sie sagten, beim Frühstück stand es Ihnen plötzlich deutlich vor Augen.»
    «So war es auch, mein Freund. Direkt auf der Titelseite der Zeitung. Ich erinnerte mich an die Unterhaltung beim Dinner gestern Abend – und plötzlich wurde mir alles klar.»
    Er wandte

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