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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sich wieder Nick zu.
    «Sie haben die Neuigkeit gestern Abend gehört?»
    «Ja. Im Radio. Ich benutzte das Telefon als Ausrede. Ich wollte die Nachrichten alleine hören – für den Fall…»
    Sie musste schlucken. «Und dann hörte ich es…»
    «Ich weiß, ich weiß.» Er nahm wieder ihre Hand.
    «Es war – ziemlich grässlich. Dann kamen all diese Leute. Ich weiß nicht, wie ich das überstanden habe. Es war wie im Traum. Ich stand sozusagen neben mir und sah, dass ich mich benahm – als sei nichts geschehen. Es war irgendwie seltsam.»
    «Ja, ja. Ich verstehe.»
    «Und dann, als ich Freddies Umhang holen ging – brach ich ganz kurz zusammen. Aber ich hatte mich ziemlich rasch wieder im Griff. Doch Maggie rief mir immer wieder etwas über ihren Mantel zu. Schließlich nahm sie dann meinen Schal und ging. Ich legte etwas Puder und Rouge auf und folgte ihr hinaus in den Garten. Und da lag sie – tot…»
    «Ja, ja. Das muss ein furchtbarer Schock gewesen sein.»
    «Sie verstehen nicht. Ich war wütend! Ich wünschte, ich würde da liegen! Ich wollte tot sein – und da war ich – ganz lebendig und das womöglich noch viele Jahre lang! Und Michael tot – ertrunken weit weg, irgendwo im Pazifik.»
    « Pauvre enfant. »
    «Ich will nicht leben. Ich sage Ihnen, ich will nicht mehr leben!», rief sie rebellisch aus.
    «Ich weiß – ich weiß. Für uns alle gibt es Zeiten, Mademoiselle, in denen der Tod wünschenswerter scheint als das Leben. Aber das geht vorbei – Kummer und Trauer gehen vorbei. Sie glauben mir das jetzt nicht, das weiß ich. Es ist sinnlos für einen alten Mann wie mich, jetzt zu Ihnen zu sprechen. Leere Worte – denken Sie – nichts als leere Worte.»
    «Sie glauben, ich könnte vergessen – und jemand anderen heiraten? Niemals!»
    Sie sah außerordentlich reizvoll aus, wie sie da mit geballten Fäusten und geröteten Wangen im Bett saß.
    Poirot beruhigte sie behutsam: «Nein, nein. Ich denke an nichts dergleichen. Sie können sich glücklich schätzen, Mademoiselle. Ein tapferer Mann – ein Held – hat Sie geliebt. Wie haben Sie sich kennen gelernt?»
    «Letzten September – in La Touquet. Nicht ganz vor einem Jahr.»
    «Und wann haben Sie sich verlobt?»
    «Kurz nach Weihnachten. Aber es musste geheim bleiben.»
    «Warum das?»
    «Wegen Michaels Onkel – dem alten Sir Matthew Seton. Er liebte Vögel und hasste Frauen.»
    « Ah! Ce n’est pas raisonnable! »
    «Nun – darum ging es gar nicht so. Ich meine, er war sowieso komplett verrückt. Er hielt Frauen für den Ruin eines jeden Mannes. Und Michael war völlig abhängig von ihm. Er war schrecklich stolz auf Michael und hatte den Bau der ‹Albatros› und den Flug um die Welt finanziert, denn es war sein größter Traum – ebenso wie Michaels. Hätte Michael es geschafft, hätte er alles von ihm haben können. Und selbst wenn der alte Sir Matthew unnachgiebig geblieben wäre, hätte es dann keine Rolle mehr gespielt. Michael wäre ein gemachter Mann gewesen – eine Art Held auf der ganzen Welt. Sein Onkel hätte schließlich doch eingelenkt.»
    «Ja, ja, ich verstehe.»
    «Aber Michael sagte, es wäre unangenehm, wenn irgendetwas durchsickere. Wir müssten die Verlobung absolut geheim halten. Und das tat ich auch. Ich habe niemandem davon erzählt – nicht einmal Freddie.»
    «Hätten Sie es wenigstens mir erzählt, Mademoiselle», stöhnte Poirot.
    Nick sah ihn mit großen Augen an.
    «Aber welchen Unterschied hätte das gemacht? Meine Verlobung kann doch nichts mit diesen rätselhaften Anschlägen auf mich zu tun haben. Nein, ich hatte es Michael versprochen – und ich habe mein Wort gehalten. Aber es war schrecklich – die Besorgnis, die Ungewissheit und jedes Mal wieder die Aufregung. Und alle sagten dauernd, ich sei so nervös. Und ich konnte es nicht erklären.»
    «Ja, das kann ich alles gut nachfühlen.»
    «Er war schon einmal vermisst, wissen Sie. Über der Wüste auf dem Weg nach Indien. Das war zunächst ziemlich schlimm, doch danach ging schließlich doch alles gut aus. Seine Maschine war zwar beschädigt, konnte aber repariert werden, und er konnte den Flug fortsetzen. Und ich sagte mir immer wieder, es würde diesmal wieder so sein. Alle hielten ihn für tot – doch ich sagte mir immer wieder, dass er in Wirklichkeit am Leben sein müsse. Und dann – gestern Abend…» Sie brach ab.
    «Bis gestern hatten Sie also die Hoffnung nicht aufgegeben?»
    «Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich wollte das

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