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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Aussicht …«
    »Auf keinen Fall«, erklärte Feenie bestimmt. »Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt, das ist viel zu gefährlich. Wer sich über den Zaun hinausbewegt, den die Gemeinde aufgestellt hat, tut das auf eigene Gefahr. Wie sieht der Zeitplan aus?«
    »Ich seh mal nach. Es gibt ein paar Probleme, aber ich denke …«
    Sie senkte die Stimme, und Feenie hörte ihr aufmerksam zu.
    »Wer ist das?« zischte Daphne in Ellies Ohr. »Mrs. Danvers? Oder nur eine alternde Hausdienerin?«
    »Nein. Sie ist ein Mitglied von Liberata. Unsere neue Schriftführerin, wenn du’s genau wissen willst.«
    »Meine Güte! Und macht sie auch die Wäsche, oder erledigt das die Schatzmeisterin?«
    »Sie hat nur ein Tablett mit Getränken rausgebracht, ich bitte dich«, wehrte Ellie ab.
    Wendy Woolley ging durch die Glastür ins Haus zurück, und Feenie gesellte sich wieder zu den anderen. »Tut mir leid. Ich habe nur noch selten Gäste, meine Küche ist ein wenig eingerostet.«
    War das im übertragenen oder wörtlichen Sinne gemeint? fragte sich Ellie.
    »Und natürlich ist es heutzutage nicht so einfach, gutes Personal zu bekommen«, meinte Daphne.
    »Finden Sie? Stimmt schon, die Leute werden immer wählerischer, was ihre Arbeitgeber betrifft«, sagte Feenie. »Das nennt man Menschenrechte. Ich persönlich habe kein Problem damit.«
    »Nein? Ich vermute, es hängt sehr davon ab, inwieweit man dazu bereit ist, seine Bekannten auszubeuten«, bemerkte Daphne. »Schaut mal, wer da kommt!«
    Die beiden Hunde rannten in freudigen Sprüngen am Haus vorbei, dicht gefolgt von Rosie. Dahinter lief, etwas langsamer, Novello, die aber auch schon ins Schwitzen gekommen war.
    Die Tiere schossen unter dem Absperrzaun hindurch, und Rosie wäre ihnen nachgerannt, wenn Feenie nicht hinter ihr hergerufen hätte: »Bleib stehen, Kind! Nicht weiter!«
    Sofortiger Gehorsam, ohne Wenn und Aber. Den Trick muß ich mir von Feenie unbedingt erklären lassen, dachte Ellie.
    »Bleib bitte in Sichtweite, und laß Miss, äh, tut mir leid, ich habe Ihren Namen vergessen, etwas trinken.«
    »Novello. Shirley Novello«, keuchte die Polizistin und ließ sich auf die Marmorbank fallen. »Meine Güte, ist das heiß da draußen!«
    Da gerade die Sonne unterging, lag die der See zugewandte Seite des Hauses angenehm im Schatten. Feenie, die aufmerksam Richtung Osten blickte, meinte: »Ja, es ist ziemlich schwül. Ich glaube, wir kriegen schlechtes Wetter. Die Vorhersage sah eigentlich ganz gut aus für die nächsten achtundvierzig Stunden, aber offenbar haben sie sich wieder mal geirrt.«
    Ellie konnte an dem makellos blauen Himmel nichts Beunruhigendes entdecken. Es stimmte schon, am Horizont verlief er enzianblau ins Meer, aber das mußte schon auf halbem Weg zum Kontinent sein und konnte sie doch nicht mehr betreffen.
    Ein höfliches Hüsteln kündigte die Rückkehr von Wendy Woolley an, die Feenie zumurmelte: »Alles in Ordnung. Ungefähr in zwanzig Minuten, sagt sie.«
    »Hervorragend. Setzen Sie sich zu uns. Shirley kennen Sie wohl noch nicht. Ich wollte uns gerade was einschenken. Wie möchten Sie es denn, Mrs. Aldermann? Mit oder ohne?«
    Daphne, die sich Wendy Woolley in einer mittelalterlichen Küche über einem offenen Feuer schuftend vorgestellt hatte und nun verwirrt einsah, daß sie sich von diesem Bild verabschieden mußte, stimmte wie alle anderen für
mit,
wobei die Frage offenblieb, ob
ohne
bedeutete, daß man nur Limonade oder nur Gin bekam.
    Sie saßen und tranken und unterhielten sich. Nach einer Weile stellte sich zwischen Daphne und Feenie eine vorsichtige Neutralität ein, deren höfliche Einkleidung nicht weniger unterhaltsam war als die gelegentlichen Verstöße. Wendy Woolley und Shirley Novello trugen kaum zur Unterhaltung bei, schienen sich aber wohl zu fühlen, während Ellie sie alle beobachtete, zunächst mit der aufmerksamen Objektivität einer Schriftstellerin, die sich nach drei Gläsern »mit« jedoch in einen Gemütszustand auflöste, der Zuneigung erstaunlich nahe kam.
    Feenie sagte plötzlich: »Es ist viel zu warm, um drinnen zu essen. Stellen wir einfach den Tisch raus. Freiwillige vor!«
    Sie folgten ihr alle ins Eßzimmer, wo der Tisch stand – in Wahrheit eine klapprige Tischtennisplatte, welche ein Tuch bedeckte, das nach Ellies Erinnerung bei ihrem letzten Besuch noch eine Hälfte des Vorhangs der Verandatür gewesen war. Darauf war vornehm mit Silberbesteck, Kristallgläsern und feinem Porzellan von

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