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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Vertäfelung immer noch nicht verkauft?« fragte Ellie.
    »Noch nicht. Irgendwann reiß ich sie bestimmt raus, aber eine befreundete Architektin hat mich gewarnt, daß das an manchen Stellen vielleicht alles ist, was die Wände noch zusammenhält, nachdem sich ja der Boden schon ein wenig gesenkt hat.«
    Sie versetzte der schweren Eichentäfelung, von der die Rede war, einen kräftigen Schlag mit der Faust, worauf das Porträt ihres Vaters mißbilligend wackelte.
    »Ist das etwa ein John?« sagte Daphne und betrachtete das Bild. »Ein hübsches Paar. Ist das Bild zusammen mit dem Haus gekauft worden?«
    Wenn Daphne ihre majestätischen Anwandlungen hatte, ließ sie sich durch nichts erschüttern, und je eher Feenie das begriff, um so besser. Die Schriftstellerin in Ellie dachte, sie sollte solche Scharmützel unter ihren Freundinnen als Material für ihr nächstes Opus magnum sammeln, doch da sie immer noch »unveröffentlicht« war, konnte sie genausogut die Rolle der Friedensstifterin übernehmen.
    »Feenies Vater hat Gunnery gebaut, besser gesagt: wiederaufgebaut«, sagte sie. »Wie ich schon mal erwähnt habe, glaube ich.«
    »Ach so. Ihr Vater mußte also seine Bilder kaufen, Miss Macallum?« erkundigte sich Daphne. »Und auch seine Möbel, wenn ich mir die Frage erlauben darf?«
    »In der Tat. Und seine Tochter muß sie wieder verkaufen«, erwiderte Feenie. »Das Leben geht seltsame Wege, Mrs. Aldermann. Vielleicht werden Sie auch eines Tages diese Erfahrung machen müssen.«
    »Das sind Feenies Eltern«, erklärte Ellie in entschiedenem Ton, um das Thema abzuschließen.
    »Wirklich?« murmelte Daphne, als rede sie mit sich selbst. »Wie interessant. Wäre ich nicht drauf gekommen. Sie sehen so gut aus.«
    Ein leises Knurren ertönte, doch glücklicherweise kam es nicht von Feenie, sondern von Carla, ihrem Collie, der gerade durch die Tür getrottet kam und beim Anblick von Tig wie angewurzelt stehenblieb.
    Die beiden Tiere fixierten einander eine Weile, dann gingen sie langsam aufeinander zu, bis sie knapp vor einem Zusammenstoß minimal zur Seite wichen. Sie hielten inne, als sie Seite an Seite standen. Nun begann ein freundliches, beinahe önophiles Beschnüffeln ihrer respektiven Hinterteile, das allem Anschein nach ewig hätte weitergehen können, wenn nicht Carla plötzlich nervös herumgefahren wäre, wie eine Dame, die man gekniffen hat, und dem Terrier einen kräftigen Schlag aufs linke Ohr versetzt hätte. Tig versuchte gar nicht erst, den Kavalier zu spielen, sondern revanchierte sich umgehend. Oh, Scheiße, dachte Ellie, jetzt fängt der Dritte Weltkrieg an, denn nun jagten die beiden Hunde nebeneinanderher durch den Raum und schnappten einander mit blitzenden Zähnen nach der Kehle.
    »Das klappt ja prima«, sagte Feenie fröhlich. »Warum gehst du nicht mit ihnen raus, mein Kind, bevor sie die restlichen Möbel ruinieren? Kommt wieder zur Hintertür rein, wenn ihr fertig seid. Dann kriegst du auch Limonade.«
    Sie wandte sich um und schritt ihren Gästen voran. Daphne folgte ihr auf den Fersen. Ellie wartete einen Moment, um sich zu vergewissern, daß die beiden Hunde tatsächlich nur miteinander spielten, was Feenie auf einen Blick erfaßt hatte. Mit Freudensprüngen verschwanden sie durch die Haustür. Rosie stürmte begeistert hinterher.
    »Schon in Ordnung, ich werde ein Auge auf sie haben«, versicherte Shirley Novello, als Ellie ihr einen Blick zuwarf.
    »Danke«, sagte Ellie. »Und ich werde ein Auge auf die beiden anderen haben.«
    Immerhin einmal ein kurzer Moment des Einverständnisses zwischen den beiden. Novello trat hinaus in den Sonnenschein.
    Ellie folgte Feenie und Daphne durchs Haus. Feenie hatte nicht gescherzt, als sie von »restlichen« Möbeln gesprochen hatte. Obwohl Ellies einziger Besuch schon etliche Jahre zurücklag, war sie sich sicher, daß diese weitläufigen Leerräume damals von schweren viktorianischen Bücherschränken, Schreibpulten, Tischen und Sesseln ausgefüllt gewesen waren, während die verblichenen Quadrate und Rechtecke, die sich wie vernagelte Fenster an den Wänden entlangzogen, keinen Zweifel daran ließen, daß hier auch Bilder verschwunden waren.
    Feenie und Daphne waren vor einer Glastür stehengeblieben. Sie führte auf eine Terrasse hinaus, an deren beiden Seiten, auf Betonsockel montiert, je ein 45-mm-Mörser stand.
    »Wir können draußen sitzen, wenn Sie nichts gegen Marmor haben«, sagte Feenie. »Davon kriegt man Hämorrhoiden, habe ich als

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