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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kind immer gesagt.«
    »Marmor ist prima«, fand Daphne und trat hinaus. »Sind die Dinger da echt?«
    »Allerdings. Und sie sind im Ersten Weltkrieg tatsächlich zum Einsatz gekommen, wie mir mein Vater erzählt hat«, antwortete Feenie.
    »Ich wundere mich, daß du sie noch hast«, sagte Ellie. »Ein Museum würde doch bestimmt ein erkleckliches Sümmchen dafür bezahlen.«
    »Wahrscheinlich. Aber ich habe nicht die Absicht, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten und mein Geld mit Waffen zu verdienen. Ihr Platz ist auf dem Grund des Meeres, und da werden sie auch enden.«
    Das nenne ich Überzeugung, dachte Ellie.
    Daphne kniete sich auf die Bank, die an der italienisch anmutenden Balustrade entlanglief, und bewunderte die Aussicht.
    »Eine prächtige Aussicht! Ich liebe das Meer«, erklärte sie.
    »Ich auch, solange es bleibt, wo es hingehört«, entgegnete Feenie. »Dummerweise will es sich offenbar bis hierher ausbreiten.«
    Ellie betrachtete die nähere Umgebung.
    »Meine Güte«, sagte sie. »Da ist ja einiges weggebrochen, seit ich das letzte Mal da war.«
    »Ja. Ich glaube, wir hatten damals noch den VBP , obwohl er schon nicht mehr zugänglich war.«
    »Den VBP ?« fragte Daphne.
    »Vorgeschobener Beobachtungsposten«, erläuterte Feenie. »Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde das Haus gerade renoviert, und mein Vater ordnete die Errichtung eines Beobachtungspostens am Klippenrand an, um nach deutschen Invasoren Ausschau zu halten. Er hat dort sogar ein altes Maxim-Maschinengewehr aufstellen lassen, samt Munition. Dieser Beobachtungsposten verschwand in den dreißiger Jahren im Meer, obwohl er viel Geld in Befestigungsmaßnahmen gesteckt hat, aber während des Zweiten Weltkriegs ließ er einen neuen bauen, ein Stück weiter zurück. Das ist der, an den du dich erinnerst, Ellie.«
    »Ja, er sackte schon ein wenig ab, ich erinnere mich. Aber den Kommandoposten gibt es immer noch, wie ich sehe.«
    Ihr Blick schweifte zu dem Häuschen aus Beton und Glas, das zur Linken über das niedrige Gebüsch hinweg zu sehen war.
    »Ja. Aber das Meer nagt den Sandstein um den Granit herum weg, und man hat mir gesagt, daß der Pavillon am Ende ins Meer stürzen wird, auch wenn vielleicht der Fels, auf dem er sitzt, übriggbleibt. Es ist schon jetzt zu gefährlich, da hinzugehen. Die Gemeindeverwaltung hat mir mitgeteilt, daß ich persönlich für die Sicherheit der Leute hafte, die den Bereich jenseits des Sicherheitszauns betreten, also laßt das bitte. Es ist wirklich sehr gefährlich.«
    Ganz untypisch von Feenie, sich derart für Vorschriften der Behörden ins Zeug zu legen, dachte Ellie.
    Daphne blickte auf die Linie aus grellrotem Plastik und rief aus: »Ach, dafür ist das da. Und dort beginnt die Gefahrenzone? Aber das ist ja ganz nahe!«
    »Kommen Sie nächstes Jahr wieder, dann ist es noch näher«, sagte Feenie.
    »Kann man denn da gar nichts tun? Das ist aber schade. Das Haus Ihrer Kindheit … das muß ja furchtbar sein.«
    Feenie sah sie forschend an, um herauszufinden, ob sie das etwa ironisch meinte, konnte aber kein Anzeichen dafür entdecken und meinte daher munter: »Regen Sie sich nicht auf, meine Liebe. Es wäre mir zwar lieber gewesen, das Anwesen gewinnbringend zu verkaufen, aber es ist doch gar nicht so unpassend, daß ein Haus, das seine Existenz Tod und Vernichtung verdankt, als Haufen wertloser Trümmer endet. Natürlich werde ich vorher alles rausschaffen, was ich vor dem Meer retten kann, um es zu Geld zu machen. Den Kommandoposten habe ich schon vor einiger Zeit leer geräumt, und wie Sie gesehen haben, ist hier im Haus auch schon der Anfang gemacht. Es ist also nicht alles verloren. Ah, das paßt ja sehr gut. Ich wollte gerade vorschlagen, daß wir etwas trinken. Sehr aufmerksam von Ihnen.«
    Zu Ellies Überraschung war eine Frau, in der sie Wendy Woolley erkannte, auf die Terrasse getreten. Sie trug ein Holztablett, auf dem einige Gläser, ein Krug Limonade und eine Flasche Gin standen. Sie lächelte Ellie scheu an und stellte dann das Tablett auf der Marmorbank ab.
    »Mrs. Woolley, Ellie kennen Sie natürlich. Und das hier ist Mrs. Aldermann, eine …«
    Sie machte eine Pause, die lang genug war, daß das Wort
Mieterin
in der Luft hing, und fuhr dann fort: »Nachbarin.«
    »Ja. Hallo. Ich habe gehört, wie Sie den, ich glaube, Sie sagten Kommandoposten, erwähnten? Nennen Sie so das Haus an der Klippe? Ob es wohl möglich wäre, einen Spaziergang dorthin zu machen, wegen der

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