Das Haus auf den Klippen
auf die Unterlagen. »Das wird
ein wahres Fest, sich da hineinzuknien.«
»Henry, wir überlegen uns ernsthaft, ob wir das Remember
House kaufen sollen«, sagte Adam. »Warst du schon mal drinnen, seit es renoviert wurde?«
Phoebe Spragues Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich,
verriet Furcht. »Ich will nicht zum Remember House gehen«,
sagte sie. »Die haben mich gezwungen, ins Meer zu gehen. Das
ist es auch, was sie mit Adams Frau tun werden.«
»Liebes, du bist durcheinander. Du warst doch gar nicht im
Remember House«, erklärte Henry geduldig.
Sie sah verunsichert aus. »Ich dachte doch, ich wär da gewesen.«
»Nein, du warst am Strand dort in der Nähe. Das hier ist
Adams Frau, mit der du jetzt zusammen bist.«
»Ach, ja?«
»Ja, Liebes.«
Er dämpfte seine Stimme. »Vor ein paar Wochen ist Phoebe
ungefähr um acht Uhr abends davongewandert. Alle haben nach
ihr gesucht. Wir sind immer schon gern an euerm Strand entlanggelaufen, und so beschloß ich, hinüberzufahren. Ich hab sie
im Meer nicht weit von eurem Haus gefunden. Noch ein paar
Minuten, und es wäre zu spät gewesen.«
»Ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, aber ich kenne sie«,
sagte Phoebe Sprague traurig. »Sie wollten mir was zuleide
tun.«
8. August
29
A
Montag morgen rief Adam im Wayside Inn an, ließ sich
bestätigen, daß eine Kellnerin namens Tina an diesem Tag
dort arbeiten werde, rief dann Scott Covey an und verabredete
sich mit ihm dort im Gasthaus.
Menley hatte mit Amy ausgemacht, daß sie kommen und
Hannah versorgen würde, während sie selbst sich in Phoebe
Spragues Unterlagen stürzte, etwas, worauf sie sich eindeutig
freute. »Du vermißt mich bestimmt nicht«, sagte Adam lachend.
»Du hast einen Ausdruck in den Augen wie ein Pirat, der einem
Schiff voller Gold hinterherjagt.«
»Hier in dem Haus zu sein hilft wirklich dabei, ein Gefühl für
die alten Zeiten zu bekommen«, sagte Menley voller Eifer.
»Hast du schon gewußt, daß die Tür vom großen Wohnzimmer
so groß ist, weil man sie extra weit genug gemacht hat, damit
ein Sarg durchgeht?«
»Das ist ja heiter«, sagte Adam. »Meine Großmutter hat mir
früher immer Geschichten über das alte Haus erzählt, wo sie
wohnte. Ich hab die meisten vergessen.« Er hielt eine Weile
wehmütig inne. »Also gut, ich geh jetzt, um die Verteidigung
meines neuen Klienten aufzunehmen.« Menley fütterte Hannah
mit Brei. Adam küßte Menley oben auf den Kopf und gab Hannahs Fuß einen liebevollen Klaps. »Du bist zu verschmiert für
einen Kuß, Spätzchen«, sagte er zu ihr.
Er überlegte kurz, ob er Menley von seinem Vorhaben erzählen sollte, bei Elaine vorbeizuschauen und mit ihr zu sprechen,
falls sie in der Agentur war. Er beschloß, nichts darüber zu sagen. Er wollte nicht, daß Menley den Grund für diesen Besuch
erfuhr.
Adam traf eine Viertelstunde vor dem Termin mit Covey beim Wayside Inn ein. Es war einfach, Tina nach Henry Spragues
Beschreibung zu erkennen. Als er hereinkam, räumte sie gerade
einen kleinen Tisch am Fenster ab. Er bat die Empfangsdame,
ihn dort zu plazieren.
Sehr attraktiv auf eine herausfordernde Weise, dachte er, als
er die Speisekarte von ihr entgegennahm. Tina hatte glänzendes
Haar, lebhafte braune Augen, einen rosigen Teint und perfekte
Zähne, die sich bei ihrem strahlenden Lächeln zeigten. Eine unnötig engsitzende Servieruniform präsentierte jede Kontur ihrer
wohlgerundeten Figur. Ende Zwanzig, folgerte er, und sie hat
sich nichts entgehen lassen.
Auf ihr fröhliches »Guten Morgen, Sir« folgte ein unverhohlen bewundernd starrender Blick. Ein Bruchstück aus dem Song Paper Doll, den seine Mutter gerne sang, fiel ihm plötzlich ein: »Flirty, flirty eyes…« Tina hatte unbestreitbar flirtende Augen,
fand er.
»Erst mal bloß Kaffee«, sagte er. »Ich warte auf jemanden.«
Scott Covey erschien um Punkt neun. Quer durch den Raum
beobachtete Adam, wie sich sein Gesichtsausdruck änderte, als
ihm klar wurde, daß Tina sie bedienen würde. Doch als er sich
dann setzte und sie mit der Speisekarte kam, nahm er die Karte
entgegen, ohne Tina weiter Beachtung zu schenken, und genauso ließ sie sich nichts anmerken, was darauf schließen ließ, daß
sie ihn kannte, sondern äußerte bloß: »Guten Morgen, Sir.«
Sie bestellten beide Saft, Kaffee und Blätterteiggebäck. »Ich
habe zur Zeit kaum Appetit«, sagte Covey leise.
»Sie werden noch weniger haben, wenn Sie Spielchen mit mir
treiben«, warnte ihn
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