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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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aneinander fügen, so kein unziemlich luftzug
eindringe und sie der kälte aussetze.«
Mehitabel. Das war die treulose Frau. »Von zartter gestalt und
krafft«, dachte Menley. »… so kein unziemlich luftzug eindringe und sie der kälte aussetze.« Warum würde irgendeine Frau
einen Mann betrügen, der sich so um sie kümmerte? Sie schob
ihren Stuhl zurück, stand auf, ging zum Vorderzimmer und
blickte hinaus. Amy hatte den Kinderwagen fast ans Ende der
Klippe gestellt, saß daneben und las.
Wie lange hatte Mehitabel wohl hier gewohnt? fragte sich Menley. War sie wohl überhaupt je in Kapitän Freeman verliebt? Wenn
er von einer Fahrt zurückerwartet wurde, war sie dann je zum
Witwensteg hinaufgegangen, um Ausschau nach ihm zu halten?
Sie hatte Adam über die kleine Plattform mit Geländer befragt, die das Dach vieler alter Cape-Häuser krönte. Er hatte ihr
erzählt, daß man das einen Witwensteg nenne, weil in der alten
Zeit damals die Frau eines Seefahrers, wenn seine Heimkehr
fällig war, dort Wache hielt und sich die Augen nach dem ersten
Auftauchen der Masten seines Schiffs am Horizont ausschaute.
So viele Schiffe seien nicht zurückgekehrt, daß diese Art Plattform schließlich als Witwensteg bekannt wurde.
Sie stellte sich vor, daß der Steg oben auf dem Haus hier einen mitreißenden Blick über das Meer bieten mußte. Sie konnte
sich eine schlanke junge Frau ausmalen, die darauf stand. Das
würde sie zum Thema einer ihrer Skizzen als Illustration für das
Buch machen.
Dann lächelte sie bei einem Blick hinaus auf den Wagen, in
dem Hannah in der Sonne schlief. Plötzlich fühlte sie sich ruhig
und gelassen. Bald geht es mir wieder gut, dachte sie. Ich mache
mir zu viele Sorgen. Die Arbeit hilft mir immer, das seelische
Gleichgewicht wiederzufinden.
Sie kehrte in die Küche zurück und begann, weitere Unterlagen zu sondieren und sich ihre eigenen Listen anzulegen – Namen, die typisch für damals waren; Beschreibungen der Kleidung; Angaben zum Wetter.
Es war Viertel nach zwölf, als sie einen Blick auf die Uhr
warf. Ich denke mal lieber ans Mittagessen, entschied sie und
ging hinaus, um Amy und Hannah hereinzuholen. Hannah
schlief noch fest. »Die Luft hier ist wie eine Beruhigungspille,
Amy«, sagte Menley mit einem Lächeln. »Wenn ich dran denke,
wie diese Kleine die ersten sechs Wochen ihres Lebens absolut
kein Auge zutun wollte!«
»Sie war eingeschlafen, sobald der Kinderwagen nur zu rollen
anfing«, sagte Amy. »Ich sollte bloß das halbe Geld verlangen.«
»Aber das kommt nicht in Frage. Weil Sie gekommen sind,
hatte ich ein paar wundervolle Stunden. Die Ordner, die ich mir
angeschaut habe, enthalten großartiges Quellenmaterial.«
Amy musterte sie forschend. »Ach, und ich dachte schon, ich
hätte sie kurz da oben stehen sehen.« Sie zeigte auf den Witwensteg.
»Amy, außer in den paar Minuten, als ich unten aus dem Fenster geschaut hab, hab ich mich bis jetzt nicht vom Fleck gerührt.« Sie schirmte die Augen mit der Hand ab und blickte zu
der Plattform hinauf. »Da ist ein Metallstreifen an dem linken
Schornstein. Sowie die Sonne draufscheint, sieht es aus, als ob
sich was bewegt.«
Amy schien das nicht zu überzeugen, aber sie schüttelte den
Kopf und sagte: »Na ja, die Sonne hat mich geblendet, als ich
hingeschaut hab, und ich mußte die Augen zusammenkneifen.
Ich hab mir wahrscheinlich bloß eingebildet, daß ich Sie gesehn
hab.«
Später, als Amy Hannah fütterte, huschte Menley nach oben.
Eine Klappstiege in einem Einbauschrank im ersten Stock führte
zum Witwensteg. Sie öffnete den Schrank, und ein kalter Luftstrom schlug ihr entgegen. Wo kommt denn dieser Luftzug her?
wunderte sie sich.
Sie zog die Leiter zu sich herab und kletterte die Sprossen
hinauf, entriegelte die Falltür und schob sie hoch, stieg dann
hinaus. Vorsichtig testete sie den Boden. Er war tragfähig. Sie
ging ein paar Schritte und legte die Hand auf das Geländer. Es
reichte ihr fast bis zur Taille. Und auch das Geländer war solide.
Was hat Amy bloß gesehen, als sie dachte, ich wäre hier
oben? grübelte sie. Der Steg maß etwa drei mal drei Meter und
lag zwischen die beiden massiven Schornsteine eingebettet. Sie
überquerte die Plattform und blickte zu der Stelle in über dreißig
Meter Entfernung hinüber, wo Amy gesessen hatte. Dann drehte
sie sich um und musterte die Fläche hinter ihr.
War der Metallstreifen an der Ecke des linken Kamins das,
was Amys Aufmerksamkeit

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