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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zu, wie der Regen auf den Ozean niederpeitschte
und die Brandung zornig aufschäumte. Ein angenehmer, wohltuender Tag, gemeinsam verbrachte Zeit, Erfahrungsaustausch,
ganz so wie die Tage, die sie früher oft erlebt hatten.
    Nur, daß jetzt ständig das Schreckgespenst eines Zusammenbruchs Menleys Bewußtsein heimsuchte. Was war nur mit ihr
los? grübelte sie. Sie hatte Adam nichts von der Angstattacke
am Bahnübergang erzählt, obwohl er das ja verstanden hätte.
Wie aber ihm erzählen, daß sie in der Nacht, als er in New York
war, von dem Geräusch eines so laut heranrauschenden Zuges
aufgewacht war, daß es klang, als rase er durchs Haus? Was
würde irgendein vernünftiger Mensch über solch eine Geschichte denken? Und genauso: Konnte sie ihm etwa erzählen, daß sie
keinerlei Erinnerung daran hatte, in der letzten Nacht im Kinderzimmer gewesen zu sein? Nein, niemals!
Das wäre genauso, als würde sie ihm vorjammern, wie ausgeschlossen sie sich auf Elaines Party gefühlt hatte angesichts all
der kumpelhaften Vertrautheit, an der sie nicht teilnehmen konnte. Ich habe jede Menge Freunde, hielt sich Menley vor Augen.
Es ist ja bloß hier, daß ich mich als Außenseiterin fühle. Falls
wir uns tatsächlich entschließen, das Remember House zu kaufen, dann lerne ich noch alle wirklich gut kennen. Und dann lade
ich auch meine eigenen Freunde hierher ein.
    »Du bist plötzlich sehr still«, sagte Adam.
»Ich träume bloß so vor mich hin.«
Es herrschte starker Verkehr an diesem Sonntag nachmittag,
    und sie zuckelten im Schrittempo die Main Street hinunter. An
dem Kreisverkehr bogen sie links ab und fuhren noch anderthalb
Kilometer bis zu dem Haus der Spragues am Oyster Pond.
    Als Adam vor dem Haus abbremste, fuhr gerade ein blauer
Chevy davon. Henry Sprague stand im Eingang. Er begrüßte sie
herzlich, doch es war deutlich zu erkennen, daß er in Gedanken
mit etwas anderem beschäftigt war.
    »Ich hoffe, daß Phoebe okay ist«, murmelte Adam zu Menley,
als sie ihm zur Terrasse folgten.
Henry hatte seiner Frau Bescheid gesagt, daß sie kamen. Mrs.
Sprague gab vor, Adam zu erkennen, und lächelte Menley ausdruckslos an.
Die Alzheimersche Krankheit, dachte Menley. Wie schrecklich, den Kontakt mit der Realität zu verlieren. Im Bellevue
Hospital hatte ihre Mutter gelegentlich Patienten mit dieser
Krankheit auf der Station, für die sie zuständig war, gehabt.
Menley versuchte sich einige der Geschichten ins Gedächtnis
zurückzurufen, die ihr ihre Mutter darüber berichtet hatte, wie
man den Patienten helfen kann, sich besser zu erinnern.
»Sie haben doch viel über die frühe Geschichte auf dem Cape
nachgeforscht«, sagte sie. »Ich habe vor, ein Kinderbuch über
das Cape im siebzehnten Jahrhundert zu schreiben.«
Mrs. Sprague nickte, schwieg aber.
Henry Sprague beschrieb Adam den Besuch von Nat Coogan.
»Ich hatte ein verflucht ungutes Gefühl, daß ich tratsche«, sagte
er, »aber dieser Covey-Kerl hat irgendwas an sich, was mir unecht vorkommt. Wenn die geringste Möglichkeit besteht, daß er
das arme Mädchen hat ertrinken lassen…«
»Elaine ist da anderer Meinung, Henry. Sie hat letzte Woche
Scott Covey zu mir geschickt. Ich hab eingewilligt, den Fall zu
übernehmen.«
»Du! Ich dachte, du hättest Urlaub, Adam.«
»Ja, hätte ich auch eigentlich, aber es sieht ganz danach aus,
daß Covey gute Gründe hat, sich Sorgen zu machen. Die Polizei
sitzt ihm im Nacken. Er braucht einen Anwalt.«
»Dann ist mein Gerede fehl am Platz.«
»Nein. Wenn es zur offiziellen Anklage kommt, dann hat die
Verteidigung das Recht zu erfahren, welche Zeugen aufgerufen
werden sollen. Ich will dann selbst noch mit dieser Tina reden.«
»Dann fühl ich mich schon besser.« Henry Sprague seufzte
erleichtert auf und wandte sich Menley zu. »Heute morgen habe
ich alles, was ich von Phoebes Unterlagen über die frühe Zeit
auf dem Cape auftreiben konnte, zusammengesucht. Ich hab
schon immer zu ihr gesagt, daß ihre ersten Aufzeichnungen ein
schreckliches Kuddelmuddel für eine Person sind, die so ausgefeilte Artikel und Essays verfaßt.« Er schmunzelte. »Ihre Antwort war dann, sie arbeite eben in ordentlichem Chaos. Ich hol
die Sachen für Sie.«
Er ging ins Haus und kehrte wenig später mit einem Arm voll
prallgefüllter hellbrauner Aktendeckel zurück.
»Ich werde sorgfältig damit umgehen und sie Ihnen wiederbringen, bevor wir wieder heimfahren«, versprach Menley. Sie
warf einen sehnsüchtigen Blick

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